Hanan 2 - Weltenjäger
Nas von kleiner Gestalt und namenloser Geburt außerordentliche Intelligenz und einen sehr starken Willen brauchte, um zu überleben. Er hatte die aktiven Schikanen der Dhisaisei und Mejakhs überlebt, und er hatte es nur dank einer Entschlossenheit geschafft, die in keinem Verhältnis zu seiner Herkunft stand. Er bewunderte diesen Wesenszug, wo immer er ihn fand.
»Werden Sie uns helfen?« fragte sie ihn.
Er nahm sie mit in den Lift und setzte ihn nach unten in Bewegung.
»Du gehörst mir, du und dein Freund. Du mußt gehorchen, und ich muß für dich sorgen. Halte du nur den Kopf hoch, hab keine Angst vor Amaut oder vor Menschen. Ich passe auf dich auf.« Die Tür öffnete sich, und sie traten auf die Ebene, wo einmal das Dhis gewesen war, bis jetzt verschlossen und dunkel.
Da war Margaret, die er seit zwei Tagen nicht mehr gesehen hatte. Er lächelte sie nicht an, denn ihre sofortige Zuneigung zu dem Kind brachte ihn aus der Fassung; sie schrie auf, ging der Kleinen mit offenen Armen entgegen, streichelte sie und machte viel Wesens um sie, mit all der beschützenden Zärtlichkeit einer Dhisais gegenüber einem Jungen.
In gewissem Maße war Tejef erleichtert, denn er war sich nicht sicher gewesen, wie Margaret reagieren würde. In anderer Hinsicht war er beunruhigt, denn wenn sie das Kind zu sich nahm, wurde sie als Partnerin ungeeignet, und die Trennung, für die er sich immer noch nicht entscheiden konnte, wurde endgültig. Margaret war die hübscheste der Menschenfrauen, mit prächtigem, dichtem, feuerrotem Haar, das sie gleichzeitig zur fremdartigsten und zur attraktivsten von ihnen machte. Er hatte sie oft im Katasukke genommen, aber es störte ihn, daß sie ihn immer berührte, wenn sie nicht allein waren, und daß sie in einen Gefühlsrausch verfiel, wenn sie es waren.
Sie hatte geweint, als er schließlich mit großem Unbehagen zugegeben hatte, daß er die Emotionen ihrer Rasse in dieser Beziehung nicht verstünde und nicht wußte, was sie von ihm erwartete. Danach hatte er sich gezwungen gesehen, sie aus dem Khara-Dhis zu entlassen, beunruhigt durch die Leidenschaft und die Heftigkeit, die sie in ihm erweckte, und durch die Gefühle, die sie von ihm erwartete. Sie würde sicher nicht standhalten können, wenn er sich vergaß und sie wie eine Nas behandelte. Er würde sie sicher töten und es bitter bereuen, sobald er wieder zu sich kam, denn ihre irritierende Besorgnis war gut gemeint, und er empfand tiefe Zuneigung zu ihr, fast als wäre sie wirklich seiner Rasse zugehörig. Näher wagte er sich nicht an das heran, was sie von ihm wollte.
»Margaret«, sagte er sehr würdevoll, »das ist Arle.«
»Das arme Kind.« Sie legte die Arme um das verwahrloste Mädchen und streichelte es fürsorglich. »Wie ist sie hierhergekommen?«
»Frag sie. Ich möchte es wissen. Sie ist ein Kind, ja? Oder nicht?«
»Ja.«
Er sah die beiden Frauen an, eine war seine erste Partnerin gewesen, die andere ein unreifes Wesen derselben Rasse, und er war tief erregt. Er wußte, daß es ein großer Fehler gewesen war, dieses blasse Geschöpf ins Dhis zu bringen, anstatt sie den Kamethi zuzuweisen, aber nun, da es geschehen war, tat es gut zu wissen, daß das Dhis wenigstens ein lebendes Wesen beherbergte, und daß Margaret, die er verstoßen mußte, nun das Kind hatte, das er ihr nicht geben konnte. Es war eine ehrenhafte Lösung für Margaret. Es war schwer, sie aufzugeben. Das Verlangen regte sich immer noch in ihm, wenn er sie ansah, und auch sie konnte nicht verstehen, warum er sie auf einmal zurückwies. Ihre Augen blickten verletzt und bittend.
»Sie gehört dir«, sagte er ihr. »Ich gebe sie. Du wirst deine Sachen hierherbringen. Sie ist deine Verantwortung – ja?«
»In Ordnung«, sagte sie.
Er wandte sich abrupt ab, um durch die Harachia der beiden nicht mehr beunruhigt zu werden. Er wußte, daß die Tür sich öffnete und wieder schloß, daß das Dhis, wohin kein Mann und kein Nas Kame oder Amaut jemals gehen durfte, auf seinen eigenen Wunsch hin von Menschen besetzt worden war. Er schämte sich für das, was er getan hatte, aber es war nun geschehen, und ein seltsamer, heimlicher Stolz überdeckte das Gefühl der Beschämung. Er hatte eine gewisse kleine Vaikka errungen, nicht allein, indem er Chimele übervorteilte, sondern indem er die Arastiethe erlangte, die sie ihm hatte nehmen wollen. Das Dhis, das dunkel und einsam geblieben war, enthielt nun Licht, Leben und Takei – Frauen; sein kleines Schiff
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