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Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)

Titel: Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana E. Grant
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wenn man angeduselt ist) nicht unter diesen ausmachen. Ich bin ihm glücklicherweise letzte Woche nie begegnet.
    Ach, da kommt Elvira geradewegs auf mich zugesteuert.
    »Hi, wartest du schon lange?«, prustet sie hervor.
    »Nein, ich bin beim ersten Punsch. Warum kommst du erst jetzt?«, will ich wissen.
    »Hatte Streit mit Jo.«
    (Nicht schon wieder! Manchmal denke ich beinahe, die beiden veranstalten einen Marathon im Täglich Debattieren .)
    »Oh! Was Ernstes?«, frage ich interessiert nach.
    »Nein, das Übliche«, antwortet sie mir kurz angebunden und visiert dabei geradewegs die Punschhütte an.
    Das Übliche heißt: Jo ist, wie immer wenn sich Elvira erlaubt, ohne ihn auf einen Drink zu gehen, rasend eifersüchtig. Er vermutet fortdauernd, dass er von ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit betrogen wird.
    »Ich glaube, schön langsam entwickelt sich bei mir ein äußerst konstantes Magengeschwür und der Verursacher heißt Jo. Ich hab’s satt, wirklich«, erwidert Elvira sauer.
    Das sind ja ganz neue Klänge. Gibt es also doch noch einen klitzekleinen Hoffnungsschimmer für unsere äußerst duldsame Elvira? Nicht dass sie sich nie über Jo ausgelassen hätte, aber heute sehe ich das erste Mal ein brennendes, zorniges Funkeln in ihren Augen.
    Ich trotte hinter ihr her und warte auf die spannende Fortsetzung des begonnenen Gesprächs. »Und wie geht’s jetzt bei euch weiter?«, frage ich wissbegierig nach, als sie einen dampfenden Becher Kummerpunsch bestellt.
    »UNS ist gestorben! UNS wird gerade begraben! UNS gibt’s nicht mehr! Unglaublich, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu schnallen! Los, werfen wir uns ins Getümmel, schließlich hab’ ich was zu feiern!«
    Ich bin sprachlos. Ich kann dem gerade Vernommenen beinahe keinem Glauben schenken. Hatte Elvira tatsächlich endlich einen Schlussstrich unter das Jo - Desaster gezogen?
    Hurra! Ich tobe innerlich vor Freude.
    »Komm schon, lass uns wieder mal richtig feiern!«, posaunt sie mir entgegen.
    Um der Kälte vehement Widerstand leisten zu können, halten wir uns mit den köstlichen Heißgetränken warm. Wir schlendern von einem gemütlichen Treff zum nächsten, führen seichte Dialoge mit sämtlichen Kollegen, lauschen den Klängen des weihnachtlichen Bläserkonzertes und amüsieren uns dabei prächtig. Mein Alkoholpegel steigt zwar kontinuierlich an, aber ich nehme immer wieder einen Happen zu mir - ich will ja schließlich nicht betrunken werden.
    Oh, Scheibenkleister, Gerhard kommt mit zwei dampfenden Aufwärmern stracks auf mich zumarschiert. Ich muss meine vorherige Aussage leicht dementieren: Er sieht eigentlich doch ganz passabel aus.
    Hilfe, was denke ich da bloß! Wo ist meine Lebensretterin Elvira nur hin verschwunden. Sie war doch eben noch neben mir. Scheiße! (Entschuldigung, die Panik spricht aus mir.)
    »Hallo! Oh, mein Instinkt war wohl goldrichtig«, stellt Gerhard lächelnd fest, während er mir meinen leeren Punschbecher abnimmt, zur Seite stellt und durch einen vollen Punsch der Begierde ersetzt.
    »Vielen Dank, sehr aufmerksam«, entgegne ich höflich, aber distanziert und beginne augenblicklich damit, mein Umfeld beiläufig nach Elvira abzusuchen.
    »Und, bist du das letzte Mal gut und unversehrt nach Hause gekommen?«, fragt er mich scheinheilig.
    Er macht mich irgendwie total an. Aus, jetzt! Reiß dich gefälligst am Riemen, Amelie!
    »Oh, ja!«
    Kurz und bündig antworten! Vielleicht ist ihm ja eine einseitige Konversation auf Dauer zu anstrengend und er macht bald ’ne Biege.
    »Und, sonst? Geht’s gut?«, will er wissen.
    Natürlich, ich bin ja nicht mit dir ins Bett gegangen – grüble ich lautlos vor mich hin.
    »Natürlich! Ich bin ja nicht mit ...« Ich werde hier von einer lauten Fanfare unterbrochen. Frechheit, einem mitten im Satz das Wort abzuschneiden!
    Alle Blicke richten sich unverzüglich zur Vorderseite, wo unsere Managerin bereits Aufstellung bezogen hat. Sie wird jetzt gleich eine bittersüße Lobes-Dankes-Rede vortragen. (Jedes Jahr das gleiche. Das Motto lautet demnach: Gute Mimik zur fidelen Weihnachtsfeier machen
    - Prost!)
     
     
    Beim Anhören festlicher Reden entsteht eine besondere
    Art der Zwangsneurose: Gemeinplatzangst!
    (Ulrich Erckenbrecht)
     
     
    Währenddessen wir alle gespannt ihrer Laudatio lauschen und dabei Interesse vorgaukeln, muss ich feststellen, dass sich eine Hand in meine Manteltasche verirrt hat. Ungeduldig sucht diese nach einem Anhaltspunkt und zieht mich sanft aber

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