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Hamburg - Dänemark

Hamburg - Dänemark

Titel: Hamburg - Dänemark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Flur, bis er eine Tür zur Rechten aufstieß. Ein Doppelbett, zwei Stühle, ein Schrank. Na toll. Und hier sollte ich fünf Tage mit diesem Zwerg schlafen – äh, das Bett teilen?
    „Nun zick hier nicht rum“, murmelte Frank und schob mich in den Raum.
    Er schloss die Tür hinter sich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ach Scheiße, bekam ich jetzt auch noch eine Gardinenpredigt?
    „Bastian ist nett. Mach ihn nicht fertig, klar?“, sagte er ernst.
    Ich hob beide Hände abwehrend hoch und machte einen unschuldigen Gesichtsausdruck. „Keine Sorge. Ich bin nett zu ihm, okay?“
    „Gut.“ Frank entspannte sich, ließ die Arme fallen und lächelte mich an. „Ich bin froh, dass wir hier fünf Tage Spaß haben können. Mach das nicht kaputt mit deiner schlechten Laune.“
    Nach einem kurzen Schlag auf meine Schulter verschwand er. Ich starrte auf die Tür, die er offen gelassen hatte. Spaß? Wie denn? Ich durfte den Zwerg nicht quälen. Wo blieb da das Vergnügen? Seufzend griff ich nach der Reisetasche, die irgendjemand in diesem Zimmer abgestellt hatte. Während ich meine Klamotten in den Schrank räumte, huschte Bastian in den Raum. Ich spürte es, denn meine Nackenhaare stellten sich auf, als ich das leise Scharren seiner Füße hörte.
    „David? Tut mir echt leid. Ich konnte nichts sehen“, piepste der Winzling.
    Ich drehte mich nicht um, packte weiter die Tasche aus und lauschte.
    „David, bitte. Ich – ich hab mich entschuldigt. Bitte, lass uns doch Freunde sein.“
    Fast konnte ich sein ängstlich pochendes Herz hören. Es erfüllte mich mit diebischer Freude. Diesem Kerl würde ich zeigen, wer hier der Herr im Haus – äh, Zimmer war.
    „Bastian.“ Ich genoss jeden Buchstaben dieses lächerlichen Namens, als ich mich umdrehte und den Zwerg fixierte. „Bastian, wir sind lediglich Zimmergenossen. Freunde habe ich genug, verstanden?“
    Wer hieß schon Bastian? So nannte man Hunde oder – Wellensittiche. Keine Männer. Ich grinste, als er zusammenzuckte. Der Welpenblick, mit dem er mich jetzt ansah, hätte auch Steine erweichen können. Ich fühlte, wie mein Herz schmolz.
    „Okay. Dann – Zimmergenossen. Friede?“, fragte er flehend.
    Angesichts des reuig dastehenden Mannes brach mein Widerstand zusammen. Er hatte ja Recht, es war nicht seine Schuld, dass ich ihn nicht mochte.
    „Okay. Friede.“
    Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Toll. Umarmen wir uns jetzt?“
    Er kam auf mich zu, mit weit geöffneten Armen. Perplex starrte ich ihn an, wehrte im letzten Moment diese Freundschaftsbezeugung ab, packte seinen Arm und hielt ihn auf Abstand.
    „Moment. Friede. Keine Liebe.“
    „Okay.“ Er lächelte immer noch, obwohl ich die Schluckbewegungen an seinem Hals registrierte, die seine Gefühle verrieten. Die Zurückweisung tat ihm weh. Aus irgendeinem bescheuerten Grund tat mir mein Verhalten plötzlich leid. Unwillkürlich strichen meine Finger über die weiche Haut seines Arms, den ich noch immer hielt.
    „Nichts für ungut, Bastian“, murmelte ich.
    „Schon gut.“ Mit einem Ruck entzog er sich mir und ging rückwärts zur Tür.
    Ich sah ihm nach, dann glitt mein Blick zu der Hand, die eben noch die glatte Haut gestreichelt hatte.
     
    Nathan kochte für alle, wie immer. Klaglos verrichtete er den Küchendienst und nahm das Lob mit unbewegter Miene zur Kenntnis. Während wir an dem großen Esstisch im Wohnzimmer saßen und fröhlich schwatzten, wanderte mein Blick immer wieder zu Bastian, der sich emsig an der Unterhaltung beteiligte. Es wirkte fast so, als wäre er besser mit meinen Freunden vertraut als ich. Das machte mich wütend. Ich kannte alle, die am Tisch saßen, schon ewig. Na gut, mit Ausnahme der Frauen, aber die wechselten eh, waren nicht relevant. Nur Männerfreundschaften hielten ewig, so wie meine mit Frank und dessen Bruder Olaf, der gerade verliebt seinen Freund anstarrte.
    Wieso nur hatten die beiden ihre Lebenspartner gefunden, und ich nicht? Eifersüchtig beobachtete ich die Blicke, die Sandro und Olaf tauschten. Sah, wie Frank verstohlen nach Nates Hand griff. Mein Herz krampfte sich zusammen, ich war neidisch. Mit Harald hatte ich alt werden wollen, ihn hatte ich geliebt.
    Auch bei den Heteros herrschte eitel Sonnenschein. Olli legte einen Arm um Dollys Schultern, was die mit einem verklärten Lächeln und ausnahmsweise mal schweigend hinnahm. Daneben sahen sich Will und Sara in die Augen. Verärgert registrierte ich, dass Bastian und ich die einzigen

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