Hale 1 Piraten der Liebe
nur ein anonymer Körper ohne Gedanken und Gefühle.
»Danke, Petersham, ich nehme gerne ein Bad«, antwortete sie.
Petersham strahlte sie an und verschwand wieder. Cathy lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schämte sich plötzlich ein wenig ihres Benehmens. Alles, was man ihr angetan hatte, war wohl kaum Petersham vorzuwerfen. Er hatte ihr immer nur Freundlichkeit entgegengebracht, seit sie gefangengenommen worden war.
Diesmal war Cathy auf das kurze Klopfen vorbereitet. Petersham kam herein. Er wurde von zwei stämmigen Seemännern gefolgt, die eine Badewanne trugen. Ein dritter trug einen von ihren Koffern.
»Meine Kleider! « rief Cathy voller Freude aus.
»Der Captain gab Erlaubnis, diese Sachen zu Ihnen zu bringen, Miß«, sagte Petersham und lächelte sie an. »Ich nahm mir die Freiheit, den Koffer mit den Nachtsachen auszusuchen. Ist das recht? «
Die bloße Erwähnung des Kapitäns reichte aus, um Cathys Wut neu entflammen zu lassen; besonders, wenn es sich um eine Erlaubnis, die sie betraf, handelte. Aber sie war etwas klüger geworden. Es gab keinen Grund, sich noch mehr Schwierigkeiten einzuhandeln. Wenn sie Petersham mit den Sachen zurückschicken würde, würde sie nichts gewinnen. Ihre Zeit würde schon noch kommen. Martha hatte oft gesagt, daß alle Dinge zu denen kommen, die warten. Und Cathy war fest entschlossen, bis in alle Ewigkeit auf ihre Rache zu warten, wenn es notwendig sein sollte.
»Das war sehr aufmerksam von Ihnen, Petersham«, murmelte sie und setzte eine kühle Miene auf, um ihre Gedanken zu verbergen. Als die Seeleute dann Eimer voll dampfendem Wasser hereinbrachten und die Wanne damit füllten, fügte sie sogar hinzu: »Petersham, was ich noch sagen wollte - als sie mein Abendessen brachten... Ich - äh - ich war außer mir. Es tut mir leid, daß ich so unfreundlich war. « Es war das erste Mal in ihrem Leben, daß Cathy sich bei irgend jemandem für irgend etwas entschuldigt hatte, und sie fühlte sich auf absurde Weise schüchtern. Aber Petersham strahlte.
»Das ist in Ordnung, Miß. Jeder hat mal einen schlechten Tag.«
Das war die Untertreibung des Jahres, dachte Cathy, aber sie sagte nichts. Nachdem die Seeleute die Wanne zu Petershams Zufriedenheit gefüllt hatten, ließen die drei Männer sie allein.
Als erstes nahm Cathy einen der Holzstühle und stemmte ihn fest gegen die Tür. Auch wenn das Jon nicht lange am Eintreten hindern konnte, würde sie doch genug Zeit haben, um sich schnell etwas umzuhängen!
Dann ging sie zu ihrem kleinen Koffer und öffnete ihn liebevoll. Allein der Anblick dieser vertrauten Sachen aus ihrem Zuhause reichte aus, sie zum Weinen zu bringen. Was gäbe sie jetzt darum, Marthas Neckerei oder einen Wutanfall ihres Vaters zu hören! Entschlossen wischte sie die Tränen von ihrer Wange. Weinen machte alles nur noch schlimmer.
Vorsichtig nahm sie ein kleines Kästchen mit duftenden Seifen und Parfüms heraus, das zuoberst in ihrem Koffer lag. Sie schüttete großzügig Rosenduft in ihr Badewasser und atmete genießerisch die wohlriechenden Dampfwolken ein. Dann nahm sie etwas Seife mit Rosenduft und einen kleinen Waschlappen und stieg in die Wanne. Es war das reinste Vergnügen! Sie lehnte ihren Kopf zurück und lag bewegungslos in dem heißen Wasser. Bald würde sie von Kopf bis Fuß sauber sein. Nach einer Weile des Genießens begann sie, heftig ihren ganzen Körper zu schrubben. Sie rubbelte in ihrem Bemühen, Jons Berührungen abzuwaschen, beinahe die Haut ab. Dann wusch sie ihr Gesicht, bis ihre Wangen rosig glühten, holte einmal tief Luft und tauchte ihren Kopf unter Wasser. Dann arbeitete sie sich mit den Händen sehr gründlich durch ihre Haarpracht.
Cathy tauchte wieder unter Wasser, um die Seife aus ihren Haaren zu waschen. In diesem Moment rüttelte jemand an dem Türknauf. Jon warf sich nur einmal ungeduldig mit der Schulter gegen die Tür, und schon rutschte der Stuhl ein Stück weiter über den Parkettboden. Verwundert spähte er durch die kleine Türöffnung in die Kabine, dann trat ein breites Grinsen auf sein Gesicht. Alles, was von der kleinen Katze zu sehen war, war ein Berg von tropfenden, goldenen Haaren und ein Paar seifiger Schultern. Er schlich leise an die Seite der Wanne. Was würde sie wohl für ein Gesicht machen, wenn sie ihn plötzlich sähe!
In dem Moment, als sie auftauchte, um Luft zu holen, bot sie ein absurdes Bild. Jon erheiterte der Anblick sehr. Das nasse Haar hing wie langes Seegras müde über
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