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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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Hunter und knöpfte die Uniform des toten sepoys auf (der Rock des Knaben fühlte sich allmählich wie ein Schraubstock an seiner Brust an). »Sie sind wild und gefährlich, müssen Sie wissen. Ich meine, die meisten Nabobs nördlich von hier sind nur dem Namen nach den Briten gegenüber loyal. Hier und da gibt es ein paar Hügelfestungen – größtenteils isolierte Orte. Orte, bei denen John Company so tut, als habe er sie der Regularien der Company unterworfen, aber die örtlichen Herrscher verhalten sich, wie sie es schon immer getan haben. Allerdings ist jetzt vielleicht keiner von ihnen mehr ein Freund der Briten.« Er zuckte zusammen, als er sich mühsam den Rock auszog. »Wenn sie es überhaupt je gewesen sein sollten.«
    Lilian nickte. Im Schein des Feuers machte sie sich daran, ihr Messer an einem Wetzstein zu schleifen, den sie aus einem Winkel ihres Gepäcks hervorgezogen hatte.
    »Natürlich befinden sich die meisten dieser Hügelfestungen wenigstens eine Wochenreise entfernt, und es geht über das raueste Gelände, das sich in ganz Indien findet«, fuhr Mr Hunter fort. »Ich hatte sowieso vor, nach Norden zu reisen, wissen Sie, sogar bevor … bevor sich zugetragen hat, was sich zugetragen hat. Ich muss die Lage sondieren, bevor ich eine richtige Expedition zusammenstelle – Träger und Gepäck und so weiter.«
    Lilian sagte nichts, sondern prüfte die Klinge mit dem Finger.
    »Ja, ein Erkundungsritt sozusagen. Ich muss ein paar neue Rhododendronarten finden – zu Hause können sie einfach nicht genug davon kriegen, wissen Sie? Ein paar niedrigwüchsige wären ideal. Dieser Winkel Indiens ist so abgelegen, wie es nur eben geht – na ja, jedenfalls sobald wir erst einmal ein paar Tage gereist sind –, und niemand ist dort gewesen, um zu sehen, welche botanischen Schätze es gibt. Ich hege große Erwartungen.«
    Lilian nickte.
    »Es ist der ideale Ort, um sich zu verstecken, und der ideale Ort, um zu finden, wonach ich suche. Mir winkt mit Sicherheit ein kleines Vermögen, wenn ich Varianten finde, die den Transport gut vertragen und sich zu Hause züchten lassen.« Mr Hunter zuckte mit den Schultern. »Selbstverständlich ist es schade, dass ich all meine Sachen zurücklassen musste, aber Sie scheinen gut ausgerüstet zu sein. Auf jeden Fall sehe ich nicht, was wir im Moment sonst tun könnten. Weitere Vorräte können wir uns in Dörfern besorgen, durch die wir reisen – die meisten werden allerdings noch keine weißen Gesichter gesehen haben, wir werden also vorsichtig zu Werke gehen müssen.« Er rieb sich die Hände. »Die Gegend ist ein wahrer Garten Eden, Lily«, sagte er. »Sie werden sich verlieben.«
    »Da bin ich mir ganz sicher«, erwiderte Lilian.
    »Das wäre also beschlossen«, sagte Mr Hunter.
    Lilian nickte erneut.
    Mr Hunter seufzte. Dies war eine neue, wortkarge Lilian, die er zuvor noch nicht kennengelernt hatte. Er wunderte sich, was mit ihr los sein könnte, auch wenn es ihm nicht in den Sinn kam nachzufragen. Stattdessen nahm er an, dass die Schrecknisse, die sie mitangesehen hatte, zu anstrengend gewesen seien, und ging zu belanglosen Bemerkungen über ihre Fähigkeiten im Lageraufschlagen über. »Wo haben Sie gelernt, auf diese Weise ein Feuer zu entfachen?«
    »Wenn ich malen gehe, habe ich immer eine Zunderbüchse dabei«, sagte Lilian mechanisch. »Ich finde eine Tasse Tee höchst erfrischend. Möchten Sie eine?«
    »Haben Sie nichts Stärkeres?«
    »Brandy.«
    Mr Hunter hob die Augenbrauen. »Brandy?«
    Lilian kramte erneut in ihrem Gepäck. Sie warf ihm eine Flasche zu. »Von meinem Ehemann.«
    Mr Hunter trank einen Schluck. Er hustete und schielte nach dem Etikett. »Ihr Ehemann hatte einen kostspieligen Geschmack.«
    »Das konnte er sich leisten, dank des Geldes, das mein Vater ihm gegeben hat. Trinken Sie nicht alles. Ich habe ihn zu Heilzwecken mitgenommen.«
    »Muss ich denn nicht heilen?«, fragte Mr Hunter verstimmt. Er rieb sich die Schulter und berührte seine immer noch vor Schmerzen pochende Nase mit den Fingern. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht nachzufragen, wie es seinen Verletzungen ging. »Wissen Sie, ich komme mir ziemlich fiebrig vor«, sagte er.
    »Sie erinnern mich an meinen Mann«, sagte Lilian und stocherte im Feuer herum. »Er hat sich immer unwohl gefühlt. Fieber ist eines seiner Lieblingsleiden gewesen.«
    Mr Hunter trank hastig einen weiteren Schluck Brandy. Er schmeckte ein wenig eigenartig, wenn er einmal darüber nachdachte, auch wenn

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