Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
Vom Netzwerk:
Wut. Er wollte nicht nur Emma, sondern auch mich loswerden! Aber ich ließ mich nicht einfach so aus der Gefahrenzone schicken, weil er hier den großen Helden spielen wollte. Nash konnte schließlich nicht einmal allein die Welten wechseln. Er brauchte mich!
    Es kostete mich einige Überwindung, seine Frage zu beantworten, aber Emmas flehender Blick machte es leichter. „Natürlich“, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Doch als ich Emma den Autoschlüssel in die Hand drücken wollte, trat Nash warnend auf mich zu und flüsterte mir ins Ohr: „Geh mit raus, und beschäftige sie ein paar Minuten. Ich will nicht, dass sie zurückkommt und uns sucht; sie könnte was mitkriegen, das nicht für ihre Ohren bestimmt ist. Und das willst du doch sicher auch nicht, oder?“, fügte er hinzu.
    Was gab es darauf schon zu sagen? Es war ja letzten Endes meine Idee gewesen, Emma da rauszuhalten. Ich hatte nur nicht vorgehabt, diese Aufgabe selbst zu übernehmen …
    Also nickte ich grimmig und ballte die Faust um den Autoschlüssel. Trotzdem wollte ich Nash die Wut in meinen Augen zeigen, aber er zuckte nur entschuldigend die Schultern und verabschiedete uns hinaus in die Kälte, weg vom Geschehen und den Antworten, die ich so dringend brauchte.
    „Ist ja w-wieder t-typisch“, sagte Emma zähneklappernd. „Da hab ich einmal früher Schluss und denke noch dran, Wechselsachen mit in die Arbeit zu nehmen, und dann das. Hätte ich mir ja denken können, dass irgendwas schiefgeht.“ Ungeachtet der Tatsache, dass sich ihr BH dadurch wahrscheinlich mit kaltem Bier vollsog, verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Vielleicht sollten wir heute lieber bei dir übernachten. Dann kann ich das Shirt waschen, ehe meine Mom das Bier riecht. Oder Traci. Traci wird mich umbringen!“
    „Ist das ihre Bluse?“ Ich rubbelte mir die Arme, weil ich von der Kälte Gänsehaut bekam.
    „Meinst du etwa, Mom erlaubt mir, so was zu kaufen?“ Sie breitete die Arme aus und präsentierte mir den tiefen Ausschnitt des Glitzertops.
    Zurück am Auto, krabbelte Emma auf den Rücksitz und schälte sich aus der Bluse, während ich in meiner Tasche nach dem T-Shirt wühlte, das ich eigentlich am nächsten Morgen hatte anziehen wollen. Es war ein stinknormales T-Shirt, aber weil ich obenherum weniger üppig ausgestattet war als Emma, sah es an ihr bestimmt viel besser aus. Leider musste sie aber auch aus diesem Grund auf einen BH verzichten – oder ihren eigenen, nach Bier stinkenden BH anlassen. Denn meiner hatte ihr das letzte Mal vor der Pubertät gepasst.
    „Sieht das unanständig aus?“, fragte sie und zog das enge, dunkelrote T-Shirt über ihren blanken Busen.
    „Ja.“
    „Sehr gut.“ Sie grinste frech. „Hast du da auch eine Bürste drin?“, fragte sie mit Blick auf meine Tasche.
    „Die hab ich vergessen.“ Vor lauter Eile. „Aber soweit ich weiß, hat Nash immer einen Kamm in seiner Sporttasche.“ Ich deutete in den Fußraum, wo Nash nach der Schule seine Tasche hingeworfen hatte.
    Emma nahm die Tasche hoch. „Er hat wohl nicht vor, in den Ferien viel zu lesen, oder?“ Sie lachte.
    „Nicht, wenn ich es verhindern kann.“ Es war eine verlockende Vorstellung: zwei ganze Wochen für uns, völlig ungestört bis auf meinen Job im Kino und die paar Stunden Schlaf pro Nacht. Hoffentlich bekamen wir bis dahin meine Schlafprobleme in den Griff.
    Emma öffnete den Reißverschluss der Tasche. „Was ist das denn? Das ist kalt.“ Etwas Rotes, Undefinierbares füllte die halbe Tasche aus. Erstaunt zog Emma es heraus.
    Mir blieb die Antwort im Hals stecken. Ich bekam kaum noch Luft.
    Was Emma da in der Hand hielt, war ein grellroter Luftballon, der mit einer schweren Plastikschnalle verschlossen war.
    Oh nein.
    „Ich dachte, Nash nimmt das Zeug nicht.“ Das Erstaunen in Emmas Stimme war nur ein schwacher Abklatsch meines eigenen Entsetzens, das ich am liebsten laut hinausgeschrien hätte.
    „Tut er auch nicht“, entgegnete ich, obwohl mein Herz schmerzhaft pochte und eine verräterische Stimme in meinem Kopf das Gegenteil behauptete. „Everetts Ballons sind schwarz.“ Aber das bedeutete gar nichts. Farbe hin oder her, aus welchem Grund sollte Nash einen mit einem Metallclip verschlossenen Luftballon in seiner Tasche rumtragen? Einen sehr kalten, mit einem Metallclip verschlossenen Ballon …
    Der gehört nicht ihm. Vielleicht hatte er ihn einem Teamkollegen abgenommen, der ihn wiederum von Doug gekauft hatte.

Weitere Kostenlose Bücher