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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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reinigen.
    »Und hör auf, mit dem Gewehr herumzuhantieren. Man könnte dich glatt für einen sepoy halten.«
    Lilian sah ihren Ehemann vorwurfsvoll an. Seine dichten rotblonden Haare hatten ihren Glanz verloren und umhüllten seinen Schädel wie ein matter, wollener Helm. Seine Augen waren eingesunken und stumpf, von Augenringen und grauem, verschrumpeltem Fleisch umgeben, als sauge die heiße Brise ihm allmählich die Feuchtigkeit aus. Seine Haut war von rosafarbenen Flecken übersät, und da seine Morgenwäsche hastig ausgefallen war, waren seine hohlen Wangen hier und dort mit unrasierten Bartstoppeln gesprenkelt. Unter seinem Ohr waren Blutstropfen aus einer Schnittwunde angetrocknet.
    »Was ist nur los mit dir, Selwyn?«, fragte sie. Vor ihrem fluchtartigen Weggang aus England hätte sie niemals so mit ihm gesprochen. Schließlich hatte er ihr gesagt, dass ihm ihre stillschweigende Ergebenheit am besten gefallen habe, als er sie zu seiner Braut erwählte. Als wüsste sie nicht, dass ihr Vater ihm an ihrem Hochzeitstag eine großzügige Summe ausbezahlt hatte. Wie dem auch sei, dachte sie, wenigstens ermahnte Selwyn sie nicht mehr ständig, dass sie von Glück reden könne, überhaupt einen Ehemann gefunden zu haben.
    »Denk an deine Pflicht und rede respektvoll mit deinem Ehemann«, fuhr er sie jetzt an, als könne er ihre Gedanken lesen. »Wo ist deine Dankbarkeit? Wo, glaubst du, wärest du ohne mich? Ich meine, ohne meine großmütige Arbeit im Magdalene Asylum bei Dr. Cattermole hätte dein Vater vielleicht nie einen so geeigneten Ehemann wie mich gefunden, oder einen mit Verständnis dafür, wer und was du bist.«
    Lilians Gesicht verfärbte sich erst rot, dann weiß. Sie packte das Gewehr, mit dessen Reinigung sie beschäftigt gewesen war, und bekämpfte den Drang, ihrem Ehemann ins Gesicht zu schießen. Wie wenig er doch wusste! Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, auf Selwyns höhnische Bemerkungen einzugehen. Stattdessen senkte sie den Blick und machte sich daran, ihre Reinigungsutensilien einzupacken.
    Selwyn hustete niedergeschlagen und kramte in seiner Tasche nach einem Taschentuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. »Verzeih mir, meine Liebe«, sagte er. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Gewiss reflektierst du jeden Tag über deine Charakterschwächen und die unglücklichen Folgen deines Handelns. Selbstverständlich ist mir klar, dass deine Dankbarkeit zeitweise so tief ist, dass sie sich kaum bemerkbar machen kann.« Er tupfte sich die Stirn ab und musterte anschließend das feuchte Taschentuch. »Hier fühle ich mich unwohl«, murmelte er. »Vielleicht bekomme ich einen Hitzschlag.«
    »Aber du bist doch kaum draußen gewesen«, sagte Lilian, die sich abwandte, um ihn nicht ansehen zu müssen.
    »Dann eben die Cholera.«
    »Das ist absurd.«
    »Typhus.« Selwyn sank stöhnend in seinen Sessel zurück. »Das muss es sein.«
    »Unsinn«, sagte Lilian. »Vielleicht Malaria.«
    »Malaria?« Selwyn sah überrascht drein. Daran hatte er nicht gedacht. »Ist das tödlich?«
    »Kann es sein. Zittern deine Hände?«
    »Nein.« Er streckte die Hände aus. Während er sie anstarrte, fingen sie zu zucken an. »Ja, ja, tun sie!«, schrie er. »Sieh nur!«
    »Wirklich, Selwyn, du bist so etwas von beeinflussbar.« Lilian seufzte. »Wie dem auch sei, das hier ist das Ende unserer Reise. Im Laufe des Tages werden wir in Kushpur eintreffen. Dort kannst du zum Arzt gehen«, fügte sie ein wenig versöhnlicher hinzu.
    »Ich bin am Sterben, und dich lässt das völlig kalt.« Er klang gereizt. »Wir hätten nie herkommen sollen. Ich weiß selbst nicht, was ich mir dabei gedacht habe.« Er stöhnte und kratzte sich erneut an den Händen. »Diese höllische Hitze bringt mich noch um. Ich hätte diese Gemeinde in Kirkcudbright übernehmen sollen, und damit wäre der Fall erledigt gewesen.«
    Allerdings, dachte Lilian. Sie erinnerte sich noch daran, wie er seine Absicht kundgetan hatte, Missionar werden zu wollen. Es war am Tag nach ihrer Hochzeit gewesen. Er hatte das erste Mal mit ihr geschlafen, und nun, da es ihm endlich gelungen war, seinen Samen an der gewünschten Stelle zu ergießen anstatt auf dem Bettlaken, hatte er, von frischem Selbstbewusstsein erfüllt, seine Ankündigung gemacht. Afrika war seine erste Wahl – wilder und ungezähmter als jeder andere Kontinent, hatte er aufgeregt gesagt, ein geheimnisvoller Ort, voller Wilder, und Heiden

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