Hanan 2 - Weltenjäger
Pflichtbewußt versuchte sie, diese Gedanken zu unterdrücken.
»Khasif ist mir zugetan«, sagte sie. »Sehr sogar. Er wird auf mich hören. Und ich werde mich irgendwohin zurückziehen, wo ich seine und Chimeles Sicherheit nicht gefährde, so daß du durch mich mit der
Ashanome
Verbindung aufnehmen kannst – unverzüglich, wenn es nötig ist. Vielleicht wird Chimele es dulden – und vielleicht haben wir Glück, daß es gerade Khasif ist: Außerhalb von Chimeles Harachia kann er ein sehr hartnäckiger und unabhängiger Mann sein; er könnte sich entschließen, uns zu helfen.«
In anderen Dingen mochte er unbeugsam sein: Auch das fürchtete sie, aber sie würde es riskieren, um ihn geneigt zu machen, Aiela zu helfen. Aiela fing diesen Gedanken mit Bestürzung auf, er brachte ihn beinahe von seinen Plänen ab. Aber für Isande gab es keinen anderen Weg, überhaupt keine andere Hoffnung. Er nahm ihren kleinen Handkoffer von der Kommode und half ihr, den Arm um ihre Taille gelegt, zur Tür. Ihre schwache Hoffnung, daß sie durch Bewegung das Gefühl des Fallens überwinden könnte, verflog sofort; es wurde kein bißchen besser, und sie fürchtete sich vor allem vor offenen Räumen, über denen der Himmel bodenlos gähnte.
Aiela erwartete Kleph draußen. Zu seiner Entrüstung standen da aber drei Amaut und knicksten und verbeugten sich höflich: Kleph hatte Begleitung bekommen. Aiela war überrascht, als er bei einem Amaut in mittleren Jahren und mit beträchtlicher Taillenweite den goldenen Kragenspiegel eines Kommandanten sah. Dieser verbeugte sich besonders tief.
»Verehrter Herr, verehrte Dame«, rief der Amaut. »Sushai.«
»Sushaikhruuss«, erwiderte Aiela die Höflichkeitsbezeugung. »Bnesych Gerlach?«
Wieder die dreifache Verbeugung. »Ich fühle mich höchst geehrt, wirklich höchst geehrt, daß Sie mich erkennen, Herr Nas Kame. Ich bin Gerlach, Sohn des Kor, Sohn des Thagrish, Sohn des Tophash, Sohn des Kor, Sohn des Merkush, in der vierzehnten Generation Sohn des Gomek vom Karsh Gomek.«
Der Bnesych, Statthalter der Kolonie, machte es kurz. Nach der üblichen Form hätte er alle seine Vorfahren aufzählen können. Er hatte aber das Selbstvertrauen eines überaus wichtigen Mannes, denn jeder, der in den Metrosi Handel getrieben hatte, kannte den Karsh Gomek von Shaphar in den Esliph. Das war der größte und wohlhabendste aller Karshatu auf den Kolonialwelten. Gomek hatte schon die Wirtschaft der Esliph unter Kontrolle, und ihr Eindringen in den von Menschen besiedelten Raum war nicht das waghalsige Abenteuer von ein paar Hungerleidern von Kolonisten gewesen. Karsh Gomek hatte die Ausrüstung und die finanziellen Mittel, um das Wagnis rentabel zu machen, sie konnten, mit geringen Kosten für die Gesellschaft, arbeitsverpflichtete Amaut über weite Strecken transportieren, es bedeutete allerdings große Gefahr für die verzweifelten Reisenden und endloses Elend für die Menschen, die fügsam und zäh genug waren, um das Leben von Arbeitern für die Amaut durchzustehen. Dieser Planet konnte zu einer lebensfähigen Basis für weitere Forschungen nach größeren Gewinnen ausgebaut werden. Daniels Artgenossen waren wirklich in Gefahr, wenn der Kampf mit den Iduve sie geschwächt oder in Verwirrung gestürzt hatte. Solange die menschliche Kultur in sich noch Reserven für ein neues und noch ein weiteres Priamos hatte, in dem die Menschen sich gegenseitig ausverkauften, konnten sich die Amaut, die nicht kämpften, weiter ausbreiten.
»Und das«, fügte der Bnesych hinzu und zeigte mit seiner langfingrigen Hand auf eine junge Amautfrau, die neben ihm stand, »ist meine Gehilfin Toshi.«
»Toshi, Tochter des Igrush, Sohn des Toshiph, Sohn des Shuuk vom Karsh Shuuk.« Toshi war mittelgroß und ebenso gutaussehend wie Kleph häßlich war – natürlich nicht nach kalliranischem Maßstab, aber von blassestem Grau. Sie hatte eine flache Brust und einen flachen Bauch, und ihre Haltung war anmutig, aber ihr Stammbaum war wirklich bescheiden, und Aiela hatte einen recht lieblosen Verdacht, auf welche Empfehlung hin der große Bnesych die junge Dame eingestellt hatte.
›Bist du zufrieden mit deinen Verbündeten?‹
Isandes Fremdenfeindlichkeit wurmte ihn, und sie bewegte sich unruhig in seinem Arm. Aus ihrer Sicht waren das klägliche, kleine Geschöpfe, untaugliche kleine Streuner von zweifelhafter Moral.
›Benimm dich gefälligst‹
, feuerte Aiela zurück.
›Ich brauche das Entgegenkommen des
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