Hallo, Fräulein!: Winterzauber (German Edition)
nicht die geringste Chance.
»O nein! Erst kürzlich hat mir ein weiser Mensch geraten, dass man MANN nicht mehr vom Haken lassen darf, wenn man ihn hat, sonst könnte beim angepeilten Objekt eventuell Fluchtgefahr bestehen«, erkläre ich ihm ernst und dabei überfliege ich den Raum gleich nach einem freien Stuhl.
O wie aufmerksam! Der Sommelier hat meinen forschen Blick bemerkt und sofort darauf reagiert. Ich habe urplötzlich nicht den geringsten Appetit. (Dies liegt an zweierlei Dingen: Francesco und Platzangst. Ich sage nur: Nur noch ein klitzekleines Pfefferminzblättchen – aus Monty Pythons Sinn des Lebens ; Vorheriges ist aber bitte nicht mit der herkömmlichen Klaustrophobie zu verwechseln.)
Ich werde gegenwärtig nicht müde, Francesco zu betrachten. Ich kann mein unermessliches Glück noch gar nicht fassen. Er hat ganz entzückende Lachfalten, die eingegraben in seinen goldigen Mundwinkeln herumgeistern und seine bezaubernden Krähenfüße zeugen ebenfalls von der fröhlichen und ausgelassenen Art seines Wesens. Seine wunderschönen, braunen Augen werden von anmutigen und lang geschwungenen Wimpern vorbildlich in Szene gesetzt, und seine Augenbrauen vervollständigen seine ästhetische Augenpartie. Seine süße Nase passt sich harmonisch in sein anmutvolles Antlitz ein. Sein Kinn ist ausgeprägt und wird abermals von einem getrimmten Zweitagesbart umrandet. Zur Ergänzung seiner Maskulinität ist sein grau meliertes Haar relativ kurz geschoren und mit etwas Haargel in Form gebracht. Seine zierlichen Ohren werden passend von kurzen Koteletten umspielt. Zu guter Letzt fällt mein Augenmerk auf seine gepflegten Hände.
Ich habe unweigerlich das impulsive Gefühl, tatsächlich meinen ersehnten Traumprinzen gefunden zu haben. Dieser Mann verzückt zweifellos meine Sinne, selbst gänzlich unwesentliche und geringfügige Banalitäten faszinieren mich an ihm: Wie er unbewusst an seinem Krawattenknopf zupft, wie er das Glas hält (am Stiel und nicht am Bauch), wie er mit den Händen gestikuliert - all diese intuitiven Trivialitäten berühren mein Herz zutiefst.
Die Fragen meiner viel zu neugierigen Freunde prasseln einstweilen auf Francesco ein und er beantwortet diese ausdauernd und mit einer wohltuenden geradlinigen Freundlichkeit.
Ich finde keine Worte, ich sitze einfach neben ihm und lausche seinen Statements. Ich glaube, ich bin in Trance. Alex zwinkert mir in einer unbemerkten Sekunde zu und schmunzelt dabei zuversichtlich. Dieselbe Gebärde des Okays kommt von Caro und Elvira, und Nike ist sowieso ganz hin und weg von ihm. Nachdem die erste, umfassende Fragerunde zu Ende ist, wird das Glas auf den »Neuen« in der Runde erhoben.
»Darf ich?«, flüstert mir Francesco ins Ohr und legt behutsam seine Hand auf die meine. »Nur damit du mir nicht davonläufst.«
Ich bekomme augenblicklich eine Gänsehaut. Seine Stimme ist einfach ungemein sinnlich. Ich möchte am liebsten nach Hause fahren und schleunigst mit meinem selbst auferlegten Fitnessprogramm beginnen.
»Wenn das so ist, bin ich einverstanden«, erwidere ich.
Ich habe nun etwas Zeit, um mir einen wirksamen Schlachtplan zu überlegen: Ich muss meinen Body dringend in eine spitzenbesetzte, aufreizende BH- und Slipkombination einpacken. Zum Glück müssen wir noch nach Hause. In meinem Schlafgemach sieht’s zwar ziemlich chaotisch aus, aber ich werde Francesco vorerst einfach ins Wohnzimmer lotsen (dann kann ich in der Zwischenzeit den Klamottenhaufen wieder im Schrank verstauen). Rasche Körpercheckliste durchführen: Ich bin ...
rasiert
geduscht
eingecremt
... und die Fußpflege habe ich auch nicht vernachlässigt.
Habe ich eigentlich noch irgendwo Verhüterli? (Nur falls Francesco keine in den Anzugtaschen herumschleppt. Ich will schließlich auf alles vorbereitet sein.)
Ich glaube beinahe, dass meine Hauswirtschaft komplett kondomlos ist. Ich muss beim nächsten Toilettenbesuch (mir ist auch am stillen Örtchen kein spezieller Serviceautomat aufgefallen) dringend Caro danach fragen (notfalls mache ich auch vor Raffael nicht halt).
Elvira: hat sich die Spirale einbauen lassen;
Nike : schwört auf die Knaus-Ogino-Methode (diese setzt allerdings simples, mathematisches Grundwissen voraus – also nichts für mich);
Alex: hält sich an die Körpertemperatur-Verhütungsmethode;
... Diese Herrschaften fallen somit als Retter in der Not weg. Gibt es sonst noch was zu überlegen? O ja! Wo ist er bloß abgestiegen? Nun, ich werde
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