Hale 2 Freibeuter des Herzens
nicht mehr versucht, mit ihr zu schlafen. Während die Wochen vergingen, verdrängte jedoch die bevorstehende Entbindung alle anderen Gedanken Cathys. Zwar war dieses Kind nicht so aktiv wie Cray damals gewesen war, und sie war bei weitem nicht so dick wie damals, aber sie konnte sich noch immer daran erinnern, wie schmerzhaft die erste Entbindung gewesen war. Ein Kind in einem fremden Land und ohne Arzt zu bekommen, war sicher alles andere als leicht, nahm sie an. Aber sicher war es immer noch besser hier, als an Bord eines Schiffes, mitten im Ozean. Insgeheim begann sie zu hoffen, sie würden in Rabat bleiben, bis das Kind geboren war. Als sie eines Nachts das Thema ansprach, war seine Antwort kurz angebunden.
»Ich habe schon daran gedacht«, war alles, was er sagte, aber Cathy fühlte sich sofort erleichtert.
Nachts wurde das Kind immer aktiver, und Cathy wußte, daß Jon die unmißverständlichen Anzeichen des Lebens in ihrem Leib spüren mußte, wenn sie sich an seinen Rücken kuschelte, aber er erwähnte es mit keiner Bemerkung. Es war, als wollte er das Kind ignorieren. Die wenigen Male, wenn er gezwungen war, über das Kind zu sprechen, machte er deutlich, daß sich seine Meinung bezüglich der Vaterschaft des Kindes nichts geändert hatte. Noch immer hielt er es für Harolds Kind, was Cathy wütend machte.
Wenn Cathy gelegentlich ausging, war es immer in Jons Begleitung. Nach dem, was am ersten Tag im Hafen vorgefallen war, hörte sie auf das, was er sagte-Wie eine Berberfrau gekleidet, mit langem Gewand, das sowohl ihr blondes Haar, als auch ihre Schwangerschaft verbarg, fiel sie nicht weiter auf. Zu ihrer Überraschung fand sie heraus, daß es tatsächlich stimmte, was Jon ihr bezüglich des Verhaltens der Frauen erzählt hatte, kam sich dabei jedoch so erniedrigt vor, daß sie es vorzog, zu Hause zu bleiben.
Ebenso schlimm war es, wenn sie Gäste hatten. Sie durfte zwar anwesend sein, mit den Männern jedoch nicht essen, und sie mußte während der ganzen Zeit unterwürfig hinter Jon sitzen und den Boden anstarren, ohne ein Wort sagen zu dürfen. Nach dem ersten Mal versuchte Cathy, es dabei bewenden zu lassen, aber Jon informierte sie nüchtern darüber, daß ihre Abwesenheit als Beleidigung aufgefaßt werden würde. Also schluckte sie ihren Stolz hinunter und tat, was von ihr erwartet wurde.
Mustafa Kemal war ein häufiger Gast, und er ließ keinen Zweifel daran, daß er sie noch immer als zukünftige Bereicherung des Harems seines Scheichs betrachtete. Einmal fragte er Jon sogar, was er mit ihr vorhatte, sobald sie das Kind zur Welt gebracht hatte. Jon hatte darüber gelacht, aber in ihr war ein ungutes Gefühl zurückgeblieben. Plötzlich war sie nicht mehr so erpicht darauf, das Kind hier in Rabat zu bekommen.
Einmal nahm Jon sie mit auf das Schiff, und Cathy sah, daß die Reparaturen gut vorankamen. Die Cristobel würde lange vor ihr selbst wieder seetüchtig sein, und Cathy war erleichtert. Sollten sie bald fliehen müssen, würde es ihnen zumindest möglich sein.
Während Jon sich mit O'Reilly über ein paar Punkte unterhielt, begegnete Cathy Sarita. Sie war erschrocken über den blanken Haß, der in ihren schwarzen Augen geschrieben stand.
»Hure! « zischte Sarita, und noch bevor Cathy eine Antwort geben konnte, drehte sich Jon zu ihr um, und Sarita machte sich davon. Trotz der Kürze der Begegnung, blieb ein Gefühl der Kälte in Cathy zurück.
Etwa eine Woche nach dieser Begegnung, aß Cathy allein und wollte früh zu Bett gehen, wie es ihre Angewohnheit war, wenn Jon nicht anwesend war. Sie legte das weiße Gewand ab, das sie tagsüber trug, steckte ihr langes Haar hoch und stieg in das gekachelte Becken, das im Nebenzimmer im Boden eingelassen war. Das Badezimmer war ebenso großzügig ausgelegt, wie der Rest des Hauses, und Cathy wußte, daß sie es schrecklich vermissen würde, wenn sie wieder von hier fortgingen. Mit den Bediensteten, die das Becken mit heißem Wasser füllten, ihr Handtücher und parfümierte Seife brachten und dann verschwanden, war es ein fast sündhafter Luxus.
Als sie die Stufen hinunterstieg, fiel ihr Blick in den riesigen Spiegel, der die gegenüberliegende Wand zierte. Es war das erste Mal seit langer Zeit, daß sie sich nackt im Spiegel betrachtete, und ihr gefiel gar nicht, was sie sah. Mit ihrem weit vorspringenden Bauch und den schweren Brüsten konnte sie auf einmal verstehen, daß Jon Sarita vorzog. Sie beeilte sich, ihren Körper in das warme
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