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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ist im Anmarsch, und uns bleibt nur wenig Zeit, die Ordnung wiederherzustellen und uns vorzubereiten.«
    »Ich werde es versuchen«, sagte Bel und warf einen verzweifelten Blick auf die verängstigten Leute, die unentschlossen hin und her liefen. Dann sah er den toten Bogenschützen auf dem Pflaster liegen, kniete sich neben ihn und berührte sein Gesicht. Mit einem Kopfschütteln richtete er sich wieder auf.
    Eine junge Frau – es war die Frau, die zuvor aufgeschrien hatte – rannte auf den Toten zu, kniete sich neben ihm nieder und begann verzweifelt zu schluchzen. Bel sagte ihr ein paar Worte, die niemand außer ihr hören konnte, obwohl es totenstill war und man nur das Knacken und Prasseln der Feuer aus den brennenden Häusern hörte. Dann nahm er den Toten auf die Arme und trug ihn zu einer Hauswand, wo er ihn zu Boden legte.
    »Wir werden unsere Toten beklagen, wenn wir Zeit dazu haben«, sagte er. »Jetzt brauche ich die Hilfe aller Männer, um die Feuer zu löschen.«
    »Die Indras haben sie gelegt!« schrie eine der jungen Frauen.
    »Udafi Kafurtin«, sagte Bel mit bebender Stimme, »bei dem Chaos, in das wir Nephane gestürzt haben, kann man wirklich nicht sagen, wer was getan hat. Unsere einzigen identifizierbaren Feinde sind diejenigen unter euch, die nicht helfen, die Brände zu löschen. Kta, Kta! Deine Männer sollen ihre Waffen wegstecken. Wir haben genug von Waffen, von Gewalt und von Bedrohungen in dieser Stadt. Meine Leute sind nicht bewaffnet, also brauchen auch die deinen keine Waffen.«
    »Deine Leute haben aus dem Hinterhalt auf uns geschossen!« rief einer der Indras.
    »Tut, was er sagt.« Kta blickte die Männer so drohend an, daß sie wortlos gehorchten.
    Kta trat auf t'Nechis zu, der den Tod eines Vetters zu beklagen hatte, verbeugte sich tief vor ihm und bot ihm seine Hilfe an. Kurt erschauerte innerlich und erwartete einen Ausbruch von Wut und Haß von dem trauernden t'Nechis.
    Aber in einem solchen Ausnahmezustand war t'Nechis durch und durch Indras und ein Gentleman. Er erwiderte Ktas Verbeugung und sagte ruhig: »Kümmere dich um das, was du zu tun hast, Kta t'E-las. Wir werden ihn nach Hause bringen. Sowie wir ihn zur Ruhe gebettet haben, kommen wir wieder zurück.«
    Gegen Mittag waren die Feuer gelöscht, und die Sufaki, die bei ihrer Bekämpfung geholfen hatten, gingen in ihre Häuser und verriegelten ihre Türen, um den Ausgang der Ereignisse abzuwarten.
    Es war wieder Ruhe in der Straße der Familien. Bewaffnete Männer der Flotte riegelten sie an beiden Enden ab und standen auf den Hausdächern, von wo aus sie die ganze Länge der Straße überwachen konnten. Jetzt wurden die Narben sichtbar, die der Bürgerkrieg hinterlassen hatte: ausgebrannte Gemäuer von Häusern, Berge von Schutt auf den Straßen.
    Kurt verließ Lhe t'Nethim in der Halle von Elas. Der Lord aus Indresul wirkte verstört und niedergedrückt, weil er seinen Fuß in das Haus einer verfeindeten Familie gesetzt hatte.
    Kurt fand Kta vor dem Haus am Straßenrand. Ktas Gesicht war wie auch sein eigenes mit einer dicken Schicht von Ruß und Schweiß bedeckt.
    »Sie haben t'Nechis begraben«, sagte Kta dumpf, ohne Kurt anzublicken. Sie waren schon so lange beisammen, daß sie die Gegenwart die anderen fühlten, auch wenn sie sich nicht sahen. Ohne Ktas Gesicht zu sehen, wußte Kurt, daß es müde und erschöpft aussah und einen Ausdruck von Schmerz und Trauer trug.
    »Geh von der Straße«, sagte Kurt. »Du bist eine Zielscheibe für Bogenschützen.«
    »t'Ranek steht auf dem Dach«, sagte Kta. »Es besteht keine Gefahr. Mehr als die Hälfte von Nephane befindet sich jetzt in unserer Hand, den Göttern sei Dank.«
    »Du hast genug getan«, sagte Kurt. »Geh zu Irain. Aimu wird sicher schon lange auf dich warten.«
    »Ich will nicht zu Irain gehen«, sagte Kta müde. »Bel ist dort, und ich habe keine Lust, ihn zu sehen.«
    »Das wirst du aber früher oder später.«
    »Was soll ich ihm sagen? Was soll ich ihm antworten, wenn er mich fragt, wie es weitergeht? Soll ich ihm sagen: Vergib mir, mein Bruder, aber ich habe einen Pakt mit Indresul geschlossen. Früher hätte ich geschworen, daß so etwas unmöglich ist. Soll ich ihm sagen: Vergib mir, mein Bruder, aber ich habe dein Heim meinen ausländischen Vettern ausgeliefert. Vergib mir, aber ich habe dich in die Sklaverei verkauft zu deiner eigenen Rettung.«
    »Zumindest«, sagte Kurt finster, »werden die Sufaki dieselben Chancen haben, die ein Mensch unter den

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