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Handbuch für Detektive - Roman

Handbuch für Detektive - Roman

Titel: Handbuch für Detektive - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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beruhigen, bis der Putzmann sich die Tränen von den Wangen wischte. Dann gab er wieder sein pfeifendes Schnupfen von sich und begann sich an den Papieren auf seinem Schreibtisch zu schaffen zu machen.
    «Und was am allerkomischsten ist», sagte Lamech.
    «Ja, was denn?»
    «Ich hab Hoffmann gerade gesehen.»
    «Gerade eben?»
    «Komme direkt von ihm.»
    «Machen Sie keine Witze. Was hatte er denn zu sagen?»
    «Hauptsächlich jede Menge Kokolores. Bei einer Sache habe ich allerdings aufgehorcht. Es ging um unsere Standardmethoden. Er behauptete, die Agentur habe das Kapitel achtzehn überhaupt nicht erfunden. Und dass es Traumüberwachung schon vor unserer Arbeit gegeben habe. Er sagte, er habe sie nicht von uns gestohlen, sondern umgekehrt.»
    Arthur setzte seine Brille wieder auf.
    «Das bringt mich auf einen Gedanken», sagte Lamech.«Möglicherweise bereitet es uns nicht nur Kummer, dass Hoffmann zu tief in Sivarts Gedanken eindringen könnte. Vielleicht bringt es uns mehr in Schwierigkeiten, wenn Sivart zu weit in seine Gedankenwelt vordringt.»
    Arthur nickte bedächtig. «Nun, Ed, Sie verstehen wirklich etwas von Ihrem Handwerk. Schauen Sie, ich habe Greenwood damals in der Anfangszeit des Wanderzirkus kennengelernt, lange vor dem Fall mit dem ältesten Mordopfer der Welt, als Hoffmann und sie noch ihre kleine Bühnenrevue hatten. Man suchte ihr Zelt auf, um sich seine Zukunft voraussagen zu lassen, aber dann versetzte Cleo den Besucher in einen Tiefschlaf, und Hoffmann kam hinzu und guckte einem tief ins Hirn.»
    «Aha, verstehe ich», sagte Lamech. «Eine nette kleine Erpressung. Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie denen auf den Leim gegangen sind?»
    «Das geschah erst, nachdem ich mir diese Verkleidung hier schon ausgedacht hatte. Deshalb habe ich auch all diese Veränderungen eingeführt, all diese Regeln aufgestellt – ich musste so viel verbergen, wie ich nur konnte.»
    Lamechs Kiefer waren fest zusammengebissen. «Hoffmann hätte sowieso herausgefunden, was wir vorhatten.»
    «Ich weiß, ich hätte es Ihnen sagen müssen, Ed. Aber das Ganze ist eher etwas Persönliches und nicht bloß ein Job. Wissen Sie, Cleo und ich sind uns später näher gekommen. Wir waren blutjung. Wir haben uns verliebt. Doch die einzige Chance, uns zu treffen, ohne dass Hoffmann etwas davon erfuhr, bestand darin, sich in der schlafenden Welt, drüben im Schlummerland, zu verabreden. Was habe ich um sie geworben! Ich habe sie dazu überredet, mir beizubringen, wie man es macht, damit ich auch zu ihr hinüberkonnte, wenn Sie verstehen, was ich meine.
    Hoffmann hat Ihnen die Wahrheit gesagt, Ed. Dieser Caligari hat ihm die Traumüberwachung beigebracht, obwohl er das sicher auch anders genannt hätte. Dann hat Hoffmann es Cleo beigebracht und sie anschließend mir. Mir und der Agentur. Natürlich ist aus uns nichts geworden. Es wurde zu kompliziert, nachdem wir erst einmal in verschiedenen Lagern gelandet waren.»
    Lamech ließ dies alles auf sich wirken. «Muss jetzt seltsam für sie sein», sagte er. «Ihr früherer Freund, der sie den ganzen Tag lang überwacht.»
    «Bald habe ich sie zur Strecke gebracht, Ed. Sie verbirgt etwas vor mir. Ich weiß nicht, was es ist, aber lange kann sie es nicht mehr für sich behalten. Ich habe meine Scheinwerfer voll auf sie gerichtet, und allmählich macht sie schlapp.»
    Lamech blickte sich im Zimmer um und sagte: «Da ist es wieder.»
    «Was denn?»
    «Ich hab etwas gehört. Nicht hier. In meinem Büro.»
    Arthur wedelte mit der Hand. «Das bin bloß ich.»
    Lamech warf ihm einen argwöhnischen Blick zu, und nach einer Weile zuckte Arthur mit den Schultern.
    «Ed, ich bin in Ihrem Büro.» Es schien ihn zu verstimmen, dass er diese Erklärung abgeben musste. «In der ganzen Zeit, die ich momentan hier drinnen verbringe, habe ich an meiner Schlafwandlerei arbeiten müssen. Ich muss ja an vielen Orten auftauchen, wissen Sie.»
    «Kommen bloß mal vorbei und leeren den Papierkorb, vermute ich.»
    «Das ist richtig», sagte Arthur. «Komme vorbei und mache ein bisschen sauber.»
    Lamech setzte seinen Hut auf. «Dann kann ich ja genausogut wieder gehen. Und wenn ich gehe, gebe ich Ihnen nur locker die Hand.»
    «Die Tür ist abgeschlossen», sagte Arthur. «Sie wachen erst auf, wenn ich aufwache.»
    Lamechs Kiefer mahlten wieder, obwohl er jetzt eher nachdenklich als wütend wirkte.
    «Sie sind für mich wie ein Onkel gewesen», sagte Arthur. «Haben mir alles gezeigt, als ich hier anfing.

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