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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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setzen?“ Er deutete auf die verschnörkelten Steinbänke vor der hohen immergrünen Hecke.
    Die Bank war unangenehm kalt. „Der Kaugummi?“, fragte ich geradeheraus, und er zuckte zusammen. Gut so.
    „Überdeckt den Geruch“, erklärte er.
    Obwohl ich mit dieser Antwort gerechnet hatte, tat es trotzdem weh, das zu hören. „Die kalten Hände?“ Ein Kopfnicken, und ich musste tief durchatmen, bevor ich weiterreden konnte. „Also deshalb wolltest du unseren Eltern nichts erzählen …“
    „Ich hab’s verkackt.“
    „Du hast Scotts Ballon behalten, stimmt’s?“, fragte ich, geschockt von dem schalen, hoffnungslosen Klang meiner Stimme. „Du hast gar nicht versucht, ihm zu helfen. Du hast dir nur einen kostenlosen Trip verschafft.“
    Nash machte ein unglückliches Gesicht. „Kaylee …“
    „Stimmt das?“ Mit vor Wut laut klopfendem Herzen sprang ich auf.
    „Ja. Aber die Konzentration in dem Ballon war schwächer, als ich …“ Er unterbrach sich und formulierte neu. „Als das, was ich vorher genommen hatte. Ich kriege immer rote Ballons, und der schwarze hat nicht wirklich gereicht, um …“
    „Um dich zu kicken?“, fragte ich angewidert. „Wie lange schon?“ Ich erntete nur einen verständnislosen Blick. „Wie lange lügst du mich schon an?“
    Er schloss die Augen und sackte in sich zusammen. „Einen Monat.“ Als er mich wieder ansah, schien er in meinem Gesicht nach einer bestimmten Reaktion zu suchen. „Es ist passiert, als wir rübergegangen sind, Kaylee. Wenn man so will, hast du das Ganze losgetreten.“
    „Wie bitte?“ Wir waren schon ein paarmal in der Unterwelt gewesen, aber dabei hatte ich, soweit ich mich erinnerte, keinem von uns Dämonenatem ausgesetzt. „Gibst du mir etwa die Schuld daran?“
    „Nein“, seufzte er. „Aber es ist schon eine verdammte Ironie des Schicksals. Das mit den Ballons war ursprünglich deine Idee, weißt du noch?“
    Oh ja, ich wusste es noch genau. Schockiert plumpste ich zurück auf die kalte Bank.
    Damals hatte ich die Ballons für eine geniale Idee gehalten – ein simples, aber völlig harmloses Behältnis für eine giftige, schwer zu transportierende Substanz. Ich war echt stolz auf mich gewesen, als wir drei mit Dämonenatem aus Addys Lungen gefüllte Luftballons im Tausch für die Auskünfte eines verzweifelten Monsters angeschleppt hatten. Wir hatten den Kleinen noch damit gequält und mit seiner Sucht gespielt, bis er uns alles gesagt hatte, was wir wissen wollten. Ich hatte mich noch nie zuvor so schmutzig gefühlt.
    Und dann war einer der Ballons geplatzt, und …
    Oh nein! Einer der Ballons war direkt vor Nashs Nase zerplatzt. Er hatte husten und würgen müssen – weil er das Zeug aus Versehen eingeatmet hatte!
    Und ich hatte es nicht einmal gemerkt.
    „Warum hast du mir nichts gesagt?“, fragte ich mit zitternder Stimme, kurz vor dem Losheulen.
    Nash setzte sich neben mich und starrte auf seine Hände. „Erst habe ich es gar nicht gerafft, und als ich es merkte, warst du kurz davor, an Crimson Creeper zu sterben … Wie wichtig war dieser blöde Erstkontakt-Rausch schon im Vergleich zu deinem Überleben und Addys Seele?“ Er zuckte die Schultern, als wäre es kaum der Rede wert, dass er mich wichtiger genommen hatte als sich selbst. „Aber ich kam nicht dagegen an, und als es dir wieder besser ging, war ich schon abhängig. Von da an ist es nur noch bergab gegangen.“
    Fassungslos vergrub ich das Gesicht in den Händen. Ich war so schockiert, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Wie hatte ich das übersehen können? Warum hatte ich nichts bemerkt, obwohl wir uns fast jeden Tag gesehen hatten?
    Aber genau das war der Knackpunkt. In dem Monat nach dem Vorfall hatte ich Nash kaum gesehen, höchstens ganz kurz zwischen den Unterrichtsstunden oder beim Mittagessen, höchstens eine halbe Stunde. Ich hatte einen fetten Hausarrest aufgebrummt bekommen und konnte nicht für ihn da sein, als er mich am dringendsten brauchte. Und das, obwohl es meine Schuld war, dass er das Zeug überhaupt abbekommen hatte. Ich hatte ihn in die Unterwelt geschleppt und Addy dazu überredet, die Ballons aufzublasen.
    Konzentrier dich, Kaylee. Für Schuldgefühle war später noch Zeit.
    „Du hättest es mir sagen müssen“, stöhnte ich. „Ich hätte dir helfen können!“
    Er schob nur schulterzuckend die Fäuste in die Hosentaschen. „Ich hatte gehofft, dass ich alleine davon loskomme und du nie etwas davon erfährst.“
    „Ich hatte aber

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