Hale 1 Piraten der Liebe
bis in alle Ewigkeit in der Kabine bleiben könne. Er wünschte lediglich, jederzeit ihren Körper zur Verfügung zu haben, wenn er ihn benutzen wollte. Dieses unbeschreibliche Tier, dachte sie bitter und verscheuchte ihn dann aus ihren Gedanken. Sie war entschlossen, diesen Tag zu genießen.
Cathy zog sich hastig an und war plötzlich die vier Wände der Kabine so leid, daß sie hätte schreien können.
In Anbetracht der Hitze schien ihr ein einfaches, pfirsichfarbenes Leinenkleid das beste zu sein. Seine Farbe ähnelte ihrer Haut so sehr, daß sie auf den ersten Blick beinahe nackt erschien. Sie band einen großen Strohhut unter dem Kinn fest, um sich vor der Sonne zu schützen und beendete so ihre Toilette. Dann öffnete sie die Tür und ging hinaus an Deck.
Ihre Ankunft verursachte nicht die kleinste Unregelmäßigkeit im sanften Dahingleiten des Schiffes. Tatsächlich sahen die Seeleute sie nicht einmal an. Die Männer waren alle damit beschäftigt, die Segel einzuholen, damit die >Margarita< sicher vor Anker gehen konnte. Rauhe Lieder und schmutzige Witze drangen von oben aus der Takelage an Cathys Ohren. Die Männer hingen dort wie schnatternde Affen.
Jon war nicht auf dem Achterdeck. Cathy sah sich nach ihm um. Es war immer gut zu wissen, wo sich der Feind gerade befand. Er schien überhaupt nicht auf dem Schiff zu sein. Ihre Augen wanderten ungläubig nach oben, als sie in der Höhe seine tiefe Stimme hörte. Sie erblickte ihn schließlich, und ihr wäre beinahe das Herz stehengeblieben. Er war hoch oben neben der Spitze des Hauptmastes bei seinen Männern in der Takelage und versuchte das Seil, das das Topsegel hielt, loszumachen. Nach mehreren gefährlichen Versuchen schaffte er es schließlich, und das Segel flatterte wie eine riesige weiße Motte herunter. Jon schrie triumphierend und fing dann an, dem Segel nachzuklettern, wobei seine Beine fest um das Holz des Masten geklammert waren und er sich mit Hilfe seiner Hände und Füße langsam herunterließ. Er grinste, und Cathy hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige gegeben. Es war viel zu gefährlich, so hoch oben herumzuklettern. Er hätte einen seiner Männer schicken können! Sie war so beunruhigt, daß sie sich gar keine Gedanken über ihre eigene Reaktion machte. Warum diese Sorge, daß er herunterfallen könnte? Sie wußte nur, daß es sie einfach beunruhigte.
»Michelson, du und Finch, ihr macht die Leinwand fest! « brüllte er.
»Verdammt, Käptn! Wir sind zwar keine Schneider, aber... « rief einer der Männer freundlich zurück.
»Wenn ich sage, ihr seid welche, dann seid ihr welche! « konterte Jon und grinste immer noch. »Also los! «
Die Männer gehorchten unter gutmütigem Schimpfen. In Anbetracht von Jons Stimmung in der letzten Zeit waren diese frechen Reaktionen verwunderlich für Cathy. Jon erschien ihr jetzt ebenfalls glücklich. Er war doch kurz zuvor noch so schwermütig wie ein Grab gewesen. Die Wörter in den Liedern fingen plötzlich an, für Cathy einen Sinn zu machen. Jon hatte gesagt, daß es viele Frauen geben würde, die bereit wären, sein Bett zu wärmen, sobald die >Margarita< im Hafen läge. Die Mannschaft war offensichtlich der gleichen Meinung. Cathy überhörte die obszönen Reime, und ihre Augen wurden schmal. Wenn Kapitän Hale mit Huren Liebe machte, mußte sie doch dankbar sein, daß sie von ihrer unangenehmen Pflicht entbunden war! Sie wich in den Schatten des überhängenden Achterdecks zurück und wollte plötzlich nicht mehr gesehen werden. Dieser arrogante Kerl würde ihre Anwesenheit an Deck vielleicht als Schwäche mißverstehen!
»Ahoi, Käptn! « Harry stand jetzt neben dem Mast und legte den Kopf in den Nacken. Jon arbeitete immer noch hoch oben.
»Was ist?«
»Wegen der Gefangenen, Käptn. Wollen Sie, daß ich Nachforschungen über ihre Verwandten anstelle, während ich an Land auch alles andere organisiere?«
»Ja, zum Teufel! Je eher wir diese stinkende Pest los sind, desto besser!«
Cathy war schockiert über den Schmerz, der durch diese gefühlskalte Verachtung bei ihr ausgelöst wurde. Sie stand dort von allen unbeachtet und biß sich auf die Lippen. Sie versuchte sich immer noch streng einzureden, daß sie guter Laune sei. Bald würde sie frei sein und ihr Leben genau an dem Punkt, wo es rüde unterbrochen worden war, wiederaufnehmen. Sie würde zu Partys und Bällen gehen und gutaussehende junge Männer treffen. Sie hatte vor, wieder nach Portugal zurückzukehren. Niemand konnte dort
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