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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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mich hier endlich
rauslassen, ja wieder mit meinen Kollegen um die Blöcke. Sehen Sie, mit Russen
kenne ich mich aus, die sind ja quasi ein integraler Bestandteil des
Inkassogeschäfts. Die Jungs und ich halten die Augen auf und sollten wir
verdächtige Gestalten orten, werde ich Sie sofort in Kenntnis setzen. Herr
Bülbül, Frau Seda geben Sie mir Ihre Kontaktdaten, stehe ganz zu Diensten! Ich
sage nur: Dr. No, im Dienste Ihrer Majestät, stirb an einem anderen Tag und vor
allem sage ich: Liebesgrüße aus Moskau! Das hier ist noch besser als die Tagung
in Brüssel, was für eine Geschichte! Waren Sie schon mal in Brüssel? Haben Sie
dort schon mal Törtchen bestellt?«

Kapitel 12
- Am Nackigen-Strand -
    »Was
entsteht dort drüben für ein Monstrum? Sieht fast aus wie eine Riesentorte mit
hundert Kerzen. Da war doch vorher ein wunderschöner Palmenhain!«
    Nevin
deutete auf eine Baustelle neben einem riesigen Hotel, dessen Fassade dem Taj
Mahal nachempfunden war.
    »Ach,
das wird nur Schloss Neuschwanstein.«, antwortete Kadir und zuckte mit den
Achseln. »Eine weitere Zierde in unserem fortschrittlichen Touristenort. Ich
meine mich zu erinnern, dass dieses Hotel zu einer holländischen Gruppe gehört,
bin mir aber nicht sicher.«
    »Ich
komme mir in Dereköy langsam vor wie in Disneyland! Jedes neue Hotel, das
gebaut wird, ist eine geschmacklose Nachahmung irgendeines berühmten Bauwerks.
Die Hotels, in denen Sie arbeiten, kommen mir dagegen mittlerweile völlig
unspektakulär vor.«
    »Wohl
wahr. Aber das Emir Palace hat seine eigene Attraktion, es ist nach wie vor das
einzige Hotel in Dereköy, in dem ein schrecklicher Mord geschehen ist.«
    Nevin
und Kadir bogen auf einen schmalen Schotterpfad ein, der zur Strandpromenade
führte. Durch ihre hohen Absätze behindert, schwankte Nevin leicht und Kadir
nahm vorsorglich ihren Arm unter den seinen. Ihre Haut fühlte sich selbst in
der Hitze des Spätnachmittags noch kühl und seidig an.
    Was machst du denn für Sachen , Aptal? , hatte seine
Schwester Sevda am Telefon geschimpft und sich dann an ihrem eigenen
Hyänenlachen verschluckt. In aller Frühe ruft mich unsere Mutter an und
stimmt ein Wehklagen an, das man bestimmt noch in der Nachbarwohnung hören
konnte. Wohlgemerkt: Sowohl in Mamas Nachbarwohnung als auch bei meinen
Nachbarn. Sie hätte geträumt, Nevin wäre im Brautkleid auf sie zugeschritten,
ein herrliches Sissikleid, das Mama mir natürlich in aller Ausführlichkeit
schildern musste, bis ich vor lauter Verzweiflung in mein Kopfkissen gebissen
habe. Auf jeden Fall wäre unsere gute Nevin-Sissi plötzlich nach rechts
abgeschwenkt und aus ihrem Blickfeld entschwunden und da ist Mama mit einem
Schlag klar geworden, dass du mit Nevin nichts mehr zu tun haben willst. Was
zum Teufel hat das alles zu bedeuten? – Unsere Mutter hatte keine nächtliche Eingebung
und keine Vision, ich habe ihr gestern Abend klipp und klar gesagt, dass ich
keinen besonderen Wert mehr darauf lege, Nevin zu sehen, zumindest vorerst
nicht. – Warum denn, du Schäfchen? Nur weil sie bei Eurem Essen etwas
vorgeprescht ist? Komm, gibt dir einen Ruck und quetsch den Macho in dir mal
ein bisschen in die Ecke! Der scheint mir momentan ziemlich aufgebläht! Glaubst
du, dass solch schöne, gebildete, selbstbewusste Frauen in Dereköy an jeder
Straßenecke zu finden sind? – Nun hör aber auf! Du tust ja so, als ob dies hier
ein zurückgebliebenes Kuhdorf ist! Hier gibt es eine Menge… - Papperlapapp! Und
wie viele Frauen wird es geben, die Onkel Yusuf mit Engelsgeduld ertragen? Die
Mama sofort ins Herz schließt? Die ohne zu Murren medizinische Ratschläge an
Mamas Freundinnen verteilen, wann immer die in der Praxis anrufen? – Woher
weißt du denn das alles? – Ich sage nur drei Worte: Mama Flat Rate. –
    Und
dann hatte er sich nach einigen Zigarettenlängen Bedenkzeit tatsächlich einen
Ruck gegeben. Vielleicht hatte er Nevins Vorstoß wirklich zu streng gewertet,
vielleicht hatte sie sich damals davontragen lassen und etwas gesagt, was sie
hinterher bitter bereut hatte. Ihm war dies auch oft genug passiert, und wie
entsetzlich hatte er sich dann geschämt und gewünscht, dass das Mädchen, das
ihn wegen seiner Worte gerade fassungslos anstarrte, für einen kurzen Moment
bitte taub gewesen sein möge! Kadir lehnte an der Brüstung seiner Dachterrasse
und sah über die Dächer der Stadt in Richtung Berge, die von der tief stehenden
Sonne rotgolden schimmerten. Die Berge, die ihn

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