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Hamburg - Dänemark

Hamburg - Dänemark

Titel: Hamburg - Dänemark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Singles waren. Das stank ja geradezu nach einer Zweckgemeinschaft. Misstrauisch schaute ich zu Frank hinüber, aber der küsste gerade Nathan.
     
    Nach dem Essen löste sich die Runde auf, ging jeder seinem Vergnügen nach. Einige wanderten zum Strand, andere bauten die Playstation auf und machten es sich mit einer Kiste Bier im Wohnzimmer gemütlich. Mir stand der Sinn nach Alleinsein, also verließ ich das Haus und lief ziellos durch die Dünen.
    Es war Ende August, die Sonne stand schon tief. Ich genoss den salzigen Wind, der vom Meer her wehte und dachte über mein Leben nach. Da gab es eigentlich nicht viel zu denken, war ich doch erst siebenundzwanzig Jahre alt und hatte bisher wenig schlechte Erfahrungen gemacht. Nach der Ausbildung zum Gärtner war ich immer noch in dem gleichen Betrieb beschäftigt, auch meine Beziehungen ließen sich an einer Hand abzählen. Ich war eben wählerisch und suchte mir meine Partner sehr sorgfältig aus. Manchmal hatte ich zwar das Gefühl, ich würde zu kopflastig sein bei der Wahl, aber das verdrängte ich gern wieder.
    Inzwischen hatte die Sonne den Horizont erreicht, es dämmerte. Ich kehrte um und ging zurück zum Haus. Auf der hinteren Veranda, die Frank zur Raucherzone erklärt hatte, sah ich Nathan stehen und an einer Zigarette ziehen. Wieso er als Medizinstudent rauchte, würde mir ewig ein Rätsel bleiben. Ich ging zu ihm und holte meine eigene Schachtel hervor. Als ich mir die Fluppe zwischen die Lippen schob, hielt Nathan mir auch schon sein Feuerzeug entgegen.
    Schweigend standen wir dann nebeneinander und bliesen den Rauch in die zunehmende Dunkelheit. Nathan produzierte ein paar hübsche Kringel, denen ich bewundernd nachsah. Der Typ war wirklich ein Genie.
    „Sag mal, Nate“, begann ich, „meinst du, das Frank etwas im Schilde führt?“
    Ich warf einen kurzen Blick auf sein unbewegtes Profil und wartete. Die Zigarette war aufgeraucht, ich warf sie in den mit Sand gefüllten Aschenbecher. Die jetzt nutzlosen Hände steckte ich in die Hosentaschen und musterte die Landschaft. Schöne Dünen hatten die hier, überlegte ich.
    „Ganz schön viel Sand“, murmelte Nathan.
    Das mit den Gedanken lesen war wirklich unheimlich. Mir fröstelte, was sicher von der abgekühlten Luft herrührte.
    „Manchmal tut Fränk unbewusst das Richtige.“
    Nathan verließ die Veranda und ich blieb mit der Antwort zurück. Was meinte Nate bloß? Ich folgte ihm ins Haus und warf einen kurzen Blick ins Wohnzimmer. Immer noch wurde dort die Playstation malträtiert und Bier getrunken. Auch Bastian befand sich unter den Spielern, wie ich befriedigt feststellte, also würde ich das Schlafzimmer für mich allein haben. Ich ging weiter den Flur hinunter und in das Zimmer. Der Tag hatte mich ermüdet, die Bettschwere hatte bereits eingesetzt. Ich zog mich aus und legte mich ins Bett, kuschelte mich in die Decke und schloss die Augen.
     
    In der Nacht musste Bastian fast lautlos ins Zimmer gekommen sein. Ich hatte ihn nicht gehört, tief und fest geschlafen. Als ich erwachte, fand ich ihn neben mir vor. Viel zu nah lag er bei mir, schien unbewusst meine Nähe gesucht zu haben. Im Schlaf sah der Zwerg noch süßer aus, als im wachen Zustand. Widerlich süß, entschied ich und betrachtete die langen Wimpern und den weichen Mund. Fast weibisch. Ich schlug die Decke zurück und schob mich vom Bett, langsam, um ihn nicht aufzuwecken.
    Schnell schlüpfte ich in meine Klamotten und verließ den Raum, um in der Küche nach Kaffee zu suchen. Wie nicht anders erwartet fand ich Nathan dort vor, der dabei war, das Frühstück vorzubereiten.
    „Hallo Kaltmamsell“, knurrte ich.
    Nathan grinste, schnitt aber weiterhin seelenruhig Scheiben von einem Laib Brot. Eine Kanne mit Kaffee stand auf der Arbeitsfläche. Ich goss mir einen Becher ein und lehnte mich gegen den Kühlschrank, während ich Nathan bei der Arbeit zusah. Jede seiner Bewegungen wirkte präzise und genau bemessen. Er würde einen guten Chirurgen abgeben, so, wie er die Brotscheiben Millimetergenau abtrennte.
    „Was wolltest du mir gestern mit deinem Spruch sagen?“ Ich sah in meinen Kaffee und blies hinein. Das Zeug war wirklich sehr heiß und roch phantastisch. Nathan hätte Koch werden sollen.
    „Kannst du mir mal die Butter aus dem Kühlschrank geben?“, fragte er.
    Gehorsam drehte ich mich um, nahm ein Päckchen aus dem Schrank und warf es ihm zu. Auch im Fangen war Nathan gut und präzise.
    „Du schneidest die jetzt aber nicht

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