Hale 1 Piraten der Liebe
Aufmerksamkeiten zu entmutigen, aber nichts hatte geholfen. Hoffentlich würde Jon die Zuneigung des jungen Mannes als das natürliche Interesse an der einzigen Frau im Umkreis von vielen Kilometern durchgehen lassen. Oder noch besser: Vielleicht würde Jons Anwesenheit auf dem Achterdeck Harry genügend einschüchtern, um zu verhindern, daß die Sache ans Licht kam.
Es war ein schöner Tag, warm und sonnig, mit einer leichten Brise. Die >Margarita< bewegte sich auf südlichem Kurs, und Cathy nahm an, daß Harry alle Entscheidungen mit Jon abgesprochen hatte. Die Lebensmittelvorräte und das Wasser wurden langsam knapp. Aber wenn sie Jon danach fragte, wohin es denn ginge, verweigerte er ihr scherzend die Antwort. Sie würde schon sehen, war alles, was er sagte, Cathy schüttelte den Kopf. Er ähnelte von Tag zu Tag mehr einem kleinen, gewitzten Jungen.
Sie lächelte, als sie zurück in die Kabine ging. Ihre Wangen waren von der Sonne gebräunt, und die Haare von dem Wind durcheinandergepustet. Ihr fröhliches Lächeln verwandelte sich sofort in ernsthaften Ärger, als sie sah, daß Jon sich in ein Paar enge schwarze Hosen gezwängt hatte. Sie lagen viel zu fest an seinem dick verbundenen Bein. Er saß am Tisch und studierte einige Karten. Cathy ging durch die Kabine und stellte sich hinter ihn. Er brummte eine kurze Begrüßung und sah sich nicht einmal um. Cathy schnitt ein Gesicht. Als leidenschaftlicher Liebhaber hatte er einige unübersehbare Schwächen.
»Du sollst nicht aufstehen«, teilte sie ihm ernst mit. Sein Arm fuhr herum und griff um ihre Hüfte. Jon zog sie vor sich, so daß er sie sehen konnte. Er lächelte, und seine grauen Augen zwinkerten verschmitzt. Cathy fühlte, wie ihr Herz sofort schmolz.
»Du siehst aus wie ein Engel«, sagte er, statt auf ihre Ermahnung zu antworten, und seine Augen ruhten warm auf ihrem Gesicht. »Wenn auch ein sehr strenger Engel. Ich glaube, ich habe dich verwöhnt. Hast du ganz vergessen, daß du mich jeden Tag anschreien sollst? Ich bin ein gewalttätiger, blutrünstiger Pirat. Erinnerst du dich?«
»Und ich bin kein Engel, ich bin deine Krankenschwester«, antwortete Cathy fröhlich. »Wenn du nicht tust, was ich dir sage, bin ich das nächste Mal schrecklich grob, wenn ich die Verbände wechsle.«
Jon lachte und zog sie herunter auf sein gesundes Knie. Er hielt sie im Arm und liebkoste sie mit einer Hand. Cathy stieß sie mit einem ärgerlichen Schnauben fort, fühlte aber gleich darauf seinen Mund an ihrem Hals.
»Was machst du?« fragte Cathy, als er wieder von ihr abließ.
»Ich bewundere deine Schönheit«, antwortete er Prompt.
»Ich meine mit den Karten.« Cathy kniff ihn kräftig in den Arm. Mit einem Seufzer wandte er sich wieder den Papieren zu, die über dem Tisch verteilt waren.
»Ich kalkuliere die Zeit, die wir noch brauchen, um den Ort zu erreichen, zu dem wir gerade hinsegeln. Harry hat mir gesagt, daß wir in einige starke Strömungen von Westen geraten sind, die uns etwas vom Kurs abgebracht haben.«
»Und wohin fahren wir?« fragte Cathy beiläufig, denn sie hoffte, er würde antworten, ohne darüber nachzudenken. Statt dessen grinste er sie an.
»Fräulein Neugier«, neckte er sie.
»Bitte sag mir, wohin wir reisen«, sagte sie.
»Du mußt mich dazu überreden«, flüsterte er in ihr Ohr.
»Kommt gar nicht in Frage«, antwortete Cathy bestimmt, aber sie konnte nicht widerstehen und fuhr spielerisch mit einem Finger über seinen festen Arm. Jon beantwortete ihre Zurückweisung mit einem kleinen Biß in ihr Ohr.
»Wenn du es unbedingt wissen willst, mein Kätzchen. Wir fahren nach Las Palmas«, antwortete er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Sie lag jetzt bequem in seinen Armen.
»Nach Las Palmas?« fragte Cathy mit verträumten Augen. Sie war gar nicht mehr besonders an seiner Antwort interessiert. Sein warmer Geruch wirkte wie eine Droge auf ihre Sinne. »Ich habe nie davon gehört. Ist das eine Stadt?«
Jon lächelte und schüttelte den Kopf, während er eine der Karten näher zu sich heranzog.
»Nein, meine Kleine, Las Palmas ist keine Stadt. Es ist eine Insel. Sie dient uns als eine Art Stützpunkt während der langen Reisen.«
»Während eurer Raubzüge, meinst du wohl«, korrigierte Cathy ihn, und ihre Stimme wurde ein wenig schärfer.
»Gut, also während unserer Raubzüge, wenn dir das lieber ist«, stimmte er ihr sorglos zu.
Cathys Blick wich seinem aus und wanderte auf die Karten.
»Hast du je darüber
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