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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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zitiere hier nur, seine Spur am
Dienstagabend.«
    »Dienstagabend!«,
rief Schmalfuß. »Gütiger Himmel! Und heute ist Freitag!«
    »Ja,
erstaunlich, nicht wahr? Ich hatte den Eindruck, dass sie, wenn Sie ihr
Smartphone verloren hätte, einen weitaus größeren Aufstand gemacht und sofort
Suchtruppen losgeschickt hätte. Es lag die ganze Zeit auf ihrem Schoß und sie
sah immer wieder nach unten um zu kontrollieren, ob eine Nachricht gekommen
war. Das brachte mich auf die Idee sie zu fragen, ob sie ein Foto von ihrem
Mann gespeichert hätte, und sie bejahte in einem wegwerfenden Ton, als hätte
ich ihre Ehre beschmutzt.«
    Doch
dann glitt Frau Volkmanns Finger immer hektischer über das Display und nach einem
ewig scheinenden Moment, in dem nichts zu hören war als das Sirren des
Ventilators und Olli Reineckes gemurmelte Beruhigungsworte, die Frau Volkmann
galten aber von ihr keineswegs registriert wurden. Schließlich sah sie auf und
zuckte mit den Achseln.
    Kein
Foto von ihrem Mann.
    - Könnten Sie ihn dann bitte beschreiben? – Nun, er ist schwer übergewichtig
und das Haar wird schon etwas schütter, leider. – Größe, Augenfarbe, Haarfarbe,
sonstige Kennzeichen, Merkmale am Körper? – Nun, die Augen sind … hell … und er
hat ein Doppelkinn. Größe? So circa eins achtzig, eins fünfundachtzig. -
    Die
Leiche war 1,75 groß, mit blondem, dichtem Haar, das nur an den Schläfen leicht
zurückgegangen war, blaue Augen. Der Mann hatte einen leichten Bierbauch,
schlanke, wenn auch nicht trainierte Oberarme und Beine. Bülbül übersetzte für
Dalga.
    Dalga
zuckte mit den Achseln und machte Anstalten, Frau Volkmann nach Hause zu
schicken, doch Bülbül kam ihm zuvor. - Erzählen Sie bitte der Reihe nach,
wie und wann sie Ihren Gatten das letzte Mal gesehen haben. -
    Sie
hatten am Dienstagabend noch gemeinsam gegessen, wie üblich im Restaurant des
Meridian Clubs. Das täglich wechselnde Motto des Buffets war an jenem Abend „Weiße
Rosen aus Athen“ gewesen, und sie hatten ihren Tisch mit einem Ehepaar aus
Regensburg und deren verzogenen Teenagerjungs, die ohne Unterlass mit ihren
Handys spielten, geteilt. - Schrecklich gewöhnliche Leute, aber Kai-Uwe hat
sich prächtig mit ihnen unterhalten. Die können Ihnen also sicher bestätigen,
dass er an diesem Abend noch da war. Ich habe mich an dem Gespräch nur wenig beteiligt,
denn ich hatte kaum etwas zu mir genommen und war missgestimmt, denn ich muss
schon sagen, dass ich es sehr merkwürdig finde, dass die Hotelleitung
griechisches Essen anbietet, bei all den Problemen, die wir momentan mit den
Griechen haben… - Olli Reinecke zuckte zusammen und versuchte zu
beschwichtigen, indem er flüsternd darauf hinwies, dass die Europäer doch
zusammenhalten müssten, gerade und vor allem im essenstechnischen Bereich. Frau
Volkmann zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. Olli Reinecke nickte
verständig und tat so, als mache er sich Notizen um seine Buffetstrategie zu
verbessern.
    »Nach
dem Essen hat sich Frau Volkmann alleine an die Bar gesetzt und einen Cocktail bestellt,
ihr Mann ist aufs Zimmer gegangen und hat sich für einen Ausflug in die Türkei
fein gemacht.«
    »Wie
bitte?«, fragte Schmalfuß verwirrt.
    »Ach,
das ist so ein running gag im Meridian Club. Wer die Clubanlage
verlässt, verlässt Deutschland und wagt sich in gefährliche türkische Gefilde.
Nun, Herr Volkmann hat sich nicht mehr von seiner Gattin verabschiedet, aber
sie hat ihn noch gesehen, wie er, geschniegelt und gestriegelt in seinem besten
Leinenanzug, an der Bar vorbeikam und in Richtung Pool davoneilte. Hinter dem
Pool wird er dann wohl den Gartenweg Richtung Strand eingeschlagen haben, denn
dort gibt es ein Tor, das in die Türkei führt und das man mit der
Club-Chipkarte nach beiden Seiten öffnen kann.«
    Frau
Volkmann konnte sich an nichts weiter erinnern. - Den Anzug hätten Sie sehen
sollen, mein Gott, der Mann ist in den Achtzigern stehengeblieben und hält sich
für Don Johnson. Mindfarbenes Leinen, die Ärmel hochgekrempelt, so dass man das
Seideninnenfutter sehen kann. Grauenhaft! – Bülbül unterbrach Frau Volkmann
und übersetzte schnell. Dalga und Bülbül blickten sich an. Den Anzug hatten sie
in der Tat gesehen, sandverkrustet und leicht schimmelig vom Grundwasser, in
dem die Leiche zum Teil gelegen hatte.
    »Scheint
ja eine innige, liebevolle Ehe gewesen zu sein.«, meinte Seda und kratzte
gedankenverloren getrockneten Käse von dem Pizzakarton. »Sie lässt

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