Hale 2 Freibeuter des Herzens
der Falle. Sie öffnete den Mund und schrie, als wollte sie Tote auferwecken. Virginia erschrak und begann zu weinen.
Jon befand sich ein ganzes Stück entfernt, als er Cathys Schrei vernahm. Er war auf der anderen Seite der Insel gewesen, mehr um vor den Problemen mit Cathy zu fliehen, als aus Notwendigkeit, und hatte ein kleines Schiff entdeckt, das dort in einer Bucht vor Anker lag. Er hatte sich versteckt und das Schiff beobachtet, was sich auch bezahlt machte. Man brauchte nicht viel Beobachtungsgabe, um zu erkennen, daß es sich um ein Piratenschiff handelte. Warum sie hier angelegt hatten, wußte er nicht, aber es war letztendlich auch egal. Er mußte zu Cathy zurück und sie und das Baby verstecken, bis das Schiff wieder ablegte. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was diese Männer mit Cathy machen würden.
Jon hatte bereits den halben Rückweg hinter sich, als ihn Cathys Schrei erstarren ließ. Es war ein schriller, angsterfüllter Schrei und ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Jon stellte sich alle schrecklichen Möglichkeiten vor, aber als er oben auf den Klippen anlangte, sah er, daß sie sich nicht bewahrheitet hatten.
Zwei Männer von dem Piratenschiff zerrten Cathy aus dem Wasser zum Strand. Einer hatte ihr seine Hand über den Mund gelegt, um sie davon abzuhalten, weiter zu schreien. Sie wehrte sich kaum. Jon war darüber zunächst etwas verwirrt, aber als der Mann, der vor lief, den Blick auf sie freigab, erkannte er den Grund. Sie hielt Virginia in den Armen.
Wut stieg in Jon auf. Sie wagten es, sich an ihr zu vergreifen... Dafür würde er sie umbringen! Schnell und leise wie ein Panther rannte er den Pfad zwischen den Klippen nach unten. Die beiden Männer, die mit Cathy beschäftigt waren, bemerkten ihn nicht. Auch Cathy sah ihn nicht kommen.
Nachdem sie sie ein paar Meter den Strand hinaufgezogen hatten, entriß ihr einer der beiden das Baby und hielt es an den Armen, während er Cathy angrinste. Virginia schrie, und Jon spürte, wie das Blut in ihm hochkochte. Aber noch im gleichen Augenblick warf der Mann Virginia einfach beiseite. Das Kind blieb im Sand liegen, wo es hingefallen war und rührte sich nicht mehr.
Cathy wurde zur wilden Bestie. Sie trat, kratzte und biß und versuchte verzweifelt, zu Virginia zu gelangen. Die Männer hatten ganz offensichtlich Schwierigkeiten mit ihr. Aber sie schafften es dennoch, sie festzuhalten und anzügliche Bemerkungen zu machen. Dann zwangen sie sie auf den Boden. Während Jon zusah und dabei auf sie zueilte, so schnell er es wagte, gruben sich ihre Zähne in das Bein eines ihrer Angreifer. Er schrie auf und hüpfte auf seinem unverletzten Bein auf und ab, während er eine Hand auf die Wunde preßte. Der andere Mann hob die Faust und hieb sie Cathy mit solcher Kraft ins Gesicht, daß ihr Oberkörper zurückflog. Damit, so ging es Jon durch den Kopf, hatte er sein Todesurteil besiegelt.
Er überquerte jetzt den Strand und näherte sich von hinten dem Mann, der über Cathy kniete, sie mit einer Hand am Boden festhielt und mit der anderen versuchte, ihren Unterrock hochzuschieben. Sie wehrte sich mit all ihrer Kraft, wand sich und trat nach ihm, immer in dem Versuch, ihn abzuschütteln. Der andere Mann saß nicht weit davon entfernt im Sand und untersuchte die Bißwunde an seiner Wade, die sie ihm zugefügt hatte.
Sie waren zu zweit gegen einen, und sie waren sowohl mit Säbeln, als auch mit Messern bewaffnet. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um nach irgendwelchen fairen Regeln zu kämpfen. Leise wie ein Schatten tauchte Jon hinter dem Mann auf, der vornübergebeugt versuchte, Cathy zu küssen. Jons Finger gekrallten sich brutal in seinem fettigen, rötlichen Haar. Der Kopf des Mannes schoß herum, und seine Überraschung wurde von Furcht abgelöst. Er versuchte aufzuspringen und rief heiser nach seinem Kumpanen. Jon lächelte ihn an, die Augen voller Mordlust, und dann schnitt er ihm mit einer einzigen Bewegung die Kehle durch.
»Jon, paß auf! « schrie Cathy, als das Blut über ihren ganzen Körper spritzte. Jon sah, daß ihre Augen etwas hinter ihm fixierten und fuhr herum. Der andere Mann stürmte wie ein Bulle auf ihn zu, den Säbel hoch über den Kopf erhoben.
»Bleib aus dem Weg! « rief er ihr zu, während er sich gebückt dem Angreifer stellte. Als der Säbel heruntersauste, wich er dem Hieb aus und drehte sich, um sich dem nächsten Angriff zu stellen. Dabei sah er erleichtert, daß Cathy auf ihn gehört hatte und auf
Weitere Kostenlose Bücher