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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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vernichtet zu werden, Priester, oder mein Volk in ein unaufhaltsames Verderben zu führen. Kurz gesagt: Das Kollegium hat keine Antwort finden können.«
    »Nein, Methi, das müssen wir zugeben.«
    »Ich besitze selbst eine gewisse geistige Autorität.«
    »Du bist die Vizekönigin Phans auf diesem Planeten.«
    »Werden die Priester das respektieren?«
    »Die Priester«, sagte der alte Mann, »sind nicht begierig darauf, daß dieses Problem in ihre Hände zurückgelegt wird. Sie werden deine Entscheidung über das Problem des Ursprungs der Menschen willkommen heißen.«
    »Es ist gefährlich für das Volk, wenn solche Gedanken außerhalb dieses Raums erörtert werden«, sagte Ylith. »Du wirst also nichts von dem wiedergeben, was wir innerhalb dieser Mauern besprochen haben. Du bürgst mir mit deinem Leben, Priester, und mit deiner Seele, daß nichts, was ich hier gesagt habe, weitergegeben wird.«
    Der alte Priester wandte den Kopf und blickte Kurt bedrückt an. »Ich bitte die Methi um Gnade. Diese Kreatur hat nichts Unrechtes getan und deshalb keine Strafe verdient.«
    »Der Mensch hat den heiligen
rhmei
entweiht.«
    »Er hat dort Asyl gesucht.«
    »Hast du es ihm gewährt?«
    »Nein«, sagte der alte Priester.
    »Dann ist es gut«, sagte Ylith. »Du bist entlassen, Priester.«
    Der alte Mann verneigte sich tief und zog sich zurück. Die schwere Tür wurde von waffenklirrenden Wachen aufgezogen und wieder geschlossen. Die Wachen blieben im Raum, nachdem der Priester gegangen war. Kurt hörte sie und wußte, daß sie da waren, aber er zwang sich, nicht den Kopf nach ihnen zu wenden. Er wußte, daß seine Zeit sehr kurz bemessen war, er wollte sie nicht noch mehr verkürzen. Die Methi blickte noch immer auf ihn herab. Die dünnen Goldkettchen schwangen um ihren Kopf, ihr Gesicht war kühl und nachdenklich.
    »Du schaffst nur Schwierigkeiten, wohin du auch gehst«, sagte sie leise.
    »Wo ist Kta, Methi? Sie wollen es mir nicht sagen. Wo ist er?«
    »Sie haben ihn gestern an uns zurückgegeben.«
    »Ist er...«
    »Ich habe mein Urteil über ihn noch nicht gesprochen«, sagte sie, ohne den Blick von ihm zu wenden. »Ich möchte ihn nicht töten. Er könnte für mich sehr wertvoll sein. Und daß weiß er. Ich könnte ihn den anderen Kindern Indras' in Nephane vorweisen und ihnen sagen: Seht her, wir lassen Gnade vor Recht ergehen, wir vergeben die Sünden der anderen, wir sind von gleichem Blut. Kämpft nicht gegen uns.«
    Kurt blickte zu ihr auf, verlor sich sekundenlang in dem Glanz ihrer dunklen Augen und glaubte ihren Worten genauso, wie viele andere ihnen Glauben geschenkt haben würden. Eine irrationale Hoffnung stieg in ihm auf. Es war der sanfte Ton ihrer Stimme ihr Geschick, größte Hoffnungen zu wecken, die Ylith t'Erinas so anziehend machten – und so gefährlich. Gut oder böse, er konnte sich nicht entscheiden, was sie war.
    Ganz anders als Djan, die ein Mensch und deshalb verständlich war, die ihre Macht mit der Rücksichtslosigkeit eines Generals gebrauchte. Ylith war eine Methi, wie sie sein sollte: eine irdische Göttin, die mit der Einsicht einer Göttin handelte und mit einer amoralischen Moralität Wahrheiten schuf.
    Die Erkenntnisse so neu formulierte, wie sie sein sollten.
    Er fühlte eine Ehrfurcht vor ihr, die er noch nie gegenüber einem Sterblichen gespürt hatte. Er wußte, daß sie ihn und Kta so auslöschen konnte, als ob es sie nie gegeben hätte. Er war im
rhmei
der Welt gewesen, hatte neben seinem Feuer gesessen – die Haut an seinen Armen brannte noch immer davon. Wenn Ylith zu ihm sprach, spürte er, wie die dröhnende Stille des Feuers ihn erstickte.
    Er fieberte, und er war zu Tode erschöpft. Er erkannte die Zeichen und hatte Angst vor seiner eigenen Schwäche.
    »Kta könnte dir sehr nützlich sein«, sagte er, »selbst gegen seinen Willen.« Er hatte ein schlechtes Gewissen, als er das sagte. Er kannte Ktas unbeugsamen Stolz. »Elas ist das Opfer einer Methi geworden. Es würde die Familien Nephanes beeindrucken, wenn die andere ihm Gnade erweisen würde.«
    »Deine Worte haben eine gewisse Logik. Und was ist mit dir? Was soll ich mit dir tun?«
    »Ich will leben«, sagte er.
    Sie lächelte ihn mit ihrem Göttinnenlächeln an.
    »Deine Existenz ist beunruhigend für uns. Aber wenn ich dich töte, würde ich das Problem damit nicht lösen. Du würdest trotzdem existiert haben. Was sollte ich über deinen Tod schreiben? Daß wir an diesem Tag eine Kreatur vernichtet haben, die

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