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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Querfortsatz von C-6. Die Brüche sind identisch mit denen, die ich bei Helms und Cruikshank gefunden habe. Die gleichen Wirbel, die gleiche Seite.«
    »Zungenbein gebrochen?« Ryan meinte ein u-förmiges Knöchelchen in der Kehle, das bei Strangulation häufig bricht.
    »Nein.«
    Ryan richtete sich auf. »Erhängen?«
    »Die Brüche finden sich nur auf einer Seite.«
    »Plötzliche Verdrehung?« Ryan ging dieselbe mentale Checkliste durch, die ich schon abgearbeitet hatte.
    »Vielleicht.« Ich deutete auf die Gelenkfraktur auf der vorderen Platte des Querfortsatzes. »Hier sitzt der so genannte Scalenus-anterior-Muskel an.« Ich deutete mit der Kulispitze auf einen Knochenfortsatz neben dem Bruch. »Diesen kleinen Höcker bezeichnet man als Karotistuberkel, weil es der Druckpunkt für die Karotis, die Halsschlagader, ist. Ein plötzliches Verdrehen könnte ein Zusammenpressen der Adernscheide verursachen. Bei einem heftigen Zusammenpressen wird der Blutfluss zum und vom Hirn unterbunden, und das könnte zum Tod führen.«
    »Halb-Nelson?« Ryan meinte den Ringergriff, bei dem man den Arm von hinten unter der Achsel des Gegners hindurchschiebt und ihm dann um den Nacken legt.
    Frustriert hob ich beide Hände. Ich dachte darüber nach, seitdem ich dieses Bruchmuster zum ersten Mal auf Willie Helms’ Wirbel gesehen hatte. Ich hatte noch immer keine Erklärung.
    »Ich erkenne die Physiologie der Verletzung, aber die Mechanik verstehe ich nicht. Die Gelenkfraktur deutet auf eine ziemlich starke Gewalteinwirkung hin. Ein genügend heftiges seitliches Verdrehen des Kopfes gegen die Kontraktion des Scalenus anterior würde die vorderen Tuberkel der vierten bis sechsten Wirbel entweder lockern oder abreißen. Aber wie konnte so viel Kraft angewendet werden, ohne dass auch nur eins dieser Knöchelchen brach?«
    Ryan schaute mich mit einem Ausdruck an, der nur »Frag mich nicht« bedeuten konnte, dann setzte er sich wieder und las weiter.
    Ich wandte mich erneut den Knochen zu.
    Und fand Minuten später die erste Kerbe. L-3. Auf der Bauchseite. Wie bei Helms. Das Grauen stieg mir in die Brust. Ich setzte meine Untersuchung fort.
    Sie dauerte weniger als eine Stunde. Als ich fertig war, erklärte ich Ryan meine Befunde und deutete mit einem Kugelschreiber auf die einzelnen Verletzungen.
    »Gelenkfraktur am linken Querfortsatz des C-6-Wirbels. Insgesamt acht Schnittspuren auf den Bauchseiten der Lendenwirbel 2,3,4. Das ist alles. Ansonsten keine Schäden am Skelett.«
    »Glaubst du, man hat ihr in den Bauch gestochen?«, fragte Ryan.
    »Falls sie einen Bauchstich erhalten hätte, hätte der Täter ein Berserker sein müssen. Die Klinge hätte den gesamten Bauchraum durchdringen müssen, um an den Innenseiten der Wirbel Spuren zu hinterlassen.«
    »Hast du eine Ahnung, was für ein Instrument das war?«
    »Die Schnitte sind winzig, v-förmig im Querschnitt, mit glatten Rändern ohne Riefen. Ich kann nur sagen, dass es ein Instrument mit einer sehr scharfen, nicht gezackten Klinge war.«
    »Verteidigungswunden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Hand- und die unteren Armknochen sind unbeschädigt.«
    »Also hatte Cruikshank die gebrochenen Halswirbel, aber nicht die Kerben. Helms und Montague hatten beides.« Ich merkte, dass Ryan laut dachte.
    »Ja. Wenn sie alle vom selben Täter umgebracht wurden, dann kann es sein, dass sie aus unterschiedlichem Grund getötet wurden.«
    Keiner von uns hatte eine gute Erklärung dafür. Aber Ryans Bemerkung von zuvor hatte bei mir eine Erinnerung geweckt. Vor Jahren hatte ein Kollege von einseitigen Brüchen an der Halsmitte berichtet. Wer? Und wo? War es bei einem Vortrag auf einer Fachkonferenz gewesen? In einem publizierten Artikel? In welcher Zeitschrift?
    Ich musste online gehen.
    Auf der Rückfahrt zur Isle of Palms rief ich noch einmal Nelson Teals Nummer an. Diesmal meldete sich eine Frau. Ich stellte mich vor und nannte ihr den Grund meines Anrufs. Die Frau sagte, sie sei Mona Teal.
    »Jimmie Ray, dassis der Bruder von meinem Mann, Neil. Sie haben ihn gefunden?«
    »Nein, Ma’am. Tut mir Leid.«
    »Na ja, Sie rufen ja nicht an, um zu sagen, dass er tot ist, also danken wir Gott dafür.«
    »Wohnt Jimmie Ray bei Ihnen?«
    »Bei Gott, nein. Jimmie Ray hängt immer unten bei den Docks herum. Er ist nicht ganz richtig im Kopf.«
    Ich war verwirrt. »Wenn Jimmie Ray auf der Straße lebt, woher wissen Sie dann, dass er verschwunden ist?«
    »Ich mache dem armen Trottel jeden Montag ein

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