Hanan 2 - Weltenjäger
Bnesych.‹
›Bemühe dich nicht. Gib einem Amaut einen Fußtritt, und er wird sich verbeugen und dir für die Ehre deiner Aufmerksamkeit danken. Du bist ein Nas Kame. Du bittest nicht auf einer Außenwelt: du befiehlst.‹
»Sie können uns helfen«, sagte Aiela, ohne sie zu beachten, »indem Sie uns eine Beförderungsmöglichkeit zum Hafen verschaffen.«
»Ja, mein Herr«, murmelte Bnesych Gerlach, »aber die Noi Kame sagten, Sie sollten hierbleiben. Ist die Unterbringung vielleicht nicht nach Ihrem Geschmack? Die Unterkunft ist von den Menschen verpestet, ja, und wir bitten demütigst um Verzeihung dafür, aber Sie sind erst so kurz bei uns – wir haben Arbeiter zusammengeholt, die das Quartier reparieren und haargenau nach Ihren Befehlen einrichten werden. Alles, was wir für Sie tun können, ist uns wirklich eine große Ehre.«
»Ihre Höflichkeit ehrt Sie.« Die kalliranische Floskel ging Aiela ganz natürlich über die Lippen, und das ärgerte Isande. Die Arastiethe von Ashanome war geschädigt worden; Chimele hätte getobt, wenn sie das gehört hätte. »Aber sehen Sie«, fuhr Aiela, über ihre Einwände hinweggehend, fort, »ich werde hierbleiben. Meine Begleiterin nicht. Deshalb brauche ich eine Beförderungsmöglichkeit zum Hafen, und ich habe es eilig.«
Bnesych Gerlach öffnete und schloß unglücklich den Mund, rollte die Lippen ein und verbeugte sich. Dann begann er Befehle zu geben, scheuchte Toshi und Kleph davon, während er selbst Aiela und Isande nicht von der Seite wich, es erstaunlicherweise schaffte, trippelnd mit ihnen Schritt zu halten und sich dabei noch zu verbeugen und dauernd zu reden, sie ausführlich seiner Unterstützung zu versichern, ihnen seinen Wunsch ans Herz zu legen, den großen Herren günstig empfohlen zu werden und sein Entzücken auszudrücken über die Ehre ihrer Anwesenheit unter seinem Dach, welche er mit einem Gedenkstein in seinem Karsh-Nest auf Shaphar verewigen würde.
Isande, die sich krank und schwindlig fühlte, war voll hilflosen Ärgers über seine Begleitung, beugte sich aber Aielas Wünschen und schickte das Geschöpf nicht weg. Als sie in dem veralteten Seillift ins Tal hinunterfuhren, verlor sich ihre ganze Angriffslust, und sie lehnte sich nur noch gegen Aiela, wobei sie die neuntausend Jahre alte Existenz der Noi Kame verfluchte, die ein Wesen wie sie hervorgebracht hatte.
Im Erdgeschoß kamen sie in eine riesige Eingangshalle mit Glastüren, die auf eine mit Amaut-Fußgängern bevölkerte Straße führten. Ein Hovercraft versperrte die Sicht, hüllte alles in Staub und kam schwerfällig vor dem Gebäude zum Stehen.
»Ihr Wagen«, sagte der Bnesych, als Toshi und Kleph sich ihnen wieder anschlossen. »Nicht wahr, Toshi?«
»So ist es«, sagte Toshi mit einer Verbeugung. »Bitte, begleite unsere ehrenwerten Gäste, Kleph.« Nun begann Kleph mit der Verbeugungsserie, die Aiela ungeduldig abkürzte, indem er dem Bnesych und Toshi höflich zunickte und seine leidende Asuthe zur Tür brachte. Kleph eilte voran, um ihnen die Tür zu öffnen, entwand Aielas Fingern den Koffer, stürzte voraus zur Wagentür und ließ sofort die Stufen für sie herunter, dann kletterte er hinein, nachdem sie sich in dem engen Fahrgastraum niedergelassen hatten.
»Zu welchem Schiff?«
Aiela starrte ihn an. »Zu welchem?«
»Heute mittag ist ein zweites gelandet«, erklärte Kleph und befeuchtete die Lippen. »Ich hatte gedacht, vielleicht – in meiner Anmaßung – vergeben Sie mir, ehrenwerter Herr Nas Kame. Zum ersten Schiff also? Natürlich wollte ich mich nicht einmischen, oh, ganz bestimmt nicht, höchst ehrenwerte Noi Kame. Ich habe nicht die Angewohnheit zu schnüffeln.«
›Ashakh muß zurückgekommen sein‹
, sendete Isande beunruhigt, denn Ashakh war eine unbekannte Größe in ihren Plänen.
»Zum ersten Schiff«, sagte Aiela, und Kleph zog sein Taschentuch hervor und wischte sich das Gesicht ab. Wenn man die Kabine eines Hovercraft nahe aufeinander mit zwei nervösen Amaut teilte, konnte man einen leichten Petroleumgeruch feststellen. Die Reinlichkeit auf der
Ashanome
und die gefilterte Luft dort machten solche Dinge ungewohnt. Die Gerüche nach Amaut und feuchter Erde, Verwesung, nassem Mauerwerk und dem Fluß – selbst Aiela bemerkte dies alles mehr als flüchtig, und für Isande war es einfach widerlich.
Das kleine Fahrzeug verfolgte seinen Weg, ein brummender Donner, der Sandwolken aufwirbelte, die oft die Sicht verdunkelten. Es wurde langsam
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