Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
dabei ihre Männlichkeit gefährdet, oder was weiß ich! - Schwule Männer sehen im Allgemeinen viel adretter und gepflegter aus und sie schlagen gegenüber Damen allzeit einen galanten Tonfall an! Sie sehen, hier trifft nichts von all dem zu! Also: Das ist ein typgerechtes Hetero-Männlein! Obwohl, den könnten sie sich auch behalten, aber ... den will ja keine/r!)
»Ich wüsste zwar nicht, warum ich mich vor Ihnen rechtfertigen sollte, aber ich favorisiere trotz allem die weibliche Spezies.«
»Und, ist Ihrer Charmeoffensive schon mal ein angepeiltes Objekt erlegen oder sieht’s da schlecht aus? Ach, was frag’ ich, ich kenn’ die Antwort ohnehin!«
»Ich glaube, wir können unser aufschlussreiches Gespräch hier beenden. Verletzt sind ja Sie offensichtlich nicht. Ach, ich weiß, ich habe Sie schon mal nach Ihrem werten Namen gefragt, aber Sie waren damals so in Wallung, dass Sie vergessen haben, ihn mir gegenüber zu erwähnen. Ich meine, nur wegen der Kosten für die Reinigung und wegen meiner Tabelle, sie wissen doch: die der zickigsten Frauen! Ach, und noch eine Frage: Frequentieren Sie diesen Park hier häufiger, denn dann müssen uns Garfield und ich unbedingt ein Messgerät, welches herannahende Naturkatastrophen rechtzeitig vorherbestimmen kann, anschaffen!«
»Sie wollen doch damit nicht sagen, dass Sie hier in der Nähe wohnen?«
»Das kommt ganz darauf an, wo Sie wohnen!«
»Nun, lassen wir das und hoffen wir das Beste für unser beider Zukunft. Der Park ist schließlich weitreichend! Und bringen Sie ihrem Hund endlich einmal ein paar Manieren bei!« Mit diesem Schlusswort wende ich mich Garfield zu, der schwanzwedelnd an meinem Jogger emporspringt und seine Pfotenabdrücke nun auch auf meiner Brusthöhe verteilt. »Und nun zu dir! Du bist noch jung! Du hast noch die Möglichkeit, dir ein herzeigbares Herrchen mit Kinderstube zu suchen. Ich empfehle dir abzuhauen, solange noch Zeit ist. Ergreif bloß die Chance, Junge!«, flüstere ich ihm ins Ohr, bevor ich mich von ihm löse.
Nach diesem Fingerzeig wende ich mich der Böschung zu, klettere hinauf und verlasse das virtuelle Minengebiet ohne mich umzudrehen.
So, genug Sport für heute. Ich gehe nun gemütlich nach Hause und befreie mich von den matschigen Turnschuhen (zwischen meinen Zehen haben sich mittlerweile bestimmt schon Schwimmhäute gebildet. Ich sollte das nächste Mal unbedingt imprägnierte Schuhe anziehen, falls es überhaupt ein nächstes Mal gibt, ich bin nämlich völlig ausgepowert!). Meinen ehemals apfelgrünen Jogger kann ich getrost verabschieden. (Nun, vielleicht geht der Schmutz ja bei fünfundneunzig Grad doch noch raus. Ich werde dem verunreinigten Kleidungsstück eine Chance einräumen und es gleich in die Waschmaschine werfen.)
Zwei Haarpflegekurpackungen und eine Dusche später sehe ich wieder halbwegs zivilisiert aus. Ich werde nun - aus Neugier - schnell nachsehen, wie viele Minuten mir das heutige Lauftraining abverlangt hat.
Oh, Schreck! Song Numero uno dauert nur knappe fünf Minuten (diese Zeitangabe kann doch wohl nicht ernsthaft der Wahrheit entsprechen, oder?). Ich bin entsetzt über diesen niederschmetternden Befund und ... K.o. bin ich sowieso!
Offenherzigkeiten
Gut trainiert ist halb krepiert! (Aurel Schmidt)
***
Sport hält jung. Ja, die Überlebenschance ist gering!
(André Brie)
Ich habe bis zum Wochenende meinen joggingbedingten Muskelkater gänzlich abgebaut. Zum Glück, da mich Francesco übers Wochenende nach Mailand eingeladen hat. Wir werden dort zusammen auf eine Vernissage spazieren und danach ist noch ein Dinner im erlesenen Künstler- beziehungsweise Freundeskreis geplant. Da will ich mich natürlich von meiner besten Seite präsentieren und nicht als humpelndes Rumpelstilzchen auftreten.
Ich stelle unverblümt fest, dass ich bislang in meinem Leben noch nie eine derart reife und vertrauensvolle Beziehung mit einem Mann erlebt habe, wie jene mit Francesco. Wir genießen die gemeinsamen Stunden, können über vieles schäkern, wir nehmen uns auch mal gegenseitig auf den Arm und wir können uns in sämtlichen Angelegenheiten austauschen. Ich fiebere unseren Treffen jedes Mal erwartungsvoll entgegen.
Ich habe mich jetzt schon öfters bei dem Gedanken, wie es beziehungstechnisch mit uns weitergehen könnte, ertappt. Diesen wunderbaren Mann nur alle vierzehn Tage bis drei Wochen zu küssen, ist mir zugegebenermaßen auf Dauer zu wenig. Ich möchte
Weitere Kostenlose Bücher