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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Interesse bestand während der laufenden Partie darin, den Moment
abzupassen, an dem sich Dalga ein wenig nach rechts oder links bewegte, so dass
sich die Chance bot, einen Hauch des kühlenden Luftstroms zu erhaschen. Der
Ventilator stand ausschließlich dem komiser zu, einen zweiten, und hier
hatte Dalga den Finger erhoben und ihn fest auf Levents Brust gestippt, die unter
dem Hemd schweißnass und klebrig war, würde der Steuerzahler den
Hilfspolizisten erst dann zugestehen, wenn sie sich im Einsatz bewährt, wenn
sie Erfolge aufzuweisen und mehr getan hatten, als nur mit klirrenden
Schlüsseln die Stahltür hinter Verbrechern zuzuschließen, die er, Dalga, im
Alleingang dingfest gemacht hatte.
    Als
Dalga den Stein endlich an die Dominoschlange anlegte, quietschte die Tür in
den Angeln. Ein Bewegungsmelder registrierte den Besucher und gab ein Signal an
einen CD-Player weiter, aus dem sodann ein türkischer Militärmarsch erklang. Wenn
er in der Freizeit nicht an seinen Memoiren arbeitete oder im Café saß, widmete
sich Kommissar Dalga diversen elektronischen Spielereien, deren Ergebnisse er
gerne im Revier einsetzte.
    Der
Hilfspolizist seufzte erleichtert auf. Noch bevor er sich hinter dem Tisch
hervorquetschen konnte und der Militärmarsch beendet war, hatte der Besucher
den Tresen erreicht und schob das sichtbehindernde Einweckglas mit dem
Palmenableger energisch beiseite. Da niemand und schon gar nicht ein Zivilist in
den Amtsräumen berechtigt war, die Einrichtung zu verändern oder auch nur
anzufassen, zuckte Dalga bei dem kratzenden Geräusch zusammen und drehte sich
mit einem Ruck um.
    »Wie
kommen Sie dazu, Ex-Kommissar Schmalfuß zu verhaften? Ich wollte es nicht
glauben, als ich es hörte, um Himmels willen, Dalga, sagen Sie mir, dass das
nicht wahr ist! Sie hätten jeden hier in Dereköy verhaften können, mich
eingeschlossen, und hätten damit einen sichereren Instinkt bewiesen als mit
dieser Verhaftung! Der Mann fährt tagein, tagaus mit seinem Fahrrad durch die
Berge, hält Schwätzchen mit den Hotelgästen und ist seit Jahren hier bekannt –
er ist so harmlos wie ...«
    Bülbül
sah sich um und zog an der Spitze des vertrockneten Palmwedels, »... wie dieses
Ding hier!«
    Dalga
strich sich den Schnurrbart glatt und richtete sich würdevoll auf. Er machte
einen Schritt nach vorne und schob mit der Schuhspitze  rasch einen kleinen
Hocker vor den Tresen. Trotz seiner gedrungenen Gestalt gelang es ihm,
leichtfüßig auf den Hocker zu gleiten, ohne dass der Besucher die Veränderung
in Dalgas Größe bewusst bemerkte. Nun, da er ihm Aug in Auge gegenüberstand
fand Dalga, dass Bülbül mehr denn je einem unmännlichen Laffen glich. Schlafzimmeraugen
wie bei einem schmachtenden Weib, dachte er. Wenn seine kleine Tochter hier
wäre, würde sie ihm kleine Zöpfchen in die Haare flechten, die ihm viel zu tief
in die Stirn fielen, und ausgerechnet so jemand lehnte den Dienst in der türkischen
Polizei ab, die einzige Möglichkeit überhaupt, einen Mann aus ihm zu machen,
wenn es nicht ohnehin dafür schon zu spät war! Jeder war selbst für seine
ungenutzten Chancen verantwortlich, dachte Dalga, aber dir, mein Jungchen,
hätte ich gerne eingeheizt!
    »Auch
Ihnen, mit Verlaub, einen schönen, einen guten Tag, Herr Sicherheitsbeauftragter!«
Dalga dehnte den Titel in einem verächtlichen Singsang und Levent Kirik, der
den Tisch mittlerweile einige Zentimeter verrückt hatte und nun wieder zu Atem
kam, kicherte beifällig.
    Bülbül
wollte antworten, doch Dalga gebot ihm mit erhobener Hand zu schweigen. Seine
momentane Körpergröße beflügelte ihn.
    »Die
Festnahme von Herrn Schmalfuß erfolgte aufgrund eindeutiger Indizien, denen ich
in Kürze stichhaltige Beweise beifügen werde. Unsere Ermittlungen laufen auf
Hochtouren, verehrter Herr Ex-Kollege, und Sie werden vermutlich demnächst in
der lokalen, regionalen und sogar internationalen Presse von einem umfassenden
Geständnis des Rutschenmörders lesen können.«
    »Indizien?
Sie nennen die Tatsache, dass Schmalfuß die Tote schon im letzten Jahr kannte
und ein paar Worte mit ihr gewechselt hat Indizien ?« Bülbül schlug mit
der Faust auf den Tresen, was Dalga veranlasste ihm wie eine zärtliche Mutter
den Handrücken zu tätscheln. Rasch zog Bülbül die Hand zurück und verschränkte
die Arme vor der Brust. Ihm fiel plötzlich auf, wie groß Dalga war und er warf
einen beunruhigten Blick auf den Linoleumboden. Besaß der komiser eine
Vorrichtung,

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