Hale 2 Freibeuter des Herzens
Kleidungsstück der bediensteten Frauen des Scheichs, das sie trugen, wenn sie von Männern gesehen werden durften. Zählten Eunuchen als Männer?
fragte sich Cathy unsinnigerweise. Dann verdrängte die Überraschung diese Gedanken aus ihrem Kopf. Denn, als die Frau vorsichtig begann, sie loszubinden, konnte sie unter dem dicken Schleier ein Paar blaue Augen erkennen.
»Wer sind Sie? « stieß Cathy aus, als die Frau ihr den Knebel aus dem Mund genommen hatte.
»Ich bin Salina«, antwortete die Frau, löste ihre Handfesseln und machte sich daran, auch ihre Füße loszubinden.
»Sie - Sie sind Engländerin! « rief Cathy aus, die noch immer nicht ihren Augen und Ohren trauen wollte.
»Vor langer, langer Zeit war ich einmal Engländerin«, sagte Salina traurig. »Jetzt bin ich ein Berber. Wie auch du es sein wirst. «
»Nein! « protestierte Cathy instinktiv. Salina aber lächelte.
»Ich habe damals ebenso reagiert, aber wie du siehst, hat es mir nichts genützt«, sagte sie und rieb Cathys Fußgelenke, wo die Fesseln tiefe Druckstellen hinterlassen hatten.
»Wie sind Sie hierhergekommen? « fragte Cathy neugierig.
»Wie auch du, wurde ich vom Scheich gekauft. Aber mein Leben war ganz anders, als deines verlaufen wird. Selbst als junges Mädchen war ich nicht sonderlich hübsch, und er wollte mich nicht als Konkubine haben. Also wurde ich Dai - Hebamme - für die Frauen. Deshalb hat man mich auch geschickt, um für dich zu sorgen. Du wirst nicht zu den anderen dürfen, bevor das Kind geboren wurde, und auch der Scheich wird dich bis dahin nicht mit seiner Anwesenheit beehren. Aber ich werde mich um dich kümmern, und alles wird gut werden. Du brauchst keine Angst zu haben. «
»Bitte - Sie müssen mir helfen! Ich will keine Konkubine des Scheichs werden! « rief Cathy verzweifelt aus und hoffte, Salina würde Mitlied mit ihr haben, da sie ja aus dem gleichen Land stammten. »Ich habe noch ein Kind, einen kleinen Jungen, der in England auf mich wartet. Und es gibt einen Mann... «
»Es ist der amerikanische Captain, nicht wahr? «
fragte Salina wissend und überraschte damit Cathy.
Als sie Cathys Überraschung bemerkte, daß sie von Jon auch nur gehört haben sollte, lächelte sie. »Oh, wir hören viel, selbst in Purdah. Und man erzählt sich, der amerikanische Captain - ein äußerst gutaussehender Mann - besäße eine Frau mit Haaren, deren Farbe der des Goldes gleicht, eine Frau, nach der es den Scheich verlangt. Wir haben deine Ankunft schon vor längerer Zeit erwartet, kleine Frau. «
»Mein Name ist Cathy«, sagte Cathy automatisch und dachte über das nach, was Salina ihr eben gesagt hatte.
»Und ich hieß einst Sarah«, sagte ihr die ältere Frau, »Aber seit ich hier im Palast lebe, heiße ich, zum Wohlgefallen des Scheichs, Salina. Ich bin sicher, er wird auch für dich einen neuen Namen finden - einen zärtlichen und schönen Namen, so wie du es bist. «
»Ich muß von hier fliehen! stöhnte Cathy, als sie sich vorstellte, sie müßte für immer hier leben.
»Das wird dir nicht gelingen. « Salina war geduldig, aber eindringlich, als spräche sie zu einem unverständigen Kind. »Niemand entkommt von hier; niemand möchte von hier fliehen - nach einer Weile. Du wirst hier gut behandelt werden und unter den Frauen eine Ehrenstellung einnehmen. Zweifellos wirst du mit deiner Schönheit den Scheich für dich gewinnen, und er wird dich oft zu seinem Nachtlager rufen. «
»O Gott! « Cathy wurde es übel bei dieser Vorstel lung. »Bitte - bitte lassen Sie mich gehen! Ich flehe Sie an. Ich könnte doch heimlich... «
»Es tut mir leid, kleine Frau, aber solltest du verschwinden, würde man mich streng bestrafen - vermutlich würde man mich blenden. Das kann ich nicht riskieren. Und dein Leben unter uns wird nicht unangenehm sein. Vertraue mir. « Salina tätschelte ihr beruhigend den Arm. Cathy stieß die Hand von sich.
»Ich bleibe nicht hier! « schluchzte Cathy. Als Salina sich tröstend über sie beugte, sah sie ihre Chance kommen. Mit einem kräftigen Stoß stieß sie die alte Frau weit von sich. Sofort sprang Cathy auf die Füße und rannte zur Tür. Voller Verzweiflung zog sie daran und spürte, wie sie sich öffnete. Sie riß sie weit auf -und erstarrte. Die zwei riesigen Eunuchen blockierten den Weg und starrten sie böse an.
»Ahmad, Radi, die kleine Frau ist schrecklich aufgeregt. Bringt sie zu mir zurück, und ich werde ihr etwas zu trinken geben, was ihr guttun wird. Morgen wird
Weitere Kostenlose Bücher