Hanan 2 - Weltenjäger
mit seiner Hilfe aufzustehen und merkte, daß sie nicht konnte, und dann kam durch ihre Augen ein Bild des zweiten Schiffs, die sich öffnende Luke, eine große, schlanke Gestalt in Schwarz, die herabstieg.
Ein Iduve, auf der Welt, unter Außenseitern.
Selbst Tejef hatte seine Privatsphäre aufrechterhalten; daß sich eine Nasul so exponierte, war unvorstellbar. Sogar mitten in ihrem eigenen Entsetzen kam es den Asuthi gleichzeitig in den Sinn, daß Priamos vielleicht sterben mußte, weil es das gesehen hatte, einen Iduve mitten unter ihnen. Wäre das auf Kartos geschehen, so hätte es eine Panik und Massenselbstmorde gegeben.
›Mejakh!‹
Isande erkannte die Person, und ihre Gedanken wurden zu entsetztem Gestammel. Die Iduve kam auf sie zu. Die Idoikkhei verursachten wieder Schmerz, als Mejakhs Nähe Khasifs Einmischung überwand.
Aiela zog Isande auf die Füße und versuchte, mit ihr wegzurennen. Der Schmerz wurde zu stark. Sie stolperten wieder, versuchten, sich zu erheben.
Eine Schleuse des Basisschiffs öffnete sich, und ein anderer Iduve stieg herab, ohne sich um die Zeugen zu kümmern. Aiela vergaß zu kämpfen, er war durch den Anblick wie versteinert. Es war unglaublich, wie schnell sich die Iduve bewegen konnten, wenn sie sich zum Laufen entschlossen. Khasif überquerte den Zwischenraum und blieb abrupt stehen, noch einige Meter von Mejakh entfernt.
Lärm brach um sie herum aus, Licht: Die Erde bebte, eine Luftwelle fegte Aiela zu Boden, Staub und Steinsplitter regneten auf ihn herab, als er versuchte, Isande zu decken. Erstickender, schwarzer Rauch vermischte sich mit der Dunkelheit: Die Lichter auf dem Feld waren ausgegangen. Amaut strömten hierhin und dorthin, entsetzt schnatternd, auch menschliche Gestalten waren darunter. Starke Lichter von außerhalb des Feldes drangen durch die Rauchwolken und verwirrten mehr als sie nützten.
›Isande!‹
schrie er; aber die Anstrengung, ihr Bewußtsein zu erreichen, tauchte ihn in Dunkelheit und warf ihn aus dem Gleichgewicht: Er fühlte ihren Körper, schlaff, mit kraftlosen Gliedern. Als er seine Hand von ihrer wegzog, war sie feucht, und er wischte sie, krank vor Angst, an seiner Jacke ab.
Hände ergriffen ihn, zogen ihn hoch und versuchten ihn zu bändigen: Menschen. Er feuerte in die Dunkelheit und in den Rauch, ohne zu zielen, und mindestens einer stürzte.
Aber als er wieder frei war und nach Isande suchte, konnte er sie nicht finden. Wo sie hätte sein sollen, war niemand, die Betonfläche war übersät mit Steinen und Staub.
Und ganz nahe donnerte ein Schiff nach oben, seine Doppelscheinwerfer strahlten unheilvoll durch den wirbelnden Rauch.
›Laßt es nicht fort!‹
flehte Aiela die schweigenden Umrisse des Basisschiffs an; aber seine beiden Asuthi waren im Dunkel und hilflos, und das Basisschiff unternahm keine Anstrengung, sich einzumischen. Blitze von Laserwaffen durchbrachen die Dunkelheit. Neue Schatten von menschlicher Größe rasten auf ihn zu. Von dem Hovercraft war keine Spur mehr zu sehen. Es hatte ihn im Stich gelassen.
Er rannte los, stürzte oft, bis ihn das Hämmern in seinem Schädel und die Schmerzen in seiner Seite zwangen, in den Ruinen Schutz zu suchen und neue Kraft zum Laufen abzuwarten.
10
Tejef verließ selten das Schiff. In Anbetracht der Nähe der
Ashanome
hielt er es zu keiner Zeit für klug, sich zu weit vom Kontrollzentrum zu entfernen. Aber die Fracht, die dieses Flugzeug brachte, war etwas Besonderes. Als erster kam Gordon, ein dünner, drahtiger Mensch mit zwei verstümmelten Fingern. Er sah nicht sehr gut aus, aber er war noch viel häßlicher gewesen, als er zum erstenmal gekommen war. Er war der Älteste unter den Kamethi, und seine Befugnisse wurden nur noch von denen Margarets übertroffen.
»Toshi hat etwas zu berichten«, sagte Gordon und deutete auf die kleine Amaut, die das Ausladen von drei Tragbahren überwachte. »Sie kann es Ihnen besser erzählen als ich. Wir hatten Verluste: Brown, Ling, Stavros, alle vermißt.«
»Tot, sagt man. Tot.«
»Ja.«
»Traurig«, sagte Tejef. Die drei waren ihm sehr ergeben und sehr diensteifrig gewesen. Aber seine Aufmerksamkeit galt den dreien, die ausgeladen wurden.
»Ein Mann und eine Frau von Ihrer Rasse«, sagte Gordon. »Und noch eine – sie ist anders. Toshi sagt, sie ist eine Kallia.«
Die Bahren kamen näher, Khasif lag auf der ersten: Tejef blickte in das Gesicht, das fast ein Spiegelbild seines eigenen war und fühlte die heftige Wirkung des
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