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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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der Vitrine einen verwirrten Blick
zu. »Aber das ist doch einfach nur ein Konfekt, oder?«
    »Nein. Für mich ist Halva wie eine Botschaft. Ich lege hinein,
was ich fühle«, erklärte Halva knapp. Sie wollte gerade
nicht mehr an ihre trübe Stimmung von vorhin denken. »Jetzt lass uns gehen.«
    Über ihren Köpfen klang wieder die kleine Glocke, als sie
die Tür öffneten und hinaus in die Kälte des Oktobertages
traten. Kai zog das Bündel Ballons mit sich ins Freie. Es war
das schönste Wetter der Welt, entschied Halva, als sie die
klare Luft einsog.
    »Komm«, sagte er und sie gingen nebeneinander her, ohne
einander zu berühren. Doch Halva spürte Kais Nähe wie die
engste nur mögliche Umarmung.
    Als sie auf den Rathausplatz kamen, ließ Kai einen roten
Ballon steigen. Halva dachte erst, es sei ein Versehen gewesen.
Doch an der Ecke der Maximiliansstraße stieg ein
blauer Ballon in die Luft, dem Kai zehn Schritte weiter einen
grünen folgen ließ.
    »Was tust du?«
    »Ich lege eine Spur.«
    »Aber du lässt die Ballons doch fliegen.«
    »Ja. So finde ich immer wieder den Weg zu dir ins Café.«
    »Durch den Himmel?«
    »Luftlinie.« Kai zwinkerte ihr zu.
    Halva musste lachen, als ein gelber Ballon in die Luft stieg. Er gesellte sich zu den anderen, die der Wind in Richtung
der Alpen blies. Als Halva und Kai am
Café
Drexl ankamen,
flog der letzte Ballon davon.
    »Ich komme mir schon vor wie bei Hänsel und Gretel«,
sagte Kai. »Lass uns reingehen.«
    Er legte die Hand an den schweren bronzenen Türgriff,
doch Halva biss sich auf die Lippen. Sie musste ihn einfach
fragen: »Warum … ich meine, warum … ach, vergiss es.«
    »Was denn? Du kannst mich immer alles fragen, okay?« Er
nahm ihre Hand und es durchfuhr Halva wie ein elektrischer
Schlag. Sie sog die Luft zwischen den Zähnen ein. »Weshalb
hast du mich nicht angerufen?«
    Kai sah Halva still an und lächelte dann wieder. Seine karamellfarbenen
Augen strahlten und die rohe, zu frühe Kälte
rötete seine Wangen. Sie musste ihre Augen schließen, denn
vor Aufregung verknotete sich alles in ihr.
    »Tut mir leid, ich wollte ja erst anrufen. Aber dann wurde
mir klar, dass ich dich noch viel lieber
sehen
wollte. Ich würde
dich am liebsten jeden Tag und rund um die Uhr sehen.
Verstehst du?«
    Halva nickte und in ihrem Innern wurde es plötzlich ganz
warm. Lächelnd folgte sie Kai in das Café. Die Konditorei
im Vorraum war hell erleuchtet, und in den langen Vitrinen
standen bereits all die Kuchen, für die das Haus in der Stadt
bekannt war: gedeckter französischer Apfelkuchen, Bienenstich,
Mohnkuchen, Schwarzwälder Kirsch, Pariser Schokoladentorte
und, und, und.
    Sie setzten sich in den hinteren Teil des Cafés unter die
Oberlichter. Um die Tische verteilt standen ein paar Palmen.
Kai griff gleich nach der Karte. »Was möchtest du?«
    »Alles«, lachte sie.
    »Dafür bist du aber sehr schlank!«
    »Findest du mich zu dünn?«
    »Nein. Überhaupt nicht. Du bist eben sehr zierlich gebaut.
Sieht doch hübsch aus.«
    »Dabei esse ich, was das Zeug hält.«
    »Beweis es mir!«
    Halva vertiefte sich in die Speisekarte.
    »Wir können Paris spielen, wenn du willst. Oder London«,
schlug Kai vor.
    »Wie das?« Halva war in Hochstimmung. Kai sprühte nur
so vor Ideen.
    Er lehnte sich zu ihr hinüber und ließ seinen Finger über
die Liste der Frühstücke gleiten. Halva sah in sein Gesicht.
Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine kleine Falte
und sie sah die Sommersprossen auf seiner Nase nun deutlicher.
Außerdem war er nahe genug, dass sie sein After Shave
erahnen konnte. Ihr wurde etwas schwindelig, und sie versuchte,
sich auf seine Worte zu konzentrieren.
    »Du kannst Croissants und schwarzen Kaffee bestellen. Oder eben Spiegelei und Baked Beans.«
    »Dann kann ich den Tag über nicht mehr laufen«, lachte
sie.
    »Was isst man denn im Iran zum Frühstück?«
    Er sah sie aufmerksam an und sie freute sich über sein
ehrliches Interesse. Nicht einmal Hannah hatte sie je nach
so etwas gefragt. Die meisten gingen einfach davon aus, dass
man in Teheran eben auch Müsli oder Nutella aß.
    »Meistens essen wir Fladenbrot mit Ziegenkäse oder Marmelade.
Dazu trinken wir Tee.«
    »Schwarzen Tee?«
    »Ja. Aber du legst dir vorher ein Stück Zucker auf die
Zunge und trinkst ihn dann darüber hinweg.«
    Kai lächelte. »Genau darauf habe ich jetzt Lust.«
    »Das steht aber nicht auf der Speisekarte.«
    »Dann lasse ich es mir eben machen. Sie werden schon
alles auf

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