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Halskette und Kalebasse

Halskette und Kalebasse

Titel: Halskette und Kalebasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert van Gulik
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Ärger.«
    »Aber sehen Sie denn nicht, daß wir sie völlig in der Hand haben, Lang, hohe Beamte oder nicht? Wenn Herrn Hao unser fairer Vorschlag nicht gefällt, sagen wir, daß wir als gesetzestreue Bürger absolut bereit sind, zusammen mit ihm zum Gardehauptquartier zu gehen und die Behörden den Fall entscheiden zu lassen. Dann werden wir natürlich erklären müssen, daß wir uns nur deshalb mit dem verbrecherischen Plan, einen kaiserlichen Schatz zu stehlen, einverstanden erklärt haben, weil wir zuerst einen vollständigen Beweis für die Freveltat haben wollten, bevor wir sie meldeten. Und daß wir nun Anspruch auf die Belohnung der Regierung erheben.«
    Lang schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Donnerwetter!« rief er. »Jetzt verstehe ich, warum Ihre Liga uns gegenüber immer im Vorteil ist. Ihr habt wirkliche Männer, während ich mich mit dummen Hundesöhnen wie diesem Buchhalter von eigenen Gnaden behelfen muß!« Er sprang auf und versetzte dem rundschädeligen Mann zwei heftige Schläge. Nachdem er so seinen Gefühlen Luft gemacht hatte, nahm er seinen Platz wieder ein und sagte mit breitem Lächeln zu dem Richter: »Es ist ein wunderbarer, ein großartiger Plan, Kollege!«
    »Das heißt also, fünf Goldbarren für uns«, bemerkte der Richter trocken. »Vier für die Liga und einen für mich, als Kommission.«
    »Ihre Anführer sollten Ihnen zwei geben!« sagte Lang großzügig. Er fuhr den Buchhalter an: »Dies ist deine letzte Chance, dich zu bewähren, Schafskopf! Du gehst mit unserem Kollegen hier zum Lagerhaus.« Und zu dem Richter gewandt, sagte er: »Ich kann es mir natürlich nicht leisten, persönlich hinzugehen. Ich muß auf meinen Ruf achten. Aber ihr beide werdet nicht allein sein, denn ich werde etwa ein Dutzend guter Männer in dem Lagerhaus hinter meinem postieren.« Er warf dem Richter einen raschen Blick zu und setzte eilig hinzu: »Nur für den Fall, daß Herr Hao ein paar Männer dabei hat, versteht sich!«
    »Ja, ich verstehe recht gut, was Sie meinen!« erwiderte der Richter kühl. »Ich werde kurz vor sechs im Lagerhaus sein. Teilen Sie Ihren Männern bitte mit, daß sie mich durchlassen sollen.« Er ging zur Tür, und Herr Lang begleitete ihn persönlich hinaus, wobei er aufgeräumt sagte:
    »Es war mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen, Kollege! Wir werden später hier zusammen anstoßen. Auf eine freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Blauen und der Roten Liga!«

Zwölftes Kapitel
     
     
    Richter Di ging in sein Zimmer, um die Kalebasse und das Schwert zu holen. Er mußte sofort Hauptmann Sju aufsuchen, ihm von der geplanten Zusammenkunft im Lagerhaus berichten und Vorkehrungen für die Verhaftung des rätselhaften Herrn Hao und der Strolche Längs mit ihm treffen.
    Farn stand am Vordereingang zum >Eisvogel< und feilschte mit einer alten Frau, die Toilettenartikel verkaufte. Er wollte mit einem freundlichen Nicken an ihr vorbeigehen, als sie ihre Hand auf seinen Arm legte und ihm einen mit billigen Steinen besetzten Elfenbeinkamm zeigte. »Meinen Sie, der würde mir stehen?« fragte sie schüchtern. Als er sich über ihn beugte, um ihn zu betrachten, flüsterte sie ihm rasch zu: »Nehmen Sie sich in acht! Die beiden Männer da draußen haben nach Ihnen gefragt.«
    »Er wird Ihnen sehr gut stehen«, sagte er und trat unter den Säulenvorbau hinaus. Während er so tat, als untersuche er den Himmel, sah er aus dem Augenwinkel zwei Herren am Eingang der >Neun Wolken< stehen. Ihre gesetzte Tracht, graues Gewand mit schwarzer Schärpe und schwarzer Kappe, verlieh ihnen ein undefinierbares Aussehen. Sie konnten sowohl zu Längs Liga gehören als auch Agenten aus dem Palast sein. Und von nun an mußte er auch mit Angehörigen der Roten Liga rechnen, die inzwischen vielleicht erfahren hatten, daß er sich als einer der ihren ausgab. Wer immer sie waren, sie durften nicht wissen, daß er zu Hauptmann Sju ging.
    Er schlenderte die Hauptstraße hinauf. Dann und wann blieb er stehen, um die in den Geschäftsauslagen angebotenen Waren genauer zu betrachten. Ja, die beiden Männer in Grau folgten ihm. Erfolglos versuchte er ein paar wohlbekannte Tricks. Er bog zum Beispiel gemächlich um eine Ecke und rannte dann los, um sich in der Menge zu verlieren, aber die beiden Männer blieben hinter ihm, und zwar mühelos, wie es schien. Sie waren alte Hasen bei dem Spiel. Der Richter begann, ärgerlich zu werden. Er betrat ein großes Speisehaus und wählte einen Tisch im

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