Hanan 1 - Brüder der Erde
Sufaki? Außerdem solltest du doch die Gesetze kennen, t'Ilev. Die Macht einer Methi reicht nicht in die Familien hinein. Die Präzedenzfrage müßte zwischen euren Herden und denen von Indresul entschieden werden. Wie ihr sie löst, ist allein eure Angelegenheit. Ich besitze da keinerlei Befugnis zum Eingreifen. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, daß Ilevin-Indresul über das Meer segeln und sich in die Angelegenheiten von Ilevin-Nephane einzumischen gedenkt. Ich glaube deshalb nicht, daß sich eine Besetzung Nephanes als notwendig erweisen wird.«
»Dein Wort darauf?« sagte Kta.
Die Methi blickte ihn mit einem leicht ironischen Lächeln an. Dann hob sie beide Arme und streckte ihre Handflächen dem Himmel entgegen. »Beim heiligen Licht Phans: Ich habe die Wahrheit gesprochen.« Sie lehnte sich zurück, ihr Gesicht kühl und geschäftsmäßig. »Meine Bedingungen«, sagte sie. »Absetzung von Djan, Auflösung von t'Tefurs Partei, der Tod t'Tefurs selbst, die Treue der Familien gegenüber Indresul und mir. Das ist alles, was ich verlange.«
»Und die Flotte?« fragte t'Ilev.
»Ihr könnt Nephane in etwa einem Tag erreichen«, sagte Ylith. »Ich gebe euch einen weiteren Tag, um das, was ich eben verlangt habe, selbst durchzuführen. Nach Ablauf dieser Frist werden wir in Nephane landen.«
»Du willst, daß wir Nephane für dich erobern?« sagte t'Ilev erschüttert. »Beim Licht des Himmels: niemals!«
»Friede, Herrschaft über eure eigene Stadt – oder Krieg. Wenn wir Nephane selbst erobern, sind wir nicht an unsere Vereinbarungen gebunden.«
»Gib mir ein wenig Zeit«, bat t'Ilev. »Ich muß deine Bedingungen mit den anderen Familien besprechen. Ich kann darüber nicht allein entscheiden.«
»Tu das, t'Ilev. Wie immer eure Entscheidung ausfallen mag, wir geben euch einen Tag Vorsprung nach Nephane. Wenn ihr diese Frist dazu benutzen solltet, die Stadt zum Widerstand gegen uns zu rüsten, werden wir erst wieder auf den Ruinen der Stadt zu unserem nächsten Gespräch zusammentreffen. Wir sind nicht zweimal großzügig, t'Ilev.«
Die Männer verbeugten sich und wandten sich zum Gehen.
»Methi«, sagte Kta.
»Möchtest du mit ihnen nach Nephane segeln?«
»Mit deiner Erlaubnis, Methi.«
»Sie ist gewährt. Bring sie zur Vernunft, t'Elas. Du hast die Chance dazu. Du hast einen Tag Zeit, um dafür zu sorgen, daß deine Stadt überlebt. Ich wünsche dir Erfolg. Es täte mir leid, zu hören, daß es dir mißlungen ist. Möchtest du mit ihm gehen, t'Morgan? Es täte mir leid, wenn wir uns trennen müßten.«
»Ja«, sagte Kurt. »Mit deiner Erlaubnis.«
»Sieh mich an«, forderte sie ihn auf. Und als er den Kopf hob, studierte sie ihn wie eine Kuriosität, die sie vielleicht nicht wiedersehen würde. In ihren Augen stand eine faszinierte Furcht. »Du bist wie Djan-Methi«, sagte sie.
»Wir sind von einer Rasse.«
»Bring mir Djan«, sagte sie, »aber nicht als Methi von Nephane.«
Sie machte eine verabschiedende Geste, und sie traten einen Schritt rückwärts. Jetzt trat Lhe t'Nethim vor, warf sich auf die Knie und verbeugte sich vor der Methi.
»Methi«, sagte er, als sie ihn aufforderte, sich zu erheben, »laß mich mit diesem Schiff nach Nephane segeln. Ich habe dort etwas Dringendes zu erledigen. Mit t'Tefur.«
»Ich brauche dich hier, Lhe«, sagte die Methi leise. »Methi, dies ist eine Angelegenheit meines Herdes.
Du mußt mich gehen lassen.«
»Ich muß? Sie werden dich töten, bevor du Nephane erreichst, und wie willst du dann deine Schuld einfordern? Was soll ich deinem Vater sagen, t'Nethim, wenn ich seinen Sohn in sein Verderben gehen lasse?«
»Es geht um die Ehre der Familie.«
Die Methi biß sich auf die Unterlippe. »Wenn sie dich töten«, sagte sie, »dann wissen wir, wie sie zu unseren Vereinbarungen stehen. t'Elas, du bist Zeuge. Behandelt ihn ehrenhaft, ganz egal, wie eure Entscheidungen ausfallen sollten, ob ihr ihn tötet oder am Leben laßt. Du bist mir dafür verantwortlich.«
Lhe t'Nethim verbeugte sich dankbar vor der Methi. Zusammen mit Kta und Kurt ging er zur Reling der Trireme, wo Ian t'Ilev und seine Männer gewartet hatten, um den Ausgang des Gesprächs abzuwarten.
»Irgend jemand wird ihm den Hals durchschneiden«, zischte t'Ilev Kta zu, als sie sich über die Reling schwangen. »Wieso bestand er darauf, mitzukommen?«
»Er ist Mims Vetter«, sagte Kta.
»Beim Licht des Himmels. Seit wann stehst du schon auf der Seite Indresuls?«
»Vertraue mir. Oder laß
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