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Handbuch für anständige Mädchen

Handbuch für anständige Mädchen

Titel: Handbuch für anständige Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Di Rollo
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aufschneiden würde.
    Da sie sich auf einmal töricht vorkam, befreite sie sich aus der Umarmung des Fotografen. »Das reicht jetzt aber.«
    Mr Blake ergriff sittsam ihre Hand. »Sollen wir es Ihrem Vater sagen?«
    »Wir werden abwarten«, sagte Alice.
    »Meinen Sie, er wird dagegen sein?«
    »Er wird seinen Kurator einbüßen. Natürlich wird er dagegen sein.«
    »Ach.« Er klang enttäuscht.
    »Oh, Geld ist dabei nicht zu holen, Mr Blake, abgesehen von dem, was Sie haben, und dem kleinen Betrag, den mir meine Mutter vermacht hat.«
    »Oh. Sind Sie sicher? Ich meine, vielleicht wird Ihr Vater sich freuen. Er muss doch gewisse Vorkehrungen für Ihre Heirat getroffen haben.«
    »Es gibt keinerlei ›Vorkehrungen‹. Und ich hege nicht die Absicht, wie Lilian zu enden. Ich will eine juristische Vereinbarung.«
    »Aber was mein ist, wird Ihnen gehören …«
    »Das stimmt nicht, und Sie wissen es, was auch immer Sie im Moment Gegenteiliges behaupten mögen. Laut Gesetz wird alles, was ich habe, für immer Ihnen gehören – Geld, Grundbesitz, sogar Kinder –, es sei denn, Sie willigen vor unserer Eheschließung ein, dass dies nicht der Fall sein wird. Aber Ihr Geld ist immer das Ihre. Es sei denn, Sie sterben natürlich.«
    Mr Blake betrachtete Alices geschmeidige Taille. Seit Monaten hatte er keine Frau mehr angefasst, nicht mehr, seit er das letzte Mal mit Mrs Cattermole allein gewesen war. »Alles, was ich möchte, ist, ein liebender Ehemann zu sein«, hauchte er und küsste Alices Finger.
    Alice schnaubte verächtlich.
    »Also wirklich«, sagte er gereizt, »können Sie denn kein Kompliment annehmen? Und Sie müssen mir auch nicht drohen, um mich dazu zu bringen, in etwas einzuwilligen. Wovor haben Sie Angst? Warum können Sie mir nicht vertrauen? Ich hätte Ihnen selbst einen Antrag gemacht, wissen Sie, bloß dachte ich nicht, dass Sie ihn annähmen. Ich meine, manchmal sind Sie ziemlich unnahbar. Ich würde alles für Sie tun, Miss Talbot. Alice. Überallhin gehen. Sie müssen es nur sagen.«
    »Indien«, sagte Alice. »Das sage ich. Dorthin werden wir gehen.«
     
    Mr Blake fand die Machete und gab sie Alice zurück. Er hatte keine Lust, sich den restlichen Abend wie ein Kuli im Tropendschungel des Treibhauses abzuplagen.
    Er ging langsam durch schlecht erleuchtete Korridore, bog bei den Rüstungen rechts ab und links an der Teakholzregistratur, bis er seine Zimmertür erreicht hatte.
    »Da sind Sie ja!«, rief Mrs Cattermole und sprang von seiner Bettkante auf. »Ich wollte fast schon wieder gehen. Ich kann nicht lange bleiben. Nicht dass es Dr. Cattermole auffiele, aber Mr Talbot ist sehr aufmerksam gewesen und wird bestimmt nachfragen, wo ich gewesen bin.« Sie kam mit gereizter Miene auf ihn zu. »Vor ein paar Monaten hätten Sie sich nicht auf diese Weise vor mir versteckt. Ja, Sie hätten mich kaum ausreden lassen, bevor …« Sie warf ihm einen neckisch verschämten Blick zu und seufzte tief, als fiele ihr gerade wieder ein, dass ihr Busen am unwiderstehlichsten war, wenn er sich gegen die Zwänge des Kleiderstoffes hob.
    Mr Blake beäugte die beiden Hügel weichen weißen Fleisches, die sich über dem Ausschnitt von Mrs Cattermoles Mieder hoben und senkten. Hatte sie schon immer derart unziemlich tief ausgeschnittene Kleider getragen? Er erinnerte sich nicht. Früher hätte er einen Satz durch das Zimmer gemacht und begierig eine Hand zwischen diesen warmen Fleischkissen vergraben, um sie herauszuheben, als hole er ungebackene Brotlaibe aus ihren Formen. Diesmal schloss er jedoch die Augen und wandte sich ab.
    »Mrs Cattermole, Sie sollten wirklich zu Ihrem Gatten zurückkehren. Er fragt sich gewiss schon, wo Sie sind.«
    »Dem fällt gar nicht auf, wo ich bin.«
    »Ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt.«
    Mrs Cattermole schüttelte ihre goldenen Locken, sodass sie im Kerzenlicht glänzten. »Sie sehen blass aus«, stellte sie fest. »Und Sie haben dunkle Ringe unter den Augen.« Sie betrachtete ihn. »Ich hoffe, Miss Talbot ermüdet Sie nicht allzu sehr in ihrer Dunkelkammer.«
    Mr Blake errötete. Es war in der Dunkelkammer gewesen, als Mrs Cattermole sich ihm zum ersten Mal hingegeben hatte, indem sie sich neben ihn zwängte, als ihr Mann außer Haus war, und von »den Dämpfen« überwältigt vorsätzlich in seine Arme sank, ihm ins Ohr hauchte, er müsse ihr Kleid lockern … nur noch ein kleines bisschen mehr … ein kleines bisschen mehr, damit sie atmen könne … Ihr Mieder hatte sich wie

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