Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
nehmt!«
Ups ... Hildchen hat dem Schnitzel Flügel verliehen. Der Flugkörper landet kurzerhand unsanft auf dem Hut von Madam Klug , bis er der Schwerkraft Tribut zollt und in ihrer Lasagne mit Tomatensauce landet.
Platsch! O verdammter Shit!
Madams Essen ist nun überall verteilt, aber ich habe im Augenblick andere Probleme am Händchen. Hilde schüttelt und rüttelt sich, und entgleitet meinem festen Griff.
Husch ... und schon ist sie im Office verschwunden.
»Du, Frau, nix können hier laufen!«, ruft ihr ein aufgebrachter Abwäscher hinterher, nachdem sie ihn mit einem Stapel Glasteller in Händen einfach über den Haufen gerannt hat. Das Geschirr ist daraufhin mit schallendem Geklirre zu Boden gegangen.
Aber Hilde kennt an diesem Tag kein Pardon. Nachdem sie die Küche passiert hat, hetzt sie in den Blauen Salon, danach beglückt sie noch das Haubenrestaurant mit ihrer Anwesenheit. Zum Glück ist zu dieser frühen Nachmittagsstunde noch niemand von der gut betuchten Gästeschicht, die sich hier die Klinke in die Hand drückt, vor Ort.
Uns (wütende Amelie, zorniger Abwäscher, entrüsteter Koch, aufgebrachter Restaurantleiter) hat mittlerweile eindeutig das Jagdfieber gepackt. Aber wo ist der überquellende und kurz vor dem Ausbruch stehende Vulkan nur so ungestüm hin verschwunden?
» Weihnacht, Weihnacht - überall! Weihnacht,
Weihnacht - kannst mich mal!«
Aha, den hoteleigenen Coiffeur, das Kosmetikinstitut, unseren Juwelier, die Businesslounge und die Haute Couture Boutique hat sie bereits hinter sich gelassen. Das grässliche Gekrächze hallt unbeirrbar aus der zentralen, hoch aufragenden Hotellobby wider.
O du meine Güte!
Hildchen hat keine Zeit verschwendet. Sie ist indessen unter den prächtig geschmückten Weihnachtsbaum geklettert und lugt nun verstohlen zwischen den bunten Päckchen hervor.
»Geschenke, Geschenke - nur für mich!
Geschenke, Geschenke - kein’s für dich!«
Jetzt fliegen die Fetzen. Sie zerpflügt und zerlegt unwillkürlich eine farbenfrohe Attrappe nach der anderen. Die Papierschnipsel sausen dabei in hohem Bogen durch die Lüfte.
»Betrug, Betrug!«, dröhnt es durch die Halle.
Unsere beiden Lohndiener und ein junger Page haben sich in der Zwischenzeit lautlos an die außer Kontrolle wirkende Hilde herangepirscht. Sie ist aber ohnehin dermaßen in Rage, dass sie sich einzig auf die vollständige Vernichtung der Geschenkpäckchen konzentriert und die schleichende Gefahr nicht weiter wittert.
Ich konnte die nächsten Sekunden nur im Zeitraffer beobachten: Herbert fängt Hildchens zappelnde Beine ein und Wilhelm schnappt blitzschnell nach ihren Armen und erwischt - in der Hitze des Gefechts
- nur einen! Tja, und mit dem anderen umklammert Hilde reflexartig einen der kräftigen Tannenzweige, die in Bodennähe umherschlackern. Der Christbaumständer gibt folglich allmählich dem Druck nach und neigt sich schrittweise zur Seite.
Das Endresultat der Hetzjagd sieht dann folgendermaßen aus: Unzählige zu Bruch gegangene Christbaumkugeln, unzählige zu Bruch gegangene Nervenstränge (vor allem meine), unzählig viel Altpapier, ein nicht mehr intakter Christbaum, eine demolierte Standuhr, ein defekter, antiker Schlitten, aber – und das ist das Wichtigste - es gibt zum Glück nicht einen einzigen Verletzten. Hildchen sei Dank!
Apropos Hilde: Sie wurde an diesem Tag in die Nervenheilanstalt eingewiesen. Sie schien ihre Medikamente nicht fachgerecht und vor allem nicht fristgemäß eingenommen zu haben und das daraus entstandene Resultat war uns heute sichtbar vor Augen geführt worden.
Unser Motto der nachfolgenden Tage lautet demnach:
O du fröhliche, o du selige …
Hildefreie Zeit!
Diesen turbulenten Mittwoch beschließen wir bei Alex. (Anmerkung: Mein verwaistes Handydisplay verzeichnet momentan null Anrufe in Abwesenheit und null angenommene Anrufe!!! So ein Shity! O Verzeihung!)
Aber heute ist kein gewöhnlicher Sex and the City – Treff , nein, der heutige Abend ist der letzte Mittwoch vor Weihnachten und deshalb veranstalten wir, um mit unserer lieb gewonnenen Tradition nicht brechen zu müssen, heute unsere private Weihnachtsfeier. Nike und ich schleppen zur Eröffnung des Weiberabends, außer unseren Überraschungspaketen, Nervenbrause in Hülle und Fülle an. Caro kommt mit einer Unmenge an Knabberzeug an und Elvira versorgt uns mit einer riesigen Pizza Tonno. Alex hat indessen ihr Wohnzimmer
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