Hanan 1 - Brüder der Erde
der Sufaki kann er versuchen, dich zum Kampf herauszufordern. Aber du darfst nicht mit ihm kämpfen, auf gar keinen Fall.«
»Kta, ich mag den meisten Dingen eures Lebens ziemlich hilflos gegenüberstehen, aber wenn er mit mir kämpfen will, so ist das etwas, was ich verstehe. Bedeutet das nur einen Kampf, oder meinst du einen Kampf auf Leben und Tod? Ich habe keine Lust, ihretwegen zu töten, aber andererseits will ich auch nicht...«
»Hör mich an, Kurt: Du mußt einen Kampf mit ihm auf jeden Fall vermeiden. Ich bezweifle nicht deinen Mut oder deine Fähigkeiten, aber ich bitte dich um Elas' willen, dich nicht herausfordern zu lassen. Shan t'Tefur ist ein sehr gefährlicher Mann.«
»Soll ich mich einfach abschlachten lassen? Ist er in diesem Sinn gefährlich oder wie sonst?«
»Er ist eine Macht unter den Sufaki, und er will noch mehr Macht, die die Methi ihm hätte geben können. Du hast ihn beleidigt und seine Führungsposition bedroht. Du lebst in Elas, und wir sind Indras-Nachkommen. Bis jetzt hat die Methi mehr auf der Seite der Sufaki gestanden. Sie hat sich mit Sufaki umgeben, ausgewählten Freunden Shan t'Tefurs, was für die Sufaki einen erheblichen Machtzuwachs bedeutet. So erheblich, daß die großen Familien beunruhigt sind. Und plötzlich entdeckt Shan t'Tefur, daß seine Position durch dich ziemlich wackelig zu werden droht.«
Sie gingen eine Weile schweigend. Kurt wurde von Erinnerungen bedrängt, die zunehmend bitterer und peinlicher wurden. Er blickte Kta an. »Du hast mich aus dem Wasser gezogen. Du hast mir alles gegeben, was ich habe. Du bist zu Djan gegangen und hast um mich gebeten. Wenn du das nicht getan hättest, wäre ich... auf jeden Fall würde ich jetzt nicht als freier Mann mit dir die Straße entlanggehen. Also mißverstehe die Frage nicht, die ich dir jetzt stellen möchte. Du hast mir gesagt, daß die Leute seit meiner Ankunft in Nephane wußten, daß ich auf irgendeine Weise mit der Methi verbunden sein würde. Bin ich dazu gedrängt worden, Kta? Bin ich auf sie angesetzt worden, eine Waffe der Indras gegen Shan t'Tefur?«
Zu seiner Enttäuschung beantwortete Kta die Frage nicht sofort.
»Es ist also die Wahrheit?«
»Kurt, du wirst bald in mein Haus einheiraten.«
»Ist es wahr?« wiederholte Kurt.
»Ich weiß nicht, wie ein Mensch solche Dinge hört und auffaßt«, sagte Kta. »Du unterstellst mir Motive, die jedem Nemet völlig fremd sind, und begreifst nicht, was für einen Nemet selbstverständlich ist. Bei allen Göttern, Kurt...«
»Antworte mir.«
»Als ich dich zum erstenmal sah, dachte ich: Er ist von derselben Art wie die Methi. Das läßt sich doch nicht verleugnen. Und ich dachte: Wir wollen ihn gut behandeln, da er ein nettes Wesen zu sein scheint, und vielleicht wird er eines Tages mehr sein, als er heute ist. Und dann kam mir ein Gedanke, dessen ich mich heute schäme: Er könnte deinem Haus Nutzen bringen, Kta t'Elas. Das war nicht richtig, Kurt. Aber damals warst du für mich nur ein Mensch, und für einen Nemet ist das keine Verpflichtung, sich an die Vorschriften der Moral zu halten. Ich weiß, daß ich dich verletze, daß ich dir weh tue, aber so war es nun einmal. Heute sehe ich die Dinge anders und schäme mich für mein damaliges Verhalten.«
»Also hat Elas mich nur aufgenommen, um mich zu benutzen.«
»Nein«, sagte Kta sofort. »Niemals hätten wir dir unsere Tür geöffnet, wenn...«
Er brach ab, als Kurt ihn unentwegt anstarrte. »Sprich weiter«, sagte Kurt, »oder habe ich dich schon richtig verstanden?«
Kta hielt seinem Blick stand. »Elas ist uns heilig. Ich schulde dir die Wahrheit. Wir hätten niemandem unsere Tür geöffnet, weder dir noch einem anderen... Gut, ich will es geradeheraus sagen: Es ist einfach undenkbar, daß ich meinen Herd um irgendeines Vorteils willen einem Menschen zugänglich gemacht haben würde, ganz egal, welche Vorteile uns das bei der Methi bringen würde. Die Gastfreundschaft ist uns heilig. Ich habe dir mein Wort gegeben, und das Wort von Elas ist ebenfalls heilig. Mein Freund, ich habe dich um deinetwillen bei uns aufgenommen. Laß unsere Freundschaft diese Wahrheit überdauern: Als die anderen Familien Elas Vorwürfe machten, weil es einen Menschen in ihren
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aufgenommen hatte, haben wir ihnen einfach geantwortet, daß es besser sei, wenn ein Mensch in einem Haus der Indras lebe als in einem Haus der Sufaki, weil der Einfluß der Sufaki bereits gefährlich angewachsen sei. Und ich glaube, daß
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