Hale 2 Freibeuter des Herzens
Fall das Kissen, und warf es mit aller Kraft auf ihn. Er wich ihm aus, lachte und verließ die Kabine, seine Jacke über dem Arm.
»Ich hasse dich! « kreischte Cathy ihm durch die Tür nach und malte sich alle möglichen Versionen aus, wie sie ihn umbringen konnte. Sie dachte sogar einen Augenblick daran, sich einen Liebhaber zu nehmen, nur um Jonathan Hale eine Lektion zu erteilen. Sie stellte sich seine Wut vor, sollte er bemerken, wie sie etwas mit dem jungen Captain der Victoria anfing. Er würde ihn umbringen. Was allerdings Captain Davis gegenüber nicht fair war. Dennoch...
Während der nächsten paar Tage befanden sich die beiden in einer Art Kriegszustand. Wenn sie sich in der Gesellschaft anderer Besatzungsmitglieder befanden, sprachen sie miteinander, wenn es unbedingt sein mußte. Aber wenn sie allein waren, begegneten sie sich mit eisiger Stille. Sie teilten sich die Pritsche, aber nur um zu schlafen. Nachts kehrten sie einander den Rücken zu, und es war, als ob sie füreinander überhaupt nicht mehr existierten.
Es war ein kühler, nebliger Julimorgen, als sie schließlich Plymouth vor sich sahen. Die Victoria mußte nur noch den englischen Kanal hinaufsegeln, und sie waren in London. Cathy, die mit Virginia auf dem Arm an Deck stand, wurde sich bewußt, daß ihre Reise zu Ende sein würde, bevor noch ein weiterer Tag vergangen war. Und noch immer hatten sie und Jon nichts miteinander geregelt. Sie hätte ihn am liebsten für immer aus ihrem Leben verbannt, sobald sie angelegt hatten. Wäre es nicht um Cray und Virginia gegangen, hätte sie es vielleicht sogar getan. Aber um ihretwillen würde sie ihm noch eine letzte Chance geben, einzulenken. Wenn er sich entsprechend bei ihr entschuldigte und ihr schwor, daß er all die schrecklichen Dinge nur in seiner Wut gesagt hatte, ohne sie zu meinen, und wenn er ihr sagte, daß er sie liebte, würde sie ihm vielleicht vergeben...
Jon stand ein ganzes Stück von ihr entfernt an der Reling und beobachtete Cathy. Sie sah wunderschön aus, wie sie da mit Virginia in ihren Armen stand und das goldene Haar von der steifen Brise aufgewirbelt wurde.
Er mußte sich noch heute mit ihr aussprechen. Wie er schon vorher beschlossen hatte, wollte er sie trotz ihrer Untreue behalten. Sich mit ihr zu streiten, war ein Fehler gewesen, denn es war sinnlos und verursachte
ihm außerdem noch physische Qualen. Trotz seiner Meinung über sie konnte er nicht davon wegkommen, daß er sie wollte. Ihre Anwesenheit neben ihm war für ihn die reinste Hölle, da er sich auferlegt hatte, sie nicht anzurühren.
Als sie von ihm verlangt hatte, daß er ihr seine Liebe gestand, hatte sie einen wunden Punkt erwischt. Er liebte sie, und das war das ganze Problem. Er verfluchte sich selbst für seine Schwäche, aber er kam einfach nicht dagegen an. Er würde sie behalten, aber diesmal würde er der Herr in seinem Haus bleiben. Sie würde tun, was ihr gesagt wurde, und er würde ihr klarmachen, daß er sie halb totprügeln würde, wenn sie einen anderen Mann auch nur ansah. Frauen mußten, wie Hunde, mit Zucht und Ordnung, behandelt werden. Bisher war er zu weich zu ihr gewesen. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen.
Den Rest des Tages verbrachte Jon an Deck und legte überall mit Hand an. Als erfahrener Seemann wußte er, was vonnöten war, und er hatte bereits während der ganzen Reise an Bord mitgeholfen. Die Seeleute respektierten ihn. Dies war allerdings nicht nur auf seine Fähigkeiten als Seemann zurückzuführen, sondern auch auf seine hübsche Frau. Jeder von ihnen beneidete ihn um sie. Jon schnitt eine Grimasse. Wenn die wüßten...
Nachdem Cathy sich entschlossen hatte, ihm noch einmal die Gelegenheit zu geben, sich mit ihr zu versöhnen, verspürte sie den weiblichen Wunsch, so gut wie möglich auszusehen, wenn er es tat. Schüchtern fragte sie Mr. Corrigan, ob es für sie möglich wäre, ein Bad zu nehmen. Es dauerte nicht lange, und zwei kräftige Seeleute klopften an ihre Tür. Der eine trug eine Porzellanwanne, der andere zwei Eimer dampfenden Wassers.
Nachdem die Wanne gefüllt war, ließ sich Cathy hineinsinken, um das warme Wasser zu genießen. Eine Zeitlang blieb sie einfach darin sitzen, dann begann sie sich einzuseifen. Anschließend wusch sie ihr Haar, und als sie auf einmal Virginia wimmern hörte, wickelte sie sich ein Tuch um den Kopf, stieg aus der Wanne und holte das Kind. Dann stieg sie mit ihm wieder in die Wanne und spielte mit ihr im
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