Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
Vom Netzwerk:
mit deren Hilfe er unliebsame Besucher in den Boden versinken
lassen konnte?
    »Und
sie kommen beide aus der gleichen Stadt!«
    »Aus
Hamburg! Eine Millionenmetropole! Stammten die Beiden aus Istanbul, würden Sie
auch nicht behaupten, dass sich daraus zwingend eine Bekanntschaft ergeben
müsste. Die Wahrscheinlichkeit, dass Schmalfuß und Frau Fischbach sich in
Hamburg schon einmal begegnet sind, liegt bei Eins zu einer Million!«
    Es
wurde still im Raum, nur das Brummen des Ventilators war zu hören. Langsam
stützte Dalga beide Ellenbogen auf den Tresen und zwirbelte bedächtig seine
Schnurrbartspitzen. Er genoss die Situation in vollen Zügen und hätte den für
Bülbül schmählichen Moment gerne herausgezögert, doch die Worte tanzten allzu
vergnüglich auf seiner Zunge, sie kitzelten und quälten ihn, und so platzte er
heraus:
    »Dann
hat Ihnen Ihr teurer deutscher Freund, der so harmlos durch unsere schönen
Berge radelt, nichts verraten? Das scheint mir interessant ... hatte er kein
Vertrauen zu Ihnen? Oder, und das ist wahrscheinlicher, hatte er Angst, dass
Sie, ein selbsternannter Kosmopolit, ein weitgereister Weltmann mit
hervorragender fremdländischer Ausbildung, die gleichen Schlüsse ziehen würden
wie ich, ein bescheidener, einfacher Kommissar vom Lande?«
    Unwillkürlich
hielt Kadir die Luft an. Er spürte, wie eine Ader an seiner Stirn anschwoll,
ein sicheres Zeichen, dass etwas Unangenehmes, Gefahrvolles im Raum stand und
ihn bedrohte. Er musterte Dalgas selbstzufriedene Miene, sah, wie sich seine
Wangen aufplusterten und die Ohrläppchen sich vor Aufregung rot färbten. Levent
Kirik hatte sich vorsichtig bis zum Ventilator vorgeschoben und stand mit
ausgebreiteten Armen wie eine Krähe, die zum Flug ansetzt, vor dem Luftstrom,
ein seliges Lächeln im Gesicht. Es schien, als habe er die beiden Männer am
Tresen vollkommen aus seinem Bewusstsein ausgeschlossen, in Wahrheit jedoch hörte
er angestrengt zu und freute sich an der ausstehenden Demütigung für Bülbül. Er
war nicht wählerisch, ihn hätte es genauso gefreut, wenn Dalga der Verlierer
des Wortgefechts gewesen wäre, aber auf seine daran anschließende schlechte
Laune konnte er gut verzichten.
    » Was hat er mir nicht verraten?«
    Dalga
ging darauf nicht ein, sondern fuhr nachdenklich fort:
    »Und
von Ihren deutschen Freunden von der Polizei sind Sie ebenfalls nicht
informiert worden? Tsts ...« Der Kommissar schnalzte mit der Zunge und
schüttelte bedauernd den Kopf. »Sieht so aus, als wären Ihre internationalen
Kontakte doch nicht so brauchbar, wie Sie uns immer weismachen wollen.«
    »Was
hat er mir nicht verraten?«, wiederholte Bülbül stur in gleichgültigem Ton,
während er spürte wie sein Herz schneller schlug und ihm von der schlechten
Luft im Raum leicht übel wurde.
    »Nun,
ich helfe Ihnen gerne auf die Sprünge, junger Mann. Frau Fischbach arbeitete
als Empfangskraft in einem Ingenieurbüro in ... Kirik, stehen Sie da nicht faul
vor meinem Ventilator rum, reichen Sie mir die Akte!«
    Ohne
sich umzuwenden, streckte Dalga die Hand nach hinten aus und schnippte
ungeduldig mit den Fingern. Kirik stolperte zu einem penibel aufgeräumten
Schreibtisch und schnappte sich die einzige Akte, die vor etlichen
silbergerahmten Fotografien der Familie Dalga lag. Bülbül kniff die Augen
zusammen und erkannte inmitten der Familienfotos, die im Halbkreis in mehreren
Reihen wie Besucher eines Amphibientheaters angeordnet waren, ein Foto des
türkischen Präsidenten. Er stand leicht seitlich, die Hand zum Gruß erhoben und
sein Blick schien wohlwollend auf der Sippe der Dalgas zu ruhen.
    Dalga
knallte die Akte auf den Tisch und schlug sie an der entsprechenden Stelle auf.
    »...
Ingenieurbüro in Hamburg Ho – he -- luft West, oder wie immer man das
ausspricht, aber das tut hier nichts zur Sache. Das Büro entwickelt unter
anderem für Shell Offshore -Plattformen in Nigeria und unsere Bernadette
Fischbach schien auch nach zwanzig Jahren im gleichen Metier keinen blassen
Schimmer gehabt zu haben, was die Firma herstellte und wie das Geschäft
funktionierte, aber der Chef war zufrieden, dass sie immer pünktlich war, stets
für alle Geburtstage Geld einsammelte und zu Weihnachten die Räume dekorierte.
Sie stellte Telefonate durch und bestellte Büromaterial, mehr, so sagte man
uns, war bei ihr nicht drin. Soweit, so gut. Das Büro ist in einem größeren
Gebäudekomplex untergebracht, insgesamt teilen sich ... Moment, hier steht

Weitere Kostenlose Bücher