Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
schrecklichen, unheilbaren Krankheit litt. Als einen lebenden Toten. Sie stellte fest, daß es ihr sogar leid tat, daß Shild an dieser ›Krankheit‹ litt, an diesem unstillbaren Verlangen nach Macht. Der Mufti hatte sie stets gut behandelt, und ihr Auftrag hätte weit schlimmer ausfallen können…
Einen übermütigen Moment lang dachte sie daran, an Shilds Vernunft zu appellieren, doch sie ließ den Gedanken ebenso schnell wieder fallen. Der Mufti wußte, daß sie eine intelligente Frau war, und er schätzte diesen Umstand, doch er besaß auch ein Übermaß an männlicher Selbstüberschätzung. Daher würde er niemals einer Frau Gehör schenken, die er als Aushängeschild benutzte, um seine wahren sexuellen Laster zu vertuschen.
Die Flotte hatte die Beobachtungsplattform jetzt beinahe passiert. Es mochte nur noch Minuten dauern, bis sie den Schwerkrafttrichter des Planeten Teth überwinden und in den Hyperraum springen würde, um die erste Etappe ihrer langen Reise in das Y’toub-System anzutreten. Die meisten Sternsysteme im Äußeren Rand lagen weiter auseinander als jene in den Gebieten nahe des Galaktischen Kerns.
Bria ertappte sich wie so häufig dabei, daß sie an Han dachte. Er war sicher längst nicht mehr auf Nar Shaddaa. Er war vermutlich zu seinen Hutt-Herren zurückgekehrt, hatte Shilds Warnung überbracht und sich davongemacht. Han verstand sich gut darauf, auf sich selbst aufzupassen. Er würde sich auf nichts so Verrücktes wie den Versuch einlassen, eine Streitmacht des Imperiums zu bekämpfen.
Oder doch?
Brias Mund wurde plötzlich furchtbar trocken. Sie leckte sich die Lippen, zwang sich zu schlucken und trat dann, auf der Suche nach einer Tasse Stimtee, durch die große Tür in den prachtvollen Empfangsbereich.
Während sie trank, versuchte sie sich immer und immer wieder einzureden, daß Han längst nicht mehr auf Nar Shaddaa weilte und sich vor Admiral Greelanx und seinen Truppen in Sicherheit gebracht hatte. Aber tief im Herzen glaubte sie nicht daran. Bria überfiel plötzlich eine lebhafte Erinnerung an den Corellianer: Als sie beinahe von Sklavenhändlern geentert worden wären, hatte Han nur den Blaster gezogen und entschlossen die Kinnlade vorgeschoben… Sie erinnerte sich an seinen Fluch: »Mich werden die nicht ohne Kampf kriegen!« Dabei standen die Chancen damals ungefähr vierzig zu drei gegen sie…
Brias Hände zitterten so heftig, daß sie die Tasse auf dem Tisch abstellen mußte. Sie schloß die Augen und rang um Selbstbeherrschung. Was, wenn er doch zu kämpfen versucht? Was, wenn sie ihn umbringen? Ich würde es wahrscheinlich niemals erfahren.
Und das war ihre schlimmste Befürchtung…
Captain Soontir Fei stand auf der Brücke des Dreadnaught ›Stolz des Senats‹ und schickte sich an, seinem Kommandeur in den Hyperraum zu folgen. Fei war in seiner grauen Uniform mit den Orden und Rangabzeichen, die für farbige Akzente sorgten, ein imposanter Anblick, der seinen Untergebenen Selbstvertrauen einflößte.
Fei, einer der jüngsten Angehörigen der Imperialen Flotte, die jemals eine Beförderung zum Captain erhalten hatten, war ein großer starker Mann mit breiten Schultern, der über außergewöhnliche Körperkräfte verfügte. Das schwarze Haar, die dunklen Augen und die zerklüfteten, aber beinahe anziehenden Gesichtszüge verliehen ihm das Aussehen eines Mannes, der gerade einem holographischen Rekrutierungsposter der Imperialen Flotte entstiegen war.
Er war ein fähiger und gewissenhafter Offizier und bei seinen Männern sehr beliebt. Er unterhielt eine spezielle Kameradschaft mit seinen TIE-Jäger-Piloten. Soontir Fei war früher selbst TIE-Jäger-Pilot gewesen, und seine Heldentaten und Fähigkeiten waren nahezu legendär.
In gewisser Hinsicht wünschte er sich, in diesem Moment wieder unten im Einsatzraum der TIE-Jäger-Piloten sein zu können, einfach herumzuhängen, Witze zu reißen und mit den anderen tassenweise Stimtee zu trinken. Fei war nicht sehr glücklich über seine gegenwärtige Aufgabe. Zum einen war sein Dreadnaught ein klappriges altes Vehikel, vor allem, wenn man das Schiff mit den neuen imperialen Sternzerstörern verglich. Fei hätte eine Menge dafür gegeben, wenn er eines von diesen Raumschiffen hätte kommandieren dürfen.
Dennoch war er entschlossen, auch an Bord der ›Stolz‹ sein Bestes zu geben. Er hoffte bloß, daß er die Möglichkeit dazu erhalten würde. Er hatte Admiral Greelanx’ Schlachtplan studiert und war davon
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