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Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Hals über Kopf: 9. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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noch in dem Fass ist.«
    Miller schenkte mir ein breites Grinsen. »Als ich ›Fass‹ hörte, habe ich gleich den Stinkerkarren genommen und Unmengen von Plastikplanen mitgebracht. Ich hatte es schon ein paarmal mit solchen Dingern zu tun.«
    Gullet sagte zu Zamzow: »Bringen Sie Ihr Fahrzeug hierher.«
    Der Mann eilte davon.
    Nun wandte sich Gullet an Miller. »Haben Sie Ketten?«
    »Seile.«
    »Hüfthohe Gummistiefel?«
    Miller nickte mit deutlicher Begeisterung.
    »Wir schlingen die Seile um das Ding, zerren es ans Ufer und wuchten es dann auf einen Handkarren.«
    Miller schaute zum Wasser. »Da könnte es Schlangen geben.«
    »Mokassinschlangen, vielleicht sogar ein paar wasserliebende Klapperschlangen.« In Gullets Stimme lag nicht die geringste Spur von Mitgefühl.
    Miller ging zum Lieferwagen und kehrte mit Gummistiefeln und zwei Rollen gelbem Polypropylenseil zurück. Sie warf uns alles vor die Füße und fing an zu fotografieren.
    Tybee brachte den Streifenwagen ans Ufer, und Zamzow wies ihn ein, bis er die richtige Position hatte. Dann band Zamzow zwei Seile an die Stoßstange und entrollte sie bis zum Ende des Piers.
    Tybee blieb hinter dem Steuer. Miller und Zamzow kamen zu Gullet und mir. Keiner machte Anstalten, in die Stiefel zu steigen.
    »Ich altes Mädchen bin nicht gerade ’ne Badenixe«, sagte Miller.
    »Ich bin Nichtschwimmer.« Zamzows Gesicht war so blassgrün wie eine Landschaft von Monet.
    Die Moultries sahen von ihren Liegestühlen aus zu.
    Allmählich wurde es heiß. Die Flut stieg bereits. Hinter uns schwirrten Fliegen über sonnengetrockneten Fischinnereien.
    Ich nahm mir die Stiefel, zog meine Turnschuhe aus, schob die Füße in die Gummiröhren und zog mir die Träger über die Schultern. Dann atmete ich einmal tief durch, legte mich bäuchlings auf den Steg und ließ mich hinabgleiten. Miller warf mir Handschuhe zu, die ich mir unter eine Achsel klemmte.
    Der Schlamm war glitschig, aber fest. Mit vorsichtigen Schritten, ging ich auf das Fass zu. Krebse huschten unter meinen Füßen davon.
    Ich zog die Handschuhe an und drückte den Deckel wieder auf das Fass. Mir drehte sich der Magen um. Der Gestank war ekelerregend. Nachdem ich den Deckel mit einem Stein festgeklopft hatte, zog ich die Handschuhe wieder aus und winkte, damit die anderen mir ein Seil herunterwarfen.
    Zamzow ließ das erste Seil herab. Ich knotete eine Schlinge, legte sie um das aus dem Wasser ragend Ende des Fasses, schob sie knapp fünfzig Zentimeter nach unten und zog den Knoten fest. Dann stemmte ich mich gegen das Fass und bewegte mich auf das eingetauchte Ende zu. Dabei lösten sich Rostpartikel und segelten in den Sand.
    Kurz vor der Wasseroberfläche hielt ich inne und schaute mich um. Nirgendwo war ein sich ringelnder Körper zu sehen.
    Noch einmal tief einatmen. Und los.
    Das Ufer fiel steiler ab, als ich erwartet hatte. Ein Schritt, und das Wasser reichte mir bis zu den Schienbeinen. Ein zweiter, und es war über meinen Knien.
    Watend umkreiste ich das Fass. Das Wasser ging mir jetzt schon bis zur Taille, meine Beine konnte ich in dem schlammigen Dunkel nicht mehr erkennen.
    Ich winkte, und Zamzow warf mir das zweite Seil zu. Wieder schlang ich ein Lasso, legte den Knoten oben auf das Fass, holte tief Luft und kauerte mich hin.
    Das Wasser fühlte sich an meinem Gesicht eisig an. Mit geschlossenen Augen versuchte ich, die Schlinge über das eingetauchte Ende des Fasses zu schieben. Immer und immer wieder glitt ich ab. Immer und immer wieder tauchte ich auf, um Luft zu holen, kauerte mich erneut hin, wühlte im Schlamm und versuchte, die Schlinge zwischen Fass und Ufergrund zu schieben. Ich spürte die Anstrengung in meinem verletzten Arm.
    Als ich zum vierten Mal auftauchte, hörte ich Gullet schreien.
    »Keine Bewegung.«
    Ich strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht und schaute hoch.
    »Was ist?«, keuchte ich.
    »Nicht. Bewegen.« Ruhig und gelassen.
    Anstatt auf ihn zu hören, drehte ich mich um und schaute in die Richtung, in die er schaute.
    Mein Herz machte einen Satz.

19
    Ein riesiger Alligator. Bestimmt zwei Meter lang. Ich sah schlammverkrustete Schuppen, einen gelblich-weißen Hals und zerklüftete Zahnreihen in einem mächtigen Maul.
    Ein Maul, das direkt auf mich gerichtet war.
    Ich sah, wie der Alligator vom Ufer glitt und unter der Wasseroberfläche verschwand.
    Mit pochendem Herzen und rudernden Armen watete ich zum Ufer.
    Gullet sprang vom Pier und schlitterte über den Schlamm. Er

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