Hale 1 Piraten der Liebe
Mißtrauen erregen.
»Ich fühle mich geehrt! « sagte Jon und blickte mit übertriebener Freude zu ihr hin. »Ihre Ladyschaft läßt sich schließlich doch noch herab, ein paar Worte zu sagen! Nur zu deiner Information, meine Lady, ich werde eine alte Freundin besuchen«, sagte er. »Ich habe heute nacht ein süßeres Vergnügen in Aussicht, als du es in letzter Zeit gewesen bist. Du solltest dankbar sein. Dein Schlaf wird heute nacht wie der einer Jungfrau sein. «
»Ich bin dankbar«, versicherte Cathy und versuchte, den kleinen eifersüchtigen Stich zu unterdrücken, der sich plötzlich bemerkbar machte. »Ich wünschte nur, du könntest dich entschließen, mich für immer durch eine andere Frau zu ersetzen. Falls du irgendwelche Sorgen haben solltest, du könntest meine Gefühle verletzen: das brauchst du wirklich nicht. Ich werde es überleben. «
Cathy war mit Recht stolz auf den unbeteiligten Klang ihrer Stimme. Er konnte nichts von ihrem Vorhaben ahnen.
»Ich werde ernsthaft darüber nachdenken«, antwortete Jon kühl, und Cathy hatte Mühe, den Schrei: >Du Lügner! < zu unterdrücken. Sie wußte es besser! Der gemeine Hund hatte vor, sie als Hauptmahlzeit einzunehmen, während er zusätzlich irgendwelche anderen Frauen genoß! Nicht mehr lange, schwor sie sich insgeheim. Glücklicherweise gelang es ihr, sich rechtzeitig zu beherrschen.
Jon wandte sich wieder dem Spiegel zu und bürstete sein wildes Haar. In seiner großen Hand wirkte die kleine, goldene Bürste beinahe lächerlich. Während Cathy ihn beobachtete, glühten ihre Augen triumphierend. Dieser arrogante Kerl hatte noch nicht einmal in Betracht gezogen, daß sie fliehen könnte. Es würde ein
Schock für ihn sein! Hastig senkte sie die Augen, weil sie Angst hatte, er könne ihre steigende Erregung bemerken.
Während er seine Toilette beendete, schwieg sie eisern. Sie sah nicht einmal hoch, als er ihr spöttisch eine gute Nacht wünschte.
Cathy mußte sich zwingen, ruhig zu bleiben, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie mußte ihm Zeit lassen, das Schiff zu verlassen... Vielleicht war dies die einzige Chance, die sie je haben würde. Sie mußte das Beste daraus machen.
Schließlich hörte sie an dem Geräusch der Ruderschläge, daß er auf dem Weg zum Ufer war. Cathy sprang hoch und eilte zum Fenster. Sie sah an den Bewegungen des Wassers, daß er tatsächlich an Land ruderte.
Sie zog den Vorhang zu und rannte zu Jons Seekisten. Langsam, sagte sie zu sich, als sie beinahe über einen Stuhl gestolpert wäre. Du hast viel Zeit. Wenn er ihr die Wahrheit über sein Vorhaben gesagt hatte, würde er wahrscheinlich die ganze Nacht fortbleiben. Trotzdem flogen ihre Hände förmlich, als sie die Seekisten nach einer passenden Schwimmbekleidung durchsuchte.
Dann fand sie etwas. Hosen und ein Hemd mußten reichen. Sie konnte darin sicherlich besser schwimmen als in ihrem eigenen langen Kleid. Der Stoff würde sich schnell voll Wasser saugen und sie mit seinem Gewicht hinunterziehen. Außerdem waren die Männerkleider ein guter Schutz, sobald sie an Land kam. Bis sie in guten Händen war, würde sie so tun, als sei sie ein Junge. Sie hatte auf dieser Reise eins gelernt: Eine junge Lady war immer in Gefahr.
Sie zog sich hastig an und war erleichtert über die Plumpheit ihrer Kleider. Es war nicht der kleinste Hinweis auf ihre Figur zu erkennen. Abgesehen von ihren Haaren konnte sie leicht als junger Kerl durchgehen. Schnell flocht sie ihre Haare zu zwei Zöpfen, die sie dann oben auf ihrem Kopf befestigte. Sie zog eine von Jons Mützen tief in ihre Stirn und betrachtete sich im Spiegel. So mußte es gehen. Außerdem würde es dunkel sein, und sie würde sich möglichst im Schatten aufhalten.
Dann nahm sie ihre leichtesten Schuhe aus der Garderobe und band sie zusammen, so daß sie sie um ihren Hals hängen konnte. Genausowenig wie sie mit Schuhen schwimmen konnte, konnte sie ohne Schuhe durch die Stadt gehen. Ihre nackten Füße würden alles verraten.
Schließlich nahm Cathy die beiden Tücher vom Bett und knüpfte sie aneinander. Sie zog mit all ihrer Kraft an dem Knoten, um seine Haltbarkeit zu prüfen. Zweifellos hatte Jon einige Männer seiner Mannschaft als Wachen zurückgelassen. Deshalb mußte sie aus dem Fenster herausklettem. Sie wollte sich an den Tüchern hinunterlassen, damit sie das laute Platschen beim Eintauchen nicht verriet. Mit viel Sorgfalt und ein wenig Glück würde sie nicht vermißt werden, bevor Jon am
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