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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zizou Corder
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seinem Herzen meldete sich eine starke Stimme, die sagte: Ja, ja, natürlich, aber sie ist ganz allein in der Wildnis und blutet. Wölfe könnten kommen. Ich möchte ihr ja nur ein bisschen helfen.
    Dann sagte sein Verstand: Sei nicht so schwach und gefühlsduselig! Sie ist nicht einmal eine Spartanerin – mit ihrem Goldkettchen … Tu deine Pflicht!
    Und sein Herz sagte: Ja, natürlich, gleich …
    Er fand am Ufer ein Büschel Fieberkraut und in einem Baumstumpf ein paar Spinnweben. Daraus machte er eine Wundpackung, die er, nachdem er die Wunde noch einmal gesäubert hatte, vorsichtig auflegte und mit einem Stoffstreifen, den er aus dem Saum ihres anderen Chitons riss, festband.
    Sie zitterte immer noch. Bald würde die Sonne auf sie scheinen, aber bis dahin musste der Umhang sie wärmen.
    »Wach auf«, sagte er.
    Sie schlug die Augen auf und starrte ihn an.
    »Guten Tag«, sagte sie.
    »Nicht wieder einschlafen«, mahnte er.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Wo ist Arko?«
    »Ich weiß nicht. Wer ist Arko?«
    »Mein Bruder. Und wer bist du?«
    »Leonidas«, antwortete er und kniff die Augen zusammen. Ein spartanischer Soldat gab nicht einfach seinen Namen preis! Aber er war auch noch nie einem Fremdling begegnet … und außerdem war sie nur ein Mädchen. Das wahrscheinlich von den Wölfen gefressen werden würde. Aber das wollte er nicht. Es kam ihm unmännlich vor, ein verwundetes Mädchen den Wölfen zum Fraß zu überlassen.
    »Bist du der König von Sparta?«, fragte sie.
    »Nein. Ich bin nur nach ihm benannt.«
    »Ich danke dir«, sagte sie ganz ruhig.
    »Du hast mir bereits gedankt«, erwiderte er. »Geht es dir besser?«
    »Hm.«
    »Setz dich auf«, sagte er und lehnte sie an einen Baum. Er hatte starke Arme. »Schlaf nicht wieder ein.«
    »In Ordnung«, antwortete sie und sah ihm direkt in die Augen, um ihm zu zeigen, dass sie ihn verstanden hatte und dass sie wieder voll bei Bewusstsein war. Seine Augen waren sehr hell.
    »Ich muss gehen«, sagte er.
    »Lebe wohl«, sagte sie.
    »Lebe wohl«, sagte er.
    Er sah sie an, aber er lächelte nicht.
    Dann war er fort.
    Sie sah sich überrascht um. Keine Spur mehr von ihm. Nichts als Stille, nur die Felsentauben gurrten. Es war, als wäre er nie da gewesen.

ΚΑΠΙΤΕΛ 9
    Halo blieb noch eine Weile am Baum sitzen … Der Knabe hatte ihr gesagt, sie dürfe nicht einschlafen. Also würde sie auch nicht einschlafen. Sie wusste nicht genau, was eigentlich geschehen war.
    Erst nach einiger Zeit fühlte sie sich wieder stark genug, um aufzustehen.
    Sie begann, ihre Sachen zusammenzusuchen, musste aber immer wieder eine kleine Pause einlegen. Der Kopf tat ihr schrecklich weh. Sie konnte sich aber nicht erinnern, woran sie sich verletzt hatte. Sie erinnerte sich nur an den ernsten Knaben mit den grünen Augen, der ihr geholfen hatte. Als sie ihren Wasserschlauch auffüllte, sah sie ihr Spiegelbild – ihre Haare! Sie fasste an ihren Kopf und bemerkte den Wundverband auf ihrem geschorenen Schädel. Erneut versuchte sie, sich zu erinnern.
    Ich darf nicht einschlafen.
    Die beste Methode, nicht zu schlafen, war weiterzugehen.
    Halo wanderte viele Stunden lang, ohne zu wissen wohin. Ihr Wasservorrat ging zu Ende, ihr Kopf tat weh, und sie wurde von Minute zu Minute hungriger. Sie erklomm einen kleinen Hügel und blickte in ein Tal mit Wiesen und Äckern. Die silbernen Blätter der Olivenbäume blitzten im Sonnenlicht, eine Ziegenglocke läutete, und in der Ferne sah sie das rot gedeckte Dach eines Bauernhauses. In einer Mischung aus Hoffnung und Angst krampfte sich ihr leerer Magen zusammen.
    Sie musste weitergehen. Bei den Menschen würde sie Essen finden.
    »Ihr Götter, vergebt mir«, murmelte sie, »sobald es mir möglich ist, werde ich euch alles zurückgeben.«
    Sie stieg auf Umwegen zu dem Olivenhain hinab und wanderte zwischen verzweigten, knorrigen Stämmen. Sie erinnerte sich an die Geschichte von Philemon und Baucis, die alten Eheleute, die sich so sehr liebten, dass sie die Götter baten, sie im selben Augenblick sterben zu lassen, damit sie nicht voneinander getrennt würden. Die Götter verwandelten sie in Olivenbäume, die in einer ewigen Umarmung ineinander verwuchsen. Ich kenne auch so ein Paar, dachte sie. Ihr Kopf fühlte sich leicht an. Sie sollte dennoch nach ihrer Wunde schauen. Aber sich selbst auf den Kopf gucken war schlecht möglich.
    Sie wollte sich hinter einen Olivenbaum setzen und die Dunkelheit abwarten. Dann würde sie zu den Häusern gehen

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