Hale 2 Freibeuter des Herzens
liebte sie! Die Worte schienen in ihrem Kopf zu tanzen. Er liebte sie, er hatte es ihr gestanden, nicht nur einmal, sondern zweimal! Ihr war auf einmal nach singen zumute. Die Welt schien auf einmal wieder in Ordnung zu sein.
Wo war Jon? Bei diesem Gedanken runzelte Cathy die Stirn. Hier war er nicht. Vielleicht war er am Strand, oder er fischte in der Bucht... Ungeduldig wartete sie, bis Virginia ihr Mahl beendet hatte, dann legte sie sie auf ihr Lager zurück. Ein voller Bauch ließ sie immer schnell müde werden. Schnell zog sie sich ihren Unterrock über den Kopf und kroch zum Eingang ihres Unterschlupfs. Soviel sie sehen konnte, war sie allein.
Sie kletterte hinaus, um sicherzugehen, aber der Strand war tatsächlich verlassen. Cathy runzelte die Stirn. Sie konnte es kaum erwarten, Jon wiederzusehen, um ihm zu sagen, daß sie ihn ebenfalls liebte. Er mußte es bereits wissen, aber letzte Nacht hatte sie ganz vergessen, ihm das ebenfalls einzugestehen.
Der Tag zog sich in die Länge, es wurde immer heißer, aber Jon ließ sich nicht blicken. Cathy begann, sich Sorgen um ihn zu machen, obwohl sie wußte, daß das lächerlich war. Als es immer später am Nachmittag wurde, packte sie Virginia und machte sich auf den Weg zum See. Es war der einzige Ort, an dem sie Jon vermuten konnte.
Er war nicht dort. Cathy machte sich auf den Rückweg; ihre Angst vor dem Dschungel hatte sie verloren. Als der Abend immer näherkam, wurde sie immer wütender. Es würde besser für ihn sein, tot, oder zumindest schwer verletzt irgendwo zu liegen. Denn wenn er in einem Stück zu ihr zurückkehrte, würde sie ihn umbringen.
Jon verbrachte den größten Teil des Tages oben auf den Klippen und beobachtete Cathy und Virginia von dort oben. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen und den Triumph darin lesen, bis er sich wieder ganz in der Gewalt hatte. Sie hatte ihn besiegt. Trotz ihrer Hurerei mit Harold - und er weigerte sich, es anders zu bezeichnen - sehnte er sich nach ihr wie ein liebeskranker Schuljunge. Wenn er auch nur noch einen Funken Vernunft besaß, würde er sie verlassen, sobald sie sich wieder in der Zivilisation befanden, und sich eine andere Frau fürs Bett suchen. Was waren Frauen schon, als eine Ansammlung langer Haare, ein paar Metern seidiger Haut und einer warmen, feuchten Höhle, um einen Mann zu befriedigen?
Als er Cathy zusah, wie sie sich am Strand in ein Stadium des Ärgers steigerte, war es ihm, als stünde er neben ihr. Wie er erwartet hatte, jetzt nachdem sie ihn soweit gebracht hatte, ihr seine Liebe einzugestehen, erwartete sie, daß er nach ihrer Pfeife tanzte. Früher hätte er das vielleicht getan, aber heute nicht mehr. Er liebte sie, das mußte er zugeben, aber er würde nie mehr der Narr sein, der er einmal gewesen war.
Als die Sonne schließlich unterging, war Jon bereit. Er würde sich von dieser kleinen Hexe nicht an der Nase herumführen lassen, und ihr das auch klarmachen. Als er schließlich über den Strand lief, war es bereits fast völlig dunkel. Cathy war bereits in ihrer Behausung und stillte Virginia. Ihrem Blick nach zu urteilen, hätte sie vermutlich eine Schimpftirade losgelassen. Es war ein bezauberndes Bild, die beiden anzusehen, nur der bissige Blick, den sie ihm ab und zu zuwarf, zerstörte ein wenig das Sinnbild von Mutter und Kind.
Schließlich ließ Virginia von Cathys Brust ab und schlief ein. Cathy legte sie vorsichtig auf ihr Lager, wartete noch einen Moment, um zu sehen, ob sie auch richtig schlief und wandte sich dann ihm zu.
»Wo warst du? « zischte sie ihn an.
»Ich wußte gar nicht, daß ich dir über jede meiner Bewegungen Rechenschaft schuldig bin«, antwortete Jon und schloß die Augen, als langweilte ihn die Unterhaltung. Cathy schien einen Augenblick sprachlos zu sein. Er mußte sich anstrengen, nicht zu grinsen.
»Ich habe mir um dich Sorgen gemacht! « brachte sie schließlich heraus.
»Das war überflüssig. « Seine Stimme klang völlig gleichgültig. Nur das schlafende Kind schützte ihn davor, daß Cathy ihm den nächstbesten Gegenstand über den Kopf schlug.
»Keine Angst, das werde ich nicht«, spuckte sie schließlich aus, kehrte ihm den Rücken zu und machte sich davon. Leider hatte sie nicht zuviel Platz in der engen Behausung, und sie mußte sich auf Knien fortbewegen.
Jon ließ sie eine Zeitlang schmollen, und dann, als er meinte, daß ihre Wut ihren Höhepunkt erreicht hatte sagte er: »Komm zu Bett! «
»Nein! «
»Letzte Nacht warst
Weitere Kostenlose Bücher