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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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und eilte durch den Flur zum Telefon. Eben wollte sie
abheben als es klingelte. Oh nein, nicht jetzt!
    » Efendim ?«
    »Weißt
du schon das Neueste? Halt dich fest. Oder besser: Setz dich! Sie haben einen
Ausländer verhaftet! Du weißt schon, wegen der Mordgeschichte im Emir Palace,
diese kopflose Frauenleiche. Der Mörder hat herausgefunden, dass seine Geliebte
einen anderen hatte und hat sie mit dem Draht zuerst gepeitscht, dann
erdrosselt und ihr dann noch die Kehle durchgeschnitten und ihre kopflose
Leiche in der Rutsche versteckt. Den Kopf hat er in den Pool geworfen, kannst
du es glauben?«
    » Ayse? Ayse, bist du das?«
    Es
wurde still am anderen Ende der Leitung, Latife hörte nur stockendes Atmen und
tapsende Schritte.
    »Wer
...ähh ...?«
    »Ich
bin’s. Latife.«
    »Oh.
Da habe ich mich wohl ... verwählt ...«
    »Ich
spare mir jetzt jeden Kommentar, denn ich will dich aus der Leitung haben, ich
habe hier einen ärztlichen Notfall. Wenn du gleich erneust wählst, denk wenigstens
bitte daran, dass du nicht Hatuns Nummer drückst!«
    Latife schmiss den Hörer auf die
Gabel und nahm ihn sofort wieder hoch. Mit fahrigen Fingern wählte sie Kadirs
Handynummer. Nun geh schon ran, ich denke, du bist 24 Stunden am Tag
erreichbar? Gilt das etwa nicht für deine eigene Mutter, bebegim?
    Refik
Dalga tippte sich mit einem Dominostein gegen die Vorderzähne und gab ein zufriedenes
Grunzen von sich. Die warme, feuchte Luft in dem kleinen Vorraum des Polizeireviers
umwaberte träge einen leeren Besucherstuhl. Sie prallte weiter gegen einen
Tresen, der den Raum in der Mitte teilte und auf dem mehrere vollgestopfte
Ablagekörbe und ein vertrockneter Palmenableger in einem leeren Glas standen
und wurde schließlich von den mühsam rotierenden Blättern eines Ventilators
erfasst, der hinter dem Tresen im Rücken des komiser stand. Ab und an
drehte sich Dalgazur Seite, hob einen Arm und trocknete seine Armbeuge
im Luftstrom. Dann wandte er sich wieder um und drückte seinen Bauch fest gegen
die Kante der Tischplatte, so dass der Tisch jedes Mal ein wenig nach hinten
ruckelte und den gegenüber sitzenden Hilfspolizisten Levent Kirik immer enger
gegen die unverputzte Wand drückte. Während er weiter mit dem Stein auf seine Vorderzähne
trommelte, beobachtete Dalga unter halbgeschlossenen Lidern, wie Kirik
vorsichtig mit zwei Fingern versuchte, den Tisch zurückzuschieben, in der Hoffnung,
dass sein Chef davon nichts mitbekäme. Die Tischbeine in eine andere Position
als die von Dalga gewünschte bringen zu wollen, dies wusste Kirik genau, glich
Amtsanmaßung und schwerer Beleidigung und konnte im schlimmsten Fall zu einem
von Dalgas gefürchteten Wutausbrüchen führen, in denen er die drei wackligen
und mehrfach geklebten Ablagekörbe vom Tresen fegte und seinen Untergebenen
beim Kragen packte und in eine der drei - meist leeren – Zellen warf, die sich
im hinteren Trakt des Reviers befanden.
    Kirik
fing noch eben rechtzeitig den Blick seines Chefs auf, stützte sein Kinn
resigniert auf beide Fäuste, und blickte auf die Spielsteine, die sich wie eine
verknotete Riesenschlange auf dem Resopaltisch wandt. Es war ihm ein Rätsel,
warum der komiser für jeden Zug eine Ewigkeit brauchte als säßen sie vor
einer mehrtägigen Schachpartie, er verstand nicht, warum Dalga seine Stirn in
tiefe, konzentrierte Falten legte und ihn, Levent, misstrauisch beäugte, sobald
er sich bewegte, als bestünde die Gefahr, dass der Hilfspolizist im nächsten
unbeobachteten Moment aufspringen und die Steine auf den Boden wischen würde
wie ein quengeliges Kind. Verlieren will gelernt sein , ermahnte Dalga
seinen Untergebenen ein ums andere Mal und Kirik nickte artig. In der Tat,
dachte Levent bei sich, musste es gelernt sein, und es gab keinen besseren
Lehrmeister als den komiser , dessen Wangen und Nacken sich lila verfärbten,
wenn er verlor. Seine Augen umwölkten sich, und er vergiftete die Atmosphäre in
der winzigen Polizeistation über Tage hinaus mit haltlosen verbalen Angriffen
gegen jedermann, Hilfspolizisten wie Gefangene. Sein Hirn, von der Schmach zu
Höchstleistungen angeregt, arbeitete unentwegt neue schikanöse Anweisungen und
Arbeiten für seine Mitarbeiter aus, und so verstanden sich Taylan Dogulu und
Levent Kirik bereits kurz nach ihrer Übernahme aus der Polizeischule darauf,
beim Karten- oder Dominospiel mit Bravour und doch so geschickt zu verlieren,
dass der komiser ihnen nie auf die Schliche kam.
    Levents
einziges

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