Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
bombastisch verstanden. Aber wir waren zu sehr von dieser Komponente abhängig, und als die unbekümmerte Sturm- und Drangzeit vorüber war, begriffen wir, dass es das war.«
»Klaus ist im Bett auffallend gut«, gibt Elvira träumerisch zu.
»Du warst ja auch schon dementsprechend ausgehungert. Jo war ja wahrhaftig kein toller Liebhaber«, stellt Caro trocken fest.
»Zu Anfang schon, aber jetzt am Schluss war ich eigentlich froh, wenn er mir meine Ruhe gelassen hat und ich ohne Streit ins Bett gekommen bin. Von den anfänglichen Sinnesfreuden war schlussendlich nicht mehr viel zu merken.«
»Du hast tapfer durchgehalten. Ich hätte diesen Blödmann schon vor Monaten rausgeworfen«, erklärt ihr Alex.
»Ich weiß, ihr habt es mir oft genug gesagt.«
»Tja, ab und zu sollte man auf seine Freunde hören«, bemerke ich spitzzüngig.
»Ja, ganz genau«, erwidert Elvira in meine Richtung, bevor sie sich wieder Alex zuwendet. »Eigentlich hast du mir jetzt meine Befürchtung, dass ich’s komplett vermasselt habe, nur bestätigt. Ich meine, normalerweise lernt man sich irgendwo kennen und, wenn’s gut läuft und wenn man sich sympathisch findet, dann verabredet man sich ein paar Tage später zu einem Gläschen Wein, danach wird man vom auserwählten Gentleman galant nach Hause begleitet, vor der Haustür wird er dann respektvoll verabschiedet und eventuell sogar mit einem ersten Kuss bedacht und ...«
»Jetzt hör schon auf mit diesem Rumgesäusel!«, fällt ihr Alex ins romantische Geplauder. »Na und! Du hast einfach die kurze Variante aufgegriffen, und nicht die langwierige und komplizierte. Meine damalige Geschichte muss ja nicht unbedingt konform mit deiner gehen. Nur weil es zu jener Zeit bei mir nicht so vortrefflich geklappt hat, muss das ja nicht bedeuten, dass sich das bei dir ebenso verhält. Ich würde die Zeit mit Klaus einfach genießen und mir nicht allzu viele Gedanken darüber machen, wie ich es hätte angehen sollen. Immerhin läuft es ja bislang ganz gut, nicht wahr?«
»Ja, es läuft sogar sehr gut und außerdem ist es noch viel zu früh für derartige Prognosen«, pflichtet ihr Elvira bei.
»Na, also!«
»So, und nun lasst uns endlich mit der Geschenkvergabe beginnen!«, schlage ich kurzerhand vor.
»Einverstanden!«, kommt es im Chor zurück.
Nike und ich haben unsere dekadenten Knochen erst um zwei Uhr morgens in unsere gemeinsame Bleibe geschleppt. Der Weiberabend war im Anschluss an den lustigen Geschenkeaustausch noch vollgepackt mit geistreichen Dialogen über die herannahenden Weihnachtsfeiertage in exakt einer Woche, über die damit verbundenen Familienfeierlichkeiten und wie man diesen bestmöglich entschlüpfen konnte, und über die bevorstehende Jahreswende.
Juhu! Genau in vierzehn Tagen ist es wieder so weit! An diesem Abend schreiben wir traditionsweise unsere guten Vorsätze für das zukünftige Jahr auf - falls wir diese im Laufe der feuchtfröhlichen Nacht vergessen sollten.
PS: Mit dieser altbewährten Sitte geht leider eine andere ebenso einher: Bisher habe ich meine durchaus lobenswerten Absichten immer nur bis Ende Jänner laut und deutlich vernommen, danach verebbten sie generell mit kontinuierlicher und beharrlicher Beständigkeit, und bis Mitte Februar ist die Resonanz der selbst auferlegten Wunschziele gänzlich verstummt. Aber heuer werde ich mit dieser letzten, willensschwachen Tradition brechen. Ganz bestimmt!!!
Die sechs Flaschen des bekömmlichen Welschrieslings, die absolut Hunger stillende Riesenpizza, die verschiedenen Keksvariationen und die köstlichen Knabbereien ... alles fiel uns an diesem Abend restlos zum Opfer. (Wir sind ja schließlich höfliche Gäste und lassen bei unserer Gastgeberin keinerlei Unrat zurück.)
In dieser Nacht finde ich einfach keinen Schlaf. Ich wälze mich von einer Seite auf die andere, habe entsetzliche Hitzewallungen, wende daraufhin die Bettdecke, um mich danach in die sekundenlang andauernde Kühle der Laken einzubetten, kippe das Fenster, schließe das Fenster und starre lange Zeit auf die bizarren Schattenbilder der vermaledeiten, unbelaubten Äste des hoch aufragenden Ahornbaumes vor meinem Fenster.
Es ist schier zum Verzweifeln. Ich kann und kann nicht einschlafen, so sehr ich auch darum bemüht bin. Ein Blick auf meinen Wecker verrät mir, dass es 3:14 Uhr ist.
Nein, jetzt ist endgültig Schluss mit lustig!
Ich stehe schließlich zu dieser frevlerischen und – für meine Wenigkeit - total
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