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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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bestimmt, Craik Mansell ist kein Verbrecher. Ich wußte das von dem Moment an, als er seine Verteidigung zurückzog. Das Kurze und Lange ist, daß er Fräulein Dare für die Schuldige hält und sich den Prozeß machen läßt, um sie zu retten.
    Und wegen ihres Verbrechens an den Galgen zu kommen? fragte Ferris.
    Das nicht; er glaubt, man wird ihm nicht beweisen können, was er nicht begangen hat, und ihn freisprechen. Wäre dies anders, so hätte er sich heute zu dem Verbrechen bekannt, aber das geschah nicht. Er will alles für Fräulein Dare tun, nur nicht lügen. Ich sage Ihnen, der Mann ist unschuldig.
    Also ist Imogen Dare die Mörderin?
    Er hält sie wenigstens dafür. Ich kann Ihnen auch sagen, wie er zu dem Verdacht gekommen ist: ihr Zorn gegen Frau Klemmens gab dem seinigen nichts nach, ihre Worte: »bis morgen kann vieles anders werden«, ließen eine bestimmte Absicht erkennen, der Verlobungsring, den er ihr gegeben, fand sich im Eßzimmer der Ermordeten auf dem Boden – –
    Halt, rief Ferris, der ist ihm aus der Tasche gefallen, die Zeugin hat eidlich versichert, daß sie ihn hineingesteckt hat.
    Wohl möglich: ich will Ihnen ja nur zeigen, daß Mansell an ihre Schuld glaubt. Kaum hat er von der Ermordung seiner Tante gehört, so machte er einen dicken Strich quer über das Bild seiner Geliebten – weshalb tut er das? – es ist kein Wort, keine Zeile zwischen ihnen gewechselt worden, die vermuten läßt, daß sie sich entzweit haben. Er bindet ihre Briefe mit einem Trauerband zusammen, als sei sie gestorben und für ihn auf immer verloren. Was soll das anders bedeuten, als daß er sie für die Verbrecherin hält? – Hat aber Mansell zu irgendeiner Zeit, nachdem der Mord verübt war, diese Ueberzeugung gehegt, so geht daraus sonnenklar hervor, daß er unschuldig sein muß. Denn wer selbst das Verbrechen begangen hat, kann unmöglich glauben, daß ein anderer der Täter ist.
    Das gebe ich zu, meinte Ferris, nur müßte man in seinem Innern lesen können, um zu wissen, was er wirklich glaubt.
    Meiner Ansicht nach hat er es durch seine Taten bewiesen, warf Hickory ein.
    Wären Sie also unter den Geschworenen, Sie würden ihn freisprechen?
    Zuversichtlich und ohne mich zu besinnen.
    Ferris saß eine Weile in Gedanken versunken, schweigend da, endlich wandte er sich an Byrd:
    Warum nur jener Bucklige niemals aufgefunden worden ist, der am Tage der Mordtat ein so großes Interesse erregte, sagte er, wissen Sie denn gar nichts von ihm?
    Byrd machte ein verwundertes Gesicht; doch als ihm klar wurde, was dies Zurückgreifen auf den früheren Verdacht zu bedeuten habe, lächelte er befriedigt vor sich hin. Um die Antwort schien er jedoch einigermaßen verlegen zu sein.
    Wenn er nicht gefunden worden ist, so kommt das wohl daher, daß ich ihn nicht gesucht habe, gestand er endlich offenherzig.
    Haben Sie klug daran getan? fragte Ferris streng.
    Byrd lachte. Wenn Sie ihn brauchen, kann ich ihn auf der Stelle herbeischaffen, sagte er.
    Wirklich? Sie kennen ihn also?
    Sehr genau, Herr Ferris. Ich hätte es Ihnen damals vielleicht gleich sagen sollen, aber bei unserem Beruf gewöhnt man sich so an Heimlichkeiten, daß man manchmal schweigt, wo man reden sollte. Der Bucklige, der an jenem Tage auf den Stufen des Gerichtshauses mit uns sprach, war ein Detektiv, ein Mann, in dessen Angelegenheiten ich mich niemals unaufgefordert mischen würde, kein anderer als unser berühmter – Gryce .
    Ist es möglich, rief Ferris voll Staunen, wirklich Gryce?
    Er selbst; ich erkannte ihn an seinem Blick. Wer so viel mit ihm zu tun gehabt hat, wie ich, kann sich darinnicht täuschen. Weshalb er die Verkleidung trug, wird er selbst am besten wissen.
    Und Sie verschwiegen mir, daß der ausgezeichnete Detektiv an Ort und Stelle war, als der Mord entdeckt wurde? Seine Hilfe wäre unbezahlbar für uns gewesen.
    Wer hätte damals ahnen können, daß wir vor einem so schwierigen und verwickelten Rechtsfall ständen. Zudem verließ Gryce wenige Minuten nachher die Stadt mit der Bahn; er hatte einige wichtige Angelegenheiten vor, ich glaube nicht, daß er sich mit dieser Sache befassen wollte. Wäre ein ernstlicher Verdacht gegen ihn entstanden, dann freilich hätte ich ihn davon in Kenntnis gesetzt, und er würde sich selbst verantwortet haben. Da jedoch die Dinge bald eine bestimmte Wendung nahmen, hielt ich das nicht für nötig.
    Ferris war offenbar unzufrieden, er runzelte die Stirn. Haben Sie Gryce inzwischen gesprochen? fragte

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