Han Solos Abenteuer 02 - Han Solos Rache
Blaupelz schaute sich sorgenvoll um und vergewisserte sich, daß der oder die Leute, für die der Tisch reserviert war, nicht aus dem Blauen auftauchen und Einwände erheben würden. Mit einer vielsagenden vierschultrigen Geste der Resignation schaltete er das rote Warnlicht ab. Die junge Frau ließ sich mit zufriedener Miene nieder.
»Das war’s«, sagte Han seufzend zu Chewbacca, der den Zwischenfall auch beobachtet hatte. »Heute wird nicht kassiert. Zlarbs Chef ist so aalglatt, wie Zlarb selbst es gewesen ist.«
Der Wookie grollte wie ein Trommelwirbel in einer tiefen Höhle. Als er aufstand, um nach der Millennium-Falcon zu sehen, fügte er ein mürrisches Nachwort hinzu.
»Wenn du das Schiff überprüft hast«, rief ihm Han nach, »such in den Einstellungshallen der Zünfte herum und beim Hafenmeister. Wir treffen uns später an der Landezone. Schau nach, ob jemand im Hafen ist, den wir kennen; vielleicht kann uns einer etwas sagen. Chewie, wenn wir nicht bald zu barem Geld kommen, können wir nicht einmal mehr Bonadan verlassen. Ich trinke meinen Wein aus, dann sehe ich noch anderswo vorbei, um bekannte Gesichter zu suchen.«
Der Wookie kratzte sich an der zottigen Brust und bestätigte mit einem Hupton in tiefem Baß, daß er verstanden hatte. Als der Kopilot davonschlenderte, trank Han einen Schluck Wein und schaute sich erneut um, in der Hoffnung, ein Nachzügler der letzten Minute könnte ihm Gelegenheit verschaffen, die Zehntausend einzusacken, die jemand ihm schuldete. Aber er sah niemanden, der sich für Tisch 131 zu interessieren schien.
Die Armut erhob sich drohend vor ihm, und er verspürte die fast unabweisbare Gier nach Geld, der er in Zeiten finanzieller Bedrängnis besonders ausgesetzt war. Er vertrieb sich noch einige Minuten damit, seinen Wein zu schlürfen und die junge Frau zu bewundern, die Tisch 131 mit Beschlag belegt hatte. Schließlich drehte sie sich zufällig um und begegnete erneut seinem Blick.
»Glückliche Landungen«, prostete sie ihm zu, und er hob sein Glas in Erwiderung auf den alten Raumfahrergruß. Sie betrachtete ihn prüfend. »Lange unterwegs?«
Er machte ein gleichgültiges Gesicht, weil er nicht recht wußte, woher ihr Interesse kam. »Kein Heimathafen für mich, nur ein Schiff. Das ist einfacher.«
Sie hatte ihren Kelch geleert. »Was ist mit Nachfüllen?«
Ihr lebhaftes, belustigtes Gesicht gefiel ihm, und es ergab nicht viel Sinn, das Gespräch durch hinderndes Pflanzenwerk hindurch weiterzuführen. Er nahm Flasche und Glas mit und setzte sich zu ihr an den Tisch 131.
»Sie und Ihr Freund waren die einzigen anderen, die auf den Tisch hier achteten«, meinte sie, als Han ihren Kelch nachfüllte.
Er hörte auf einzugießen. Sie streckte einen Zeigefinger aus und drückte die Unterseite der Flasche sanft nach oben, um ihr Glas fast bis zum Rand zu füllen. »Das war offensichtlich, wissen Sie«, fuhr sie fort. »Jedesmal, wenn jemand an diesen Tisch trat, machten Sie und Ihr Kumpan den Eindruck, als wollten Sie durch das Laub springen. Ich kenne mich aus, ich kann Mienenspiel sehr gut lesen.«
Han schaute sich nach ihren Gehilfen, Entsatztruppen, Mitarbeitern oder Komplizen um. Niemand in der Halle, den er sehen konnte, achtete aber in besonderem Maße auf sie. Er hatte sich vorgestellt, dem Verbindungsmann eines Sklavenhändlers zu begegnen, jemandem, der hart und bösartig genug war, um von einer der abscheulichsten Unternehmungen, die es gab, reich werden zu können. Diese attraktive, forsche Frau hatte ihn vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht.
Sie schlürfte den Wein. »Mm, köstlich. Wie steht es übrigens auf Lur?« Sie beobachtete ihn jetzt aufmerksam.
Er behielt ein ausdrucksloses Gesicht bei. »Kühl. Aber die Luft ist dort klarer als hier.« Er wischte mit der Hand durch die Luft. »Es weht nicht soviel Rauch herum, wenn Sie wissen, was ich meine.« Er bemühte sich, ganz beiläufig weiterzusprechen, als er fortfuhr: »Nebenbei haben Sie etwas für mich, nicht wahr?«
Sie spitzte die Lippen, als konzentriere sie sich stark. »Da Sie es schon erwähnen, wir haben geschäftlich miteinander zu tun. Aber die große Halle ist ein wenig zu öffentlich, finden Sie nicht?«
»Ich habe mir den Ort nicht ausgesucht. Was schlagen Sie dann vor, Schwesterchen? Eine dunkle Gasse? Vielleicht irgendwo das Ende eines Grubenschachts? Warum sich hier treffen, wenn nicht, um die Sache abzuschließen?«
»Vielleicht wollte ich Sie mir nur bei Licht ansehen.«
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