Haltlos
sie die Stufen ins obere Stockwerk hinaufging, um in ihr Zimmer zu gelangen, „wie soll ich Amber von meinen Plänen erzählen? Vampire, geheime Orden und mittendrin die katholische Kirche. Sie muss doch zwangsläufig denken, dass mir in den letzten Wochen meine restlichen noch normal funktionierenden Synapsen vollkommen durchgebrannt sind. Verdammt“, Tessa betrat ihr Zimmer und steuerte geradewegs auf ihr Bett zu, ließ sich wie eine Bahnschranke einfach nach vorne kippen. Sie konnte es Amber unmöglich erzählen, nicht von ihrer Suche und nicht von ihren Träumen – aber was am Bedrückendsten war, ist die Tatsache, dass sie Amber unmöglich von IHM erzählen konnte. Würde sie ihn jemals finden? War er vielleicht sogar in Europa? Wollte er sie ermutigen ihn zu finden? Wie konnte der Papierstapel sich bewegen, ohne dass das Fenster geöffnet gewesen ist? Ihr Handy klingelte und riss sie aus ihren Überlegungen. Tessa drehte sich auf den Rücken und fischte mit der linken Hand ihr Handy vom Nachttisch bevor sie rangehen konnte. „Hi T. wir gehen doch ans Meer oder Baden, oder? Ich meine, meine Bikinis wollen auch ausgeführt werden oder wird das so ´ne Sightseeing Tour für historisch Begeisterte? Denn dazu gehöre ich definitiv nicht und“, „Mach mal bitte kurz eine Pause Amber. Woher weißt Du denn schon wieder bescheid, hast du mich heimlich verkabelt? Sind in meinem Haus noch mehr versteckte Kameras?“ Ihr eigener Witz versetzte ihr einen Stich ins Herz. Tessa war einmal mehr vom Timing ihrer Freundin überrascht. „Naja, um ehrlich zu sein, Lukas hatte so ganz beiläufig erwähnt, dass du dabei bist eine Europareise zu planen und dich ein paar Wochen absetzen willst. Aber so etwas würdest du mir ja nie antun – einfach nach Europa abdüsen, meine ich – ohne mich gefragt zu haben, ob ich dabei bin oder nicht. Deshalb habe ich vorsorglich schon mal alle meine Termine gecancelt, war noch ein paar Accessoires für meine „Reisegarderobe“ besorgen und könnte in -Pause- Moment Pause- sagen wir so in 30 Minuten bei dir sein.“ Tessa war schockiert und erstaunt über das Organisationstalent ihrer Freundin zugleich. Amber war einfach unglaublich und auf diesem Terrain unschlagbar. Aber wie sollte sie ihr beibringen, dass sie lieber allein flöge. Sie konnte sie nicht mitnehmen, obwohl Amber ihr unheimlich fehlen würde. Wie sollte sie ihr ständig vorgaukeln, dass sie sich alte Kirchen, Klöster und historische Bauwerke ansehen wollte und doch tatsächlich damit beschäftigt sein würde sich auf der Spurensuche lebender Untoter zu befinden? Sollte sie Amber etwa allein am Pool oder der Hotelbar sitzenlassen? Nicht das es Amber besonders viel ausmachen würde, blieb sie doch selten lang allein. Ambers Stimme durchschnitt Tessas Gedankenband „Tess? Hallooohoo? Bist du noch am anderen Ende der Leitung?“ „Oh, ich, äh, ja.“ Kopfschüttelnd gab sich Tessa resignierend geschlagen „Ja, Amber, Du kannst in 30 Minuten drüben sein. Bis gleich!“ Abrupt war nur noch ein Rauschen in der Leitung zu hören. Tessa legte das Handy neben Minuten in Ruhe sich aufs Kissen, verharrte noch wenige und machte sich dann daran ihrerseits
Reisevorbereitungen zu treffen.
„Halt, Tessa, warte“, rief Lukas außer Atem, als er gehetzt durch die Menge der Flugreisenden auf sie zu gerannt kam. „Lukas, ich dachte schon, Du schaffst es nicht mehr pünktlich. Wir müssen jetzt an Board, länger können wir einfach nicht mehr bleiben, sonst fliegen die ohne uns.“ „Ich weiß, komm her und lass dich drücken“, er zog Tessa in eine feste Umarmung und drückte sie so fest an sich, wie er konnte. Dabei flüsterte er ihr ins Ohr „Pass ja gut auf dich auf, nicht, dass ich auch noch übers Meer jetten muss, um dir mal wieder aus der Klemme zu helfen.“ Dabei lächelte er, wussten doch beide, dass es seit jeher Tessa war, die Lukas zu Hilfe eilte, wann immer er sich in etwas verstrickt hatte. Lukas lies etwas in ihre Jackentasche gleiten. „Vertrau auf deine Instinkte!“ Dann löste er sich aus der Umarmung „Du übertreibst maßlos!“ war alles, was Tessa über die Lippen brachte, dennoch war sie zu tiefst berührt von Lukas Geste. Sie wusste, dass es Lukas noch immer schwer fiel seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, aber er tat sein Bestes, um die letzten Jahre wieder gut zu machen. Vertrau deinen Instinkten, hatte sie das nicht kürzlich erst von dem Mann aus ihrem Traum gesagt bekommen? Was haben die denn
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