Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
an der Oberfläche gekratzt.«
Pellaeon nickte düster. Ja, das paßte in das erwartete Bild. Damit Mufti Disra auf diese Weise vorgehen konnte, mußte es einfach entsprechende dunkle Gegenstücke zu Graemon auf der republikanischen Seite der politischen Grenze geben. »Wie steht es mit Verbindungen zu bekannten Piratenbanden?«
»Bisher keine spezifischen Erkenntnisse über Graemon«, erwiderte Dreyf. »Aber es existiert eine ziemlich sichere Verbindung zwischen General Kyte und jemandem, der definitiv Beziehungen zu den Cavrilhu-Piraten unterhält. Kyte hat unmittelbar im Anschluß an Ihr Treffen mit der Defensivhierarchie auf Muunilinst vor elf Tagen eine Nachricht an diesen Kontakt abgesetzt. Wir gehen dem nach.«
»Ich verstehe.« Kyte gehörte also tatsächlich dazu. Ungeachtet aller Hinweise hatte Pellaeon gehofft, daß er sich irrte. Wenn Flottenoffiziere in verräterische Aktivitäten verwickelt waren, so war dies doppelt schmerzlich. »Ist es Ihnen gelungen, Graemons Kontakte in die andere Richtung zurückzuverfolgen?«
»Bisher noch nicht«, sagte Dreyf. »Er ist allerdings nicht die Spitze der Pyramide – dessen bin ich mir jedenfalls sicher.«
»Nein, das ist er sicher nicht«, stimmte Pellaeon zu. Trotzdem, wer auch immer das fehlende Glied zwischen ihm und Disra sein mochte, es würde wohlweislich im verborgenen bleiben. Vielleicht sogar zu gut versteckt, um von Dreyf mit dessen begrenzten Mitteln aufgespürt zu werden. »Bleiben Sie dran«, fuhr er fort. »Ich will die Fakten, und ich will die Beweise.«
»Ja, Sir«, gab Dreyf zurück. »Wenn ich einen Vorschlag machen darf, Admiral, diese ganzen Geschäftsverbindungen zur Neuen Republik müßten bereits genügen, um Lord Graemon ans Messer zu liefern, wenn es das ist, was Sie wollen.«
»Ich habe kein besonderes Interesse daran, irgendeine spezielle Person ans Messer zu liefern«, erwiderte Pellaeon nicht ganz wahrheitsgemäß.
»Der Handel mit der Neuen Republik mag strenggenommen illegal sein, aber wie Sie wissen, brauchen wir diese Ressourcen so dringend, daß wir uns nicht ernsthaft darum scheren können, ob wir dem Gesetz Genüge tun.«
Abgesehen davon würde sich, so fügte er insgeheim hinzu, dieser offizielle Isolationismus ohnehin ändern müssen, sobald (und falls) seine Friedensinitiative von Erfolg gekrönt sein würde. Aber selbstverständlich hatte Dreyf nicht die geringste Ahnung, daß etwas Derartiges überhaupt im Gange war. »Was ich will – und alles, was ich will –, ist herauszufinden, wer Personal und Geldmittel des Imperiums auf diese Weise manipuliert hat, um dies zu unterbinden«, ergänzte er laut. »Klar?«
»Vollkommen, Admiral«, nickte Dreyf. »Machen Sie sich keine Sorgen, Sir. Ganz gleich, wie tief sie sich eingegraben haben, wir werden alles ans Tageslicht bringen.«
»Da bin ich ganz sicher, Commander«, ermutigte Pellaeon den anderen. »War das alles?«
»Eigentlich schon, Sir, ja«, erwiderte Dreyf, während er einen Datenblock konsultierte. »Ich habe allerdings von einem meiner Leute auf Bothawui, der einer von Lord Graemons Verbindungen dort nachging, einen Bericht erhalten, nach dem es beim Zentralgebäude der Vereinten Clans in Drev’starn zu schweren Ausschreitungen gekommen ist. Offenbar ging es dabei um dieses Caamas-Dokument.«
Pellaeon runzelte die Stirn. »Gibt es weitere Einzelheiten?«
»Bloß daß es zweifelsfrei Opfer gegeben hat«, antwortete Dreyf. »Wir wissen jedoch noch nicht, wie viele Opfer. Anscheinend ist es gerade erst passiert – die Nachricht hat noch nicht einmal die Agenturen erreicht. Es wird wahrscheinlich eine Weile dauern, bis alles aufgeklärt sein wird, aber ich dachte, Sie würden darüber Bescheid wissen wollen.«
»Ja, danke«, erwiderte Pellaeon. »Noch etwas?«
»Nein, Sir, im Augenblick nicht.«
»Sehr gut«, sagte Pellaeon nickend. »Halten Sie mich auf dem laufenden, Commander. Ende.«
Er blieb noch ein paar Minuten vor dem Computerterminal sitzen, starrte auf den leeren Bildschirm und ließ sich die letzte Information durch den Kopf gehen. Die Neue Republik ist instabil, auf lange Sicht bleibt ihr nichts mehr als die Selbstzerstörung. Er fragte sich, wie oft ihm dieser Gedanke während der vergangenen drei Wochen bereits entgegengehalten worden war, seit er seine Kampagne gestartet hatte, die Führer des Imperiums davon zu überzeugen, daß es an der Zeit war, ihre Niederlage endlich einzuräumen. Hundertmal, so schien es ihm, vielleicht noch
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