Halte meine Seele
der wie ein Mensch aussah, stand genau in der Mitte: Er war groß und schlaksig, und das extra weite T-Shirt und die Jeans, die um seine Hüftknochen schlackerten, betonten seine schmächtige Figur zusätzlich. Ob er die Luftballons wohl loslassen würde, falls ihm die Hose herunterrutschte? Wenn ich mir seinen glasigen Blick und die Hand so anschaute, die sich krampfhaft um die Ballonschnüre krallte, lautete die Antwort wohl Nein.
Everett verkaufte das Zeug nicht nur, er konsumierte es selbst. Wie schaffte er es nur, so klar in der Birne zu bleiben, dass er seinen Geschäften nachgehen konnte?
„Das wird aber auch Zeit!“ Doug drängelte sich, Emma im Schlepptau, durch die Menge. „Wir können ins Hinterzimmer gehen.“ Sein Blick war unruhig, die Hände zuckten. Es ging ihm dreckig – verdammt dreckig –, und das fiel bestimmt nicht nur uns auf.
Emma hatte mich entdeckt und kam auf mich zu, die perfekt geschwungenen Augenbrauen fragend hochgezogen. „Wer ist das?“
„Everett“, antwortete ich. Wenn ich es doch nur geschafft hätte, sie von dieser Party fernzuhalten! „Dougs Dealer.“
„Ja, das habe ich mir schon fast gedacht. Aber wer sind die da?“ Sie deutete auf die beiden Mädchen, und jetzt sah ich genauer hin. Plötzlich wusste ich auch, was mich an ihnen störte. Es war gar nicht ihre märchenhafte Schönheit – nur um das klarzustellen: So perfekt dürfte eigentlich niemand aussehen.
Es lag auch nicht daran, dass sie identisch waren – nicht wie Zwillinge, sondern wie zwei Exemplare derselben Person. Beide hatten langes, weißblondes Haar und trugen den Seitenscheitel, der in der Mitte bei beiden eine kleine Krümmung machte, auf der linken Seite. Sie hatten dieselben schwarzen Augen, die von innen heraus zu glühen schienen. Sogar ihre Zähne strahlten in dem gleichen Weiß in ihren blassen Gesichtern, auf deren makellosen Wangenknochen ein Hauch von Rosa schimmerte. Zu guter Letzt waren sie genau gleich groß und standen in derselben Haltung – das rechte Knie abgewinkelt – da.
Diese Doppelgängernummer war zwar gruselig, aber sie war nicht das Problem. Was mich störte, war ihre Haltung. So wie die Mädchen Everett flankierten, sahen sie nicht wie zwei heiße Schnecken aus, sondern wie Bodyguards.
Aber das war bestimmt nur Einbildung. Oder vielleicht doch nicht? Wie sollten zwei dünne, unbewaffnete Mädchen in identischen Minikleidern aus weißer Spitze einen fünfzehn Zentimeter größeren Mann mit Schuhen so groß wie Ruderbooten überhaupt beschützen?
Die Menge machte bereitwillig Platz, als Doug sich mit seiner seltsamen Gefolgschaft in Bewegung setzte, und keine drei Sekunden später waren sie am anderen Ende des Wohnzimmers verschwunden.
„Ich brauch was zu trinken“, sagte ich mit Rücksicht auf Emma. Sie wusste nur, wer Everett war, nicht, was er verkaufte. Und ich durfte sie da auf keinen Fall mit reinziehen … egal, wie die Sache ausging.
„Komm schon!“ Ungeduldig zupfte ich Nash, der keinerlei Anstalten machte, mir zu folgen, am Ärmel.
Emma hielt schulterzuckend den leeren Becher hoch. „Ich könnte auch Nachschub gebrauchen.“
Ich stöhnte innerlich auf und versuchte, Nashs Blick einzufangen. Nach einer halben Ewigkeit sah er mir endlich in die Augen und nickte stumm. Er hatte einen Plan. Aber anstatt mich einzuweihen, stiefelte er wortlos in Richtung Küche.
Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken und bugsierte Emma lächelnd hinter Nash her durch die Menge. Kurz vor der Küchentür drehte er sich um und deutete, während er rückwärts lief, auf Emmas Becher. „Was willst du …“
In diesem Moment stolperte er über seine eigenen Füße und musste sich an dem Mädchen neben ihm festhalten, um nicht hinzufallen. Das Mädchen schrie vor Schreck auf und riss den Arm hoch, wobei sie ihren Drink über Emmas Bluse schüttete.
Mit spitzen Fingern zupfte Emma an der klitschnassen Bluse, die ihr an der Haut klebte.
„Oh nein, entschuldige, Emma!“ Nash schnappte sich ein Handtuch vom Küchenblock und hielt es Emma hin. Aus den Augenwinkeln blinzelte er mir zu.
„Und wenn das nicht geklappt hätte?“, flüsterte ich und griff nach der Küchenrolle.
„Dann wäre halt der Zapfhahn explodiert.“ Er setzte eine übertrieben besorgte Miene auf, über die ich fast lachen musste. Dann sagte er: „Kaylee, du hast doch deine Klamotten im Auto, oder? Kannst du Emma vielleicht ein T-Shirt leihen?“
Das war also sein Plan! Mir wurde ganz heiß vor
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