Halte meine Seele
dran?“
„Er hat Dad …“ Bevor ich mehr sagen konnte, sprach der Hellion am anderen Ende der Leitung weiter.
„Die Zeit steht auch für Banshees nicht still, Ms Cavanaugh. Kommst du jetzt oder nicht?“
„Avari? Am Telefon?“ Todds Augen blitzten vor Zorn, und er wirbelte herum, als wolle er irgendetwas zerschlagen, doch es war offensichtlich nichts Brauchbares in Reichweite. „Wie zum Teufel hat er …?“ Er drehte sich zu mir und kniff die Augen zusammen. „In wem steckt er diesmal?“
Oh Scheiße. Daran hatte ich gar nicht gedacht.
„Emma. Es muss Emma sein. Kannst du ihr helfen?“, sprudelte es aus mir heraus.
Todd machte ein finsteres Gesicht und ballte hilflos die Fäuste. „Ich weiß es nicht. Bin gleich wieder da.“ Damit verschwand er und ließ mich allein in meinem eiskalten Wohnzimmer sitzen, mit der Stimme des Leibhaftigen am Telefon.
„Wie bist du an ihn rangekommen?“, fragte ich in den Hörer, und es war nicht nur Verzögerungstaktik; ich musste unbedingt wissen, wie er meinen Vater zu sich geholt hatte, damit ich es in Zukunft verhindern konnte. Sonst wäre es ähnlich sinnlos, um Dads Freilassung oder gar sein Leben zu feilschen, wie im Juli einen Eiswürfel in der Hand zu halten: Er würde mir nur unter den Händen wegschmelzen.
„Ich habe da so meine Mittel und Wege, Ms Cavanaugh, und im Gegensatz zu dir bereitet es mir auch keine Gewissensbisse, sie zu meinem Vorteil einzusetzen.“
Ich stand auf und tigerte unruhig vor dem Sofa auf und ab. „Du meinst wohl, dass du da so deine Leute hast?“
Diesmal klang sein Lachen echt. „Wahrscheinlich. Ich habe viele, viele Leute, die mir helfen. Und jetzt noch einen mehr als vor einer Stunde.“
Für diese Anspielung hätte ich ihm am liebsten den Kopf abgerissen, aber ich hielt mich zurück. Er wollte mich provozieren. Mich dazu bringen, eine unüberlegte Entscheidung zu treffen, die uns wahrscheinlich alle drei das Leben kosten würde.
Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung wahr: Todd war zurück. „Emma ist es nicht“, sagte er, und sein Atem ging keuchend, als hätte er sich für diese Information tüchtig anstrengen müssen. Vielleicht schnürte ihm aber auch die Wut die Luft ab. „Sie ist beim Brunch mit ihrer Mom und ihrer Schwester. Meine Mom ist es auch nicht, das habe ich geklärt.“
Scheiße! Wer kam sonst noch infrage?
„Was ist jetzt mit deiner Familie, Kaylee?“, fragte Avari, der meine Unterhaltung mit Todd zum Glück nicht hören konnte. „Was würdest du tun, um sie zu retten?“
Ich legte die Hand auf den Hörer und sank auf den Couchtisch. Mir brummte der Schädel vor Wut und Erschöpfung. „Es könnte jeder sein …“, stöhnte ich und blickte verzweifelt zu Todd hoch. „Wie viele Menschen gibt es auf diesem Planeten, sechs Milliarden?“
Todd schüttelte den Kopf. „Er kann nicht einfach von jedem beliebigen Fremden Besitz ergreifen, Kaylee. Es muss jemand sein, der eine Verbindung zur Unterwelt hat. Jemand, der dort einen seelischen Abdruck hinterlassen hat, entweder weil er mal dort gewesen ist oder weil er in irgendeiner Form mit dem Tod zu tun hat. Deshalb konnte er sich Emma schnappen. Sie war im September ein paar Minuten lang tot, stimmt’s?“
Ich nickte verstört. Emma war gestorben, und ich war schon mal dort gewesen. Das verband uns mit der Unterwelt. Waren wir deshalb Freiwild für Dämonenbesetzungen?
„Es ist wahrscheinlich auch jemand, der irgendwie mit dir in Verbindung steht. Sonst hätte er nicht deine Telefonnummer. Ihr steht doch nicht im Telefonbuch, oder?“
„Kaylee?“ Avaris Stimme klang ungeduldig, aber ich hatte das Gehörte noch nicht ganz verarbeitet.
„Die Frage ist nicht, was ich für sie tun würde!“, erwiderte ich scharf, selbst am Ende meiner Geduld. „Die Frage ist, was dabei für mich herausspringt. Und das ist schätzungsweise null Komma gar nichts, weil wir beide genau wissen, dass du sie nie gehen lassen wirst.“ Er war nicht umsonst ein Hellion der Gier.
„Vielleicht nicht“, räumte er ein, und im Geiste sah ich seinen geborgten Kopf nicken. „Aber wenn du deinen Vater und deinen Freund wiedersehen willst, musst du dieses Risiko wohl eingehen.“
Ich blickte zu Todd hinüber. „Jemand, der dem Tod begegnet ist und mit mir in Verbindung steht. So wie Emma …“ Oh nein. Nein, nein, nein … „Es ist Sophie.“ Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, es musste so sein. „Avari steckt in Sophie.“
Mit einem Blinzeln
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