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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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nun über alles unterrichtet, was er zu wissen brauchte, er verneigte sich achtungsvoll vor dem bleichen Mädchen mit den starren Zügen und verließ ohne Aufenthalt das Haus.

Einundzwanzigstes Kapitel.
    Er ist hier.
    Ferris warf seine Zigarre weg und sah zu Byrd auf, der vor ihm stand.
    Sie haben also keine Schwierigkeit gehabt?
    Nein. Er benahm sich, als sei er der Aufforderung stündlich gewärtig gewesen. Kaum hatte ich gesagt, daß Sie ihn in Sibley zu sprechen wünschten, so stand er vom Schreibpult auf, wechselte einen raschen Blick mit Herrn Goodman, traf einige Vorbereitungen und erklärte sich bereit, mit dem nächsten Zug abzufahren.
    Hat er keine Fragen an Sie gestellt?
    Doch. Er wollte wissen, ob ich ein Detektiv sei, und als ich dies bejahte, erkundigte er sich, ob er als Zeuge vorgeladen werde. Ich blieb ihm natürlich die Antwort schuldig.
    Lassen Sie ihn eintreten, Byrd! sagte Ferris, seine Schreiberei beiseite schiebend.
    Einen Augenblick später stand der junge Mann vor ihm. Seine kraftvolle männliche Erscheinung verfehlte ihren Eindruck auf den Bezirksanwalt nicht, der Mansell zum erstenmal sah. Entschuldigen Sie, daß ich Sie herbemüht habe,sagte er, ich war gerade zu sehr beschäftigt, um die Reise unternehmen zu können.
    Mansell verbeugte sich stumm, trat an den Tisch, vor welchem Ferris saß, stützte die Hand fest darauf und sagte kurz: Ich stehe zu Diensten – was wollen Sie von mir?
    Genau so hatte Hildreth gesprochen unter ganz ähnlichen Umständen, aber wie verschieden war die Wirkung! Dort kamen die Worte aus dem Munde eines Schwächlings, hier sprach ein starker Mann. Unsicher und zweifelnd blickte Ferris zu Byrd hinüber.
    Ihre Gegenwart hier ist uns von nöten, sagte er, weil wir hoffen, durch Sie über verschiedene Tatsachen Aufschluß zu erhalten, die mit dem gewaltsamen Tode Ihrer Tante im Zusammenhang stehen. Als Frau Klemmens' Verwandter muß Ihnen natürlich daran gelegen sein, daß der Mörder seiner Strafe nicht entgeht.
    Ferris hatte die letzten Worte wie fragend gesprochen. Byrd wartete nicht weniger gespannt als er auf eine zustimmende Aeußerung, die unter allen Umständen fast geboten schien, aber sie erfolgte nicht. Der Bezirksanwalt wählte eine andere Wendung. Als Neffe der Ermordeten, sagte er, und Erbe ihrer kleinen Hinterlassenschaft ist das gewiß Ihr dringendster Wunsch, Herr Mansell?
    Der Angeredete preßte die Lippen aufeinander, er schien die Frage völlig zu überhören. Seltsam: der Mann sollte den Todesstreich geführt haben und war von so strenger Wahrheitsliebe, daß er sich seinen Anklägern gegenüber zu keiner falschen Beteuerung verstehen mochte.
    Ferris drang nicht weiter in ihn.
    Es wird Ihnen bekannt sein, sagte er, daß ein gewisser Valerian Hildreth sich als des Mordes verdächtig in Haft befindet. Die Beweise gegen ihn sind stark, und man zweifelt im allgemeinen nicht daran, daß das Gericht ihn schuldig sprechen wird. Nun ist aber kürzlich auch gegen eineandere Person ein scheinbar ebenso belastendes Beweismaterial beigebracht worden. Um uns zu überzeugen, daß dies nur auf Täuschung beruht, habe ich Sie auffordern lassen, sich hier einzufinden.

    Bei den Worten »eine andere Person« zuckte es krampfhaft in Craik Mansells Gesicht, aber noch ehe der Bezirksanwalt geendet, war er wieder vollkommen Herr seiner selbst.
    Sie haben mir den Namen der neuerdings verdächtigten Person noch nicht genannt, bemerkte er.
    Können Sie ihn nicht erraten? fragte Ferris, der sich eines unbehaglichen Gefühls nicht erwehren konnte, als er den Blick des andern so fest auf sich gerichtet sah.
    Mir scheint, ich habe das Recht, ihn aussprechen zu hören, versetzte jener mit funkelnden Augen.
    Sogleich, Herr Mansell, entgegnete der Bezirksanwalt, seine ruhige Haltung wiedergewinnend; zuvor möchte ich einige Fragen an Sie richten. Es steht natürlich ganz in Ihrem Belieben, mir die Antwort darauf zu verweigern; ich will Sie durchaus nicht dazu verleiten, Angaben zu machen, die Ihnen später leid werden könnten.
    Reden Sie! war die einzige Erwiderung.
    Ich bitte Sie also, mir zu sagen, wo Sie sich befanden, als Sie zuerst von dem Mordanfall auf Ihre Tante hörten.
    An meinem Platze in der Fabrik.
    Und – Sie verzeihen, wenn ich zu weit zu gehen scheine –, waren Sie am Morgen, als sie ermordet wurde, auch ebendaselbst?
    Nein.
    Wenn Sie mir sagen könnten, an welchem Ort Sie sich zu jener Zeit aufhielten, so würden Sie uns eine große Wohltat erweisen, die

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