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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Gitter ratsche in dem Versuch
mich festzuhalten.«
    Ein
bisschen wehleidig, aber auch, um seine Geschichte mit handfesten Beweisen zu
untermauern, hielt Yusuf seine Hand hoch und zeigte den Leuten die
verschrammte, sandige Hand.
    »Mir
platscht die Kamera auf den Bauch und als ich mich umdrehe, um zu sehen worüber
ich gefallen bin, da sehe ich…«
    Yusuf
hob die Arme wie ein Dirigent und blickte erwartungsvoll in die Runde.
    »Einen
Plastiksack!«, dröhnten die Leute im Chor.
    »Zuerst
denke ich, Yusuf, denke ich, da hat wieder so ein Dreckskerl seinen Müll
einfach entsorgt, und, Yusuf, denke ich weiter, hier sorgst du mal für Ordnung.
Ich habe lange Jahre in Deutschland gelebt, da lernt man so manch feine Sache und
Gewohnheit zu lieben und eine davon ist die Ordnung. Ich liebe Ordnung, Ihr
Leute, das könnt Ihr mir glauben.«
    »Glauben
wir, glauben wir, rede weiter!«
    »Ich
beuge mich also zu dem Müllbeutel und sehe, es ist gar kein Müllbeutel, sondern
eine von den Tüten aus dem Supermarkt hier vorne an der Ecke. Nicht mal
ordentliche Müllbeutel hat der Dreckskerl genommen, denke ich und fasse das …
Ding an!«
    »Eyyyyy,
wie eklig!«, rief die Frau und verbarg das Gesicht in ihrem Taschentuch.
    »Dann
will ich den Beutel an einem Zipfel hochheben, aber es geht nicht. Es geht und
geht nicht! Ich knie mich hin und sehe, dass der Beutel unten an der Seite
einen Knoten hat und ich ziehe daran. Nichts tut sich und ich denke, was ist
das denn? Da ist ja noch mehr! Das Ding steckt noch darunter im Sand fest! Und
nun werde ich ungeduldig, man hat ja nicht den ganzen Tag Zeit und der Sand
wartet darauf fotografiert zu werden. Hat da jemand einen Wurzelballen im Sand
vergraben? So was Blödes hab ich gedacht, allen Ernstes. Und dann zerre ich und
reiße und plötzlich platzt die Tüte auf und ich sehe …«
    »…
einen Kopf, einen Menschenkopf!«, rief der griechische Chor und Yusuf nickte.
    Seda
fuhr sich mit der Hand an den Hals und starrte entsetzt nach dem abgesperrten
Areal.
    » Aman tanrim ! Noch ein abgetrennter Kopf?«,
flüsterte sie.
    »Nein,
an dem Kopf hängt, glaube ich, zum Teil noch der Restmensch. Ich habe ein
bisschen gebuddelt, ganz instinktiv, ich weiß nicht was mich angetrieben hat,
aber der Kopf saß noch auf dem Hals, aber der Hals saß nicht mehr so richtig
auf den Schultern. Was ich meine ist: Da war noch Hals unter dem Kinn und unter
den Ohren aber dann, weiter unten, nahe den Schultern, da klemmte was im Hals
fest, und der Hals klaffte etwas auf und das sah so merkwürdig aus und ich habe
noch ein Stückchen weiter geschaufelt. Dann konnte ich nicht mehr, ich war auf
einmal völlig außer Atem, aber wahrscheinlich ist da noch … ähh … mehr Mensch
unter dem Sand, oder, was meinst du, Neffe?«
    Ein
Wagen hielt mit quietschenden Reifen an der Promenade und Kommissar Dalga riss
die Fahrertür auf. Aus dem Fond kletterten Levent Kirik und Taylan Dogulu. Mit
gezückten Waffen rannten alle drei auf den Strand zu als fände dort gerade ein
Banküberfall statt.
    Kadir
und Seda sahen einander an. Beide dachten in diesem Moment das gleiche,
nämlich, wie viel Beweismaterial Yusuf wohl bei seiner versuchten
Müllentsorgung zerstört hatte. Und dass er ein Onkel von Kadir war, würde für Refik
Dalga ein gefundenes Fressen sein.
    Und was war nur dort am Nackigen-Strand
geschehen? Wer war der Tote?

Kapitel 13
- Pizzaermittlungen -
    »Liebes
Fräulein Seda, dürfte ich noch ein winziges Stückchen dieser köstlichen Pizza
haben? Ganz exzeptionell, vor allem nach den wenig bekömmlichen Gaumenfreuden
im Gefängnis. Ist dies eine türkische Spezialität, wenn ich fragen darf?«
    Herbert
Schmalfuß hielt Seda seinen Teller hin, als bettele er um ein paar Krumen vom
Tisch der Reichen. Er war ausgehungert, und wenn er ausgehungert war konnte er
nicht denken. Und denken wollten sie an diesem Abend noch eine Menge, sobald
Kadir Bülbül sich von komiser Dalga loseisen konnte.
    Zähneknirschend
hatte Dalga ihn wieder zum Dolmetschen einbestellt, nachdem der Ersatz, den er
in der ersten Verhörrunde bei Bernadettes Fischbachs Tod engagierte, sich als
unzulänglich erwiesen hatte. Und da es sich, wie man anhand des All-inclusive -Armbändchens
rasch feststellen konnte, bei dem im Sand vergrabenen Toten um einen Gast des
Meridian Clubs handelte, sah sich Dalga erneut mit der Tatsache konfrontiert,
dass er mit vielen Personen würde sprechen müssen, die seine herrliche
Muttersprache nicht verstanden.

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