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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Vorrat haben. Und du? London oder Paris? Wohin
geht die Reise?« Seine Augen funkelten.
    »Augsburg. Ich nehme Müsli mit frischen Früchten und
Joghurt und dazu einen Milchkaffee.«
    »Perfekt«, sagte Kai und hob die Hand, um die Bedienung
zu rufen.
    Halva lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und genoss jede
Sekunde. Wie schön es war, mit ihm zusammen zu sein!
    Um kurz vor neun verließen sie das
Café Drexl.
Die Straßen
waren nun voller Leute, die zur Arbeit gingen und denen der
Atem in Wolken vor den kalten Lippen hing. Halva aber war
in ihrem Inneren warm, und das nicht nur von dem Augsburger
Frühstück, das sie bestellt hatte. Kai hatte sein persisches
Frühstück genossen und sich vom Ziegenkäse noch
einmal nachbestellt. Als die Bedienung dabei war, den Tisch
abzuräumen, hatte Kai ihr seinen Teller gereicht und gesagt:
»Das muss unbedingt auf die Speisekarte: Brunch Teheran.«
    »Na, ich weiß ja nicht«, hatte die Frau nur spitz geantwortet
und war auf ihren Gesundheitsschuhen davongewatschelt.
    Kai schlang sich seinen Schal um den Hals und legte dann
auch Halva ihren Paschmina um die Schultern. »Danke, dass
du mit mir gekommen bist. Ich habe das sehr genossen.«
    »Gern geschehen«, sagte sie und blickte ihm dabei direkt
in die Augen. »Ich fand es auch wunderschön.«
    Herrlich, ihm einfach sagen zu können, was sie empfand. Sie hatte gar nicht das Gefühl, cool klingen zu müssen.
    Gemeinsam schlenderten sie die Maximiliansstraße bis
zum Rathausplatz hinunter, wo Kaiser Augustus, der Gründer
der Stadt, ungerührt und bronzen von seinem Brunnen
auf sie hinuntersah. Die Glocken von St. Afra und der Kathedrale
schlugen neun.
    »Also dann …«, begann Kai und drehte sich zu ihr. Halvas
Kopf reichte ihm gerade bis zur Brust. Plötzlich war ihre
Zunge belegt und ihr Magen zog sich zusammen. Kai stand
ihr nahe, viel zu nahe. Halva wagte es nicht, ihren Blick zu
heben. Das Blut raste nur so durch ihre Adern und fuhr Achterbahn
in ihrem Kopf. Jeder Gedanke war ausgeschaltet. Was, wenn er sie jetzt küsste?
    Sie spürte, wie Kai behutsam ihre Hand nahm. Seine
Stimme klang rau, als er fragte: »Hast du Lust, am Donnerstag
mit mir ins Kino zu gehen?«
    Sie nickte, ehe sie überlegen konnte. »Ja, gerne. Was läuft
denn?«
    »Also, ich weiß nicht, ob du da so drauf stehst: der neue
James Bond.«
    Halva lachte. »Na ja, es geht so. Aber mit dir gehe ich
trotzdem gerne hin.«
    Kai strahlte. »Du siehst total hübsch aus, wenn du lachst. Dann kräuselt sich deine Nase so süß.«
    Halva griff sich kurz an die Nasenspitze. »Sie ist zu groß.«
    »Sie ist wunderschön, finde ich.«
    »Mudi sagt, meine Nase zu reiben bringt Glück.«
    »Na, dann …« Kai strich sanft über ihren Nasenrücken.
Halva hielt den Atem an und tauchte ihren Blick nun rückhaltlos
mutig in den seinen. Kai fuhr mit seinen Fingerspitzen
zärtlich von der Nasenspitze über ihre Wange und ihren
Kieferbogen. Dann verharrten seine Kuppen auf ihren Lippen.
Halva bebte innerlich, doch sie wich dem Gefühl nicht
aus. Der Mund wurde ihr trocken und ein kleiner Schauer
jagte von ihrem Nacken über ihren Rücken.
    Wenn er jetzt seinen Kopf nach vorn beugte … Sie wagte
es nicht, die Augen zu schließen, denn sie wollte keine Sekunde
verpassen. Kai senkte seinen Kopf dem ihren entgegen,
der sich wie von selber hob. Seine Lippen berührten vorsichtig
ihren Mund und Halva spürte seinen warmen Atem.
Es fühlte sich an wie ein Tanz von Schmetterlingsflügeln,
die von ihren Lippen aus durch ihr Innerstes wirbelten. Der
Kuss endete nicht. Kais Finger strichen durch ihre Haare
und legten sich sanft um ihren Nacken. Halvas Hände fanden
erst seine Oberarme und dann seinen Hals. Er zog sie
an sich und nun verschmolzen ihre Lippen vollends. Es gab
keine andere Möglichkeit mehr für sie beide. Sie waren eins.
    Da sollte Miryam sagen oder denken, was sie wollte.
    Sie atmeten ineinander, Stirn an Stirn. War sie jemals so
glücklich gewesen? Nie, entschied Halva. Sie hatte gar nicht
gewusst, dass es so ein starkes Gefühl geben konnte.
    »Ich muss jetzt gehen«, flüsterte sie nach einer Weile. »Sonst komme ich zu spät zur Schule.«
    Kai streichelte ihre Wange und seine Lippen streiften
noch einmal über die ihren.
    »Bis Donnerstag«, sagte er dann. »Ich rufe dich vorher
noch an. Versprochen.«
    Sie nickte. »Bis Donnerstag.«
    »Halva, meine Süße«, flüsterte er und ließ sie erst los, als
er es wirklich musste, weil andere Leute sich an ihnen

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